Stellantis-Einstieg bei Leapmotor
Chinesen starten in Europa mit zwei Modellen

Um sein China-Geschäft zu stärken, war Stellantis mit 1,5 Milliarden Euro beim chinesischen E-Auto-Bauer Leapmotor eingestiegen. Ab Herbst 2024 bringt das Gemeinschaftsunternehmen erste China-E-Modelle auf den europäischen Markt. Später ist sogar eine Produktion in Europa denkbar.

03/2024 Leapmotor T03 Elektro Kleinwagen China
Foto: Leapmotor

Der Stellantis-Konzern ist seit Oktober 2023 mit einer Investition in Höhe von 1,5 Milliarden Euro strategischer Anteilseigner beim chinesischen Autobauer Leapmotor. Mit der Investition übernahm Stellantis 20 Prozent am chinesischen Autobauer und erhielt zwei Sitze im Board of Directors.

Die Partnerschaft zielt darauf ab, den Absatz von Leapmotor in China, dem weltweit größten Markt, weiter anzukurbeln sowie ein wettbewerbsfähiges und effizientes Innovationszentrum für Elektromobilität in China und weltweit zu schaffen. Gleichzeitig soll die globale kommerzielle Präsenz von Stellantis dazu dienen, den Absatz der Marke Leapmotor in anderen Regionen – zunächst in Europa – deutlich zu beschleunigen. Stellantis beabsichtigt, das EV-Ökosystem von Leapmotor in China zu nutzen, um die zentralen Elektrifizierungsziele des Strategieplans "Dare Forward 2030" zu erreichen. Dabei besteht die Möglichkeit, weitere für beide Seiten vorteilhafte Synergien auszuloten.

Der große E-Ratgeber

Große Pläne für China und die Welt

Das Leapmotor International getaufte Joint Venture, an dem Stellantis 51 Prozent der Anteile hält, nimmt seine Geschäftstätigkeit in Europa ab September 2024 auf. Für die Markteinführung der ersten Modelle in Europa – zunächst in Frankreich, Italien, Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Portugal, Belgien, Griechenland und Rumänien – will das Joint Venture die Vertriebskanäle von Stellantis nutzen.

Das Gemeinschaftsunternehmen besitzt die exklusiven Rechte für den Export und den Verkauf sowie die Herstellung von Leapmotor-Produkten außerhalb Chinas. Bis Ende des Jahres sind 200 Vertriebsstellen geplant. Bis 2026 sollen daraus bereits 500 werden, um ein hohes Service-Niveau für die Kunden zu gewährleisten. Ab dem vierten Quartal ist eine Expansion in die Regionen Indien und Asien-Pazifik sowie Naher Osten, Afrika und Südamerika vorgesehen.

Zwei E-Modelle für Europa

Die ersten Modelle, die zu den europäischen Kunden rollen, sind der elektrische Kleinwagen Leapmotor T03 (siehe Fotoshow über dem Artikel) und der elektrische Mittelklasse-SUV Leapmotor C10. Für die kommenden drei Jahre sind die Einführung von mindestens einem weiteren Modell pro Jahr geplant.

Der C10 basiert auf der selbst entwickelten LEAP3.0-Technologiearchitektur von Leapmotor und verfügt über eine zentrale integrierte elektronische und elektrische Architektur sowie CTC-Zellen-zu-Chassis-Technologie. Die WLTP-Reichweite wird mit bis zu 420 Kilometern angegeben. Den fünftürigen T03 preist Stellantis an als elektrisches Stadtauto im A-Segment mit einer Reichweite von 265 Kilometern (gemäß WLTP) und einem Innenraumangebot, das vergleichbar mit dem B-Segment ist. Mit dem Leapmotor T03 könnte Stellantis die passende Antwort auf den Dacia Spring liefern. Der T03 hat dem Dacia Spring einen größeren Akku mit höherer Reichweite, eine deutlich höhere Motorleistung und moderne Assistenzsysteme voraus. In China wird der T03 zu Preisen ab umgerechnet rund 10.000 Euro angeboten.

Produktion in Europa denkbar

Zum Thema europäische Produktion schweigt sich der Stellantis-Konzern in der aktuellen Mitteilung aus. "Automotive News Europe" hatte mit Bezug auf Insider Mitte Februar 2024 über den möglichen Bau von Leapmotor-Modellen im italienischen Fiat-Werk in Turin berichtet. Im Werk Mirafiori könnten demnach jährlich rund 150.000 Elektroautos für den Kooperationspartner gefertigt werden. Die Produktion könnte 2026 oder 2027 starten. Gegenüber dem Fachblatt hatte Stellantis-Chef Carlos Tavares angekündigt, dass sein Unternehmen Leapmotor-Fahrzeuge produzieren könne, wenn es ein Geschäftsmodell dafür gebe.

Die mögliche Produktion von Leapmotor-Autos in Europa gehört zwar zur Vereinbarung, ist allerdings wohl eher ein Nebeneffekt der Zusammenarbeit, die Stellantis in erster Linie den Zugang zum chinesischen Automarkt sichern soll. Die mögliche Fertigung in Italien ist wohl eher vor dem Hintergrund zu sehen, dass Stellantis mit der italienischen Regierung eine Produktionssteigerung von 750.000 auf eine Million Autos pro Jahr bis Ende des Jahrzehnts vereinbart hat.

Im März 2024 hatten sich die Gerüchte über eine Stellantis-Produktion von Leapmotor-Fahrzeugen für Europa verdichtet. Das "Handelsblatt" berichtet von Insider-Informationen, denen zufolge bereits im zweiten Quartal 2024 mit der Fertigung des Leapmotor T03 im polnischen Stellantis-Werk Tichy begonnen werden soll. In dem Werk werden aktuell unter anderem der Jeep Avenger und der Fiat 600e produziert.

Für die schnelle Umsetzung einer Produktion des Leapmotor T03 soll eine Fertigung aus Komponenten geplant sein, eine sogenannte CKD (Completely Knocked Down) Produktion. Auf diese Weise ließen sich auch die von der EU bereits laut angedachten Importzölle für chinesische Elektroautos umschiffen.

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Fazit

Um sein China-Geschäft anzukurbeln, ist der Stellantis-Konzern im Oktober 2023 beim lokalen Elektroauto-Hersteller Leapmotor eingestiegen. Das Potenzial auf dem weltgrößten Automarkt ist riesig; Stellantis ist mit seinen Marken dort aber bislang nur auf Sparflamme unterwegs. Ab Ende 2024 soll mit einem neu gegründeten Joint-Venture auch der Weltmarkt bedient werden. Bereits ab September sollen zwei Leapmotor-E-Modelle ihren Weg auf den europäischen Markt finden. Nachgedacht wird offenbar auch über eine Produktion der China-Modelle in Europa.