Unfallstatistik für Deutschland 2022
Zahl der Verkehrstoten wieder gestiegen

Die Unfallstatistik 2021 schloss mit einem absoluten Tiefststand. Im Jahr 2022 ist die Zahl der Unfalltoten um neun Prozent oder 226 Todesopfer gestiegen.

Autounfall
Foto: Jeffrey Coolidge via Getty IMages

Was sich das ganze Jahr schon angedeutet hat, bestätigt die abschließende Jahresbilanz. Im Jahr 2022 sind in Deutschland 2.788 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mitteilt, waren das neun Prozent oder 226 Todesopfer mehr als im Vorjahr (2.562 Todesopfer), allerdings immer noch neun Prozent weniger als 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie (3.046 Todesopfer). Die Zahl der Verletzten stieg 2022 gegenüber 2021 um zwölf Prozent auf 361.134 Personen. Das waren rund sieben Prozent weniger als Vor-Corona-Jahr 2019 (384.230). Dennoch blieb die Zahl der Getöteten und Verletzten auf einem der tiefsten Stände seit fast 70 Jahren. Durchschnittlich gab es pro Tag 989 Verletzte und fast 8 Todesopfer im Straßenverkehr.

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Verkehr und Fahrleistungen nehmen wieder zu

Insgesamt registrierte die Polizei im Jahr 2022 rund 2,4 Millionen Unfälle. Das waren vier Prozent mehr als 2021. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ging die Zahl der Unfälle um 11 Prozent zurück. Bei 2,1 Millionen Unfällen blieb es bei Sachschäden (+ 3 % gegenüber 2021, jedoch – 11 % gegenüber 2019). Die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, stieg hingegen um zwölf Prozent auf rund 290.000 Unfälle im Vergleich zu 2021. Sie lag damit jedoch noch um vier Prozent unter dem Niveau von 2019.

Im Gegensatz zu den Jahren 2020 und 2021 war 2022 nur noch wenig von der Corona-Pandemie beeinflusst. Die Jahresfahrleistung ist 2022 gegenüber 2021 nach ersten Schätzungen um 4,5 Prozent auf voraussichtlich 721 Milliarden Kilometer gestiegen. Vor der Pandemie im Jahr 2019 waren es noch rund 755 Milliarden Kilometer und damit 4,7 Prozent mehr als 2022.

Unfallursache überhöhtes Tempo

70 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden ereigneten sich 2022 innerhalb von Ortschaften, 24 Prozent auf Landstraßen und 6 Prozent auf Autobahnen. Allerdings haben Unfälle auf Straßen außerhalb von Ortschaften unter anderem wegen der höheren Fahrgeschwindigkeiten oft schlimmere Folgen als auf innerörtlichen Straßen. Auf Landstraßen kommen weitere Risikofaktoren wie die fehlende Trennung zum Gegenverkehr, schlechte Überholmöglichkeiten oder ungeschützte Hindernisse wie Bäume neben der Fahrbahn hinzu. Dies zeigt auch die Zahl der Verkehrstoten: Innerorts kamen 32 Prozent der bei Unfällen im Straßenverkehr Getöteten ums Leben, auf Landstraßen waren es 57 Prozent und auf Autobahnen 11 Prozent.

Infolge von Unfällen auf Landstraßen starben im Jahr 2022 insgesamt 1.593 Personen. Die meisten von ihnen waren Pkw-Insassen (841 Getötete), gefolgt von Motorradfahrern (399 Getötete). Bei Unfällen auf Landstraßen, bei denen mindestens eine beteiligte Person die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten hatte oder für die Straßen- oder Witterungsverhältnisse zu schnell fuhr, starben 530 Menschen. Das war ein Drittel (33 %) aller Verkehrstoten auf Landstraßen. Mehr als ein Viertel der Schwerverletzten (5.989 Menschen oder 27 %) auf Landstraßen ging ebenfalls auf Unfälle wegen zu hohen Tempos zurück.

Auf Autobahnen starben 314 Menschen im Jahr 2022. Darunter waren 181 Pkw-Insassen und 71 Insassen von Güterkraftfahrzeugen (z. B. Lkw, Sattelzugmaschinen oder Kleintransporter). Auch auf Autobahnen ist zu schnelles Fahren eine der Hauptunfallursachen. Bei Geschwindigkeitsunfällen auf Autobahnen fanden 121 Menschen den Tod, das entsprach 39 Prozent aller Getöteten auf Autobahnen.

Innerhalb von Ortschaften findet der größte Teil des Rad- und Fußgängerverkehrs statt. Dies wirkt sich auch auf die Unfallzahlen aus. Im Jahr 2022 starben innerorts 881 Menschen. 62 Prozent von ihnen waren mit einem Fahrrad (276) oder zu Fuß (274) unterwegs, mit dem Pkw fuhren dagegen nur 19 Prozent (170) der innerorts Getöteten.

Zweiradfahrer besonders gefährdet

1.192 Personen kamen im Jahr 2022 in einem Pkw ums Leben, das waren 43 Prozent aller Verkehrstoten. 492 Menschen verunglückten auf einem Kraftrad mit amtlichem Kennzeichen (zum Beispiel Motorräder und -roller) tödlich (18 % aller Verkehrstoten), 474 mit dem Fahrrad und 368 zu Fuß (17 % bzw. 13 % aller Verkehrstoten). Unter den getöteten Fahrradfahrerinnen und -fahrern waren 208 mit einem Pedelec, häufig auch als E-Bike bezeichnet, unterwegs. 127 Menschen (5 % aller Verkehrstoten) waren Insassen eines Güterkraftfahrzeugs und zehn Menschen verunglückten mit einem E-Scooter tödlich.

Im längerfristigen Zeitvergleich wird deutlich, dass die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Pkw-Insassen überdurchschnittlich sinkt. In den Jahren von 2000 bis 2022 sank die Zahl der Menschen, die durch Verkehrsunfälle ums Leben kamen, insgesamt um 63 Prozent. Bei Pkw-Insassen war der Rückgang mit 73 Prozent besonders hoch. Die Zahl der Menschen, die mit einem Kraftrad mit amtlichem Kennzeichen tödlich verunglückten, ging dagegen nur unterdurchschnittlich um 48 Prozent zurück. Besonders niedrig war der Rückgang bei Fahrradfahrern mit 28 Prozent.

Trotz des überdurchschnittlichen Rückgangs sind nach wie vor die meisten Verkehrstoten Pkw-Insassen. Allerdings stellten diese im Jahr 2000 noch 59 Prozent aller Verkehrstoten, 2022 waren es nur 43 Prozent. Dagegen erhöhte sich der Anteil der auf einem Kraftrad mit amtlichen Kennzeichen Getöteten von 13 auf 18 Prozent und der Anteil der Radfahrer an den Verkehrstoten hat sich von 9 auf 17 Prozent fast verdoppelt.

Mehr Alkoholunfälle

Auch wenn das Unfallgeschehen insgesamt rückläufig war, machen die Alkoholunfälle eine Ausnahme. Von 2015 bis 2019 schwankte ihre Zahl zwischen 34.000 und 36.000, während der Pandemie lag sie unter 33.000. Im Jahr 2022 gab es dagegen 38.771 Unfälle, an denen mindestens eine unfallbeteiligte Person alkoholisiert war. Das waren 19 Prozent mehr Alkoholunfälle als im Vorjahr. Noch deutlicher war die Entwicklung bei Alkoholunfällen, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden: Von 2015 bis 2019 erfasste die Polizei jährlich zwischen 13.000 und 14.000 Alkoholunfälle mit Personenschaden, 2022 waren es 16.807 Unfälle und damit 23 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

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Fazit

In 2022 waren wieder mehr Verkehrstote als im Vorjahr zu beklagen. Zurückzuführen ist das auf einen wieder zunehmenden Verkehr nach der Corona-Pandemie. Besonders stark stiegen die Opferzahlen bei Radfahrern und Fußgängern. Dennoch bleibt die Gesamtbilanz unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. In der Langzeitbetrachtung bleibt es also weiter beim Abwärtstrend bei den Verkehrstoten.