Lexus NX 300h im ersten Test
Luxus-SUV mit Doppelherz

Mit dem neuen Hybrid-SUV NX 300h will Lexus endlich auch Europa erobern. Wir haben ausprobiert, ob der edle Allradler das Zeug dazu hat.

Lexus NX 300h Fahrbericht
Foto: Lexus

Viel wurde bereits über das Design des neuen Lexus NX geschrieben, als es ihn noch gar nicht gab: die Studie LF-NX, ausgestellt auf der IAA 2013, nahm das kommende Luxus-SUV vorweg und sorgte für viel Diskussionsstoff. Ob die mutige, futuristische Gestaltung bei den Kunden ankommen wird, muss sich ab Oktober zeigen, wenn die ersten Modelle ausgeliefert werden – wir haben stattdessen lieber die „inneren Werte“ des neuen Lexus NX 300h überprüft.

Unsere Highlights

Lexus NX 300h im RAV4-Format

Mit 4,63 Meter Länge fällt der neue Lexus NX 300h 60 Millimeter länger aus als der aktuelle Toyota RAV4 – in diesem Größensegment war Lexus bislang nicht vertreten. Entsprechend viel verspricht sich Lexus vom neuen Edel-SUV im Mittelklasse-Format: der Lexus NX 300h soll künftig rund 30 Prozent der gesamten Lexus-Verkäufe stemmen.

Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, wurde der Lexus NX von Grund auf neu konzipiert, statt ein bestehendes Toyota-Modell zu „veredeln“, wie das beispielsweise beim großen Lexus LX der Fall ist. Um gegen die erklärten Wettbewerber aus dem deutschen Premium-SUV-Segment (beispielsweise Audi Q5, BMW X3) bestehen zu können, geriet der Lexus NX für die Marke ungewöhnlich europäisch, was Abstimmung und Fahrverhalten betrifft.

Im Lexus NX kommt vorerst ausschließlich ein Hybrid-Antrieb zum Einsatz. Die Vorderräder treibt ein Verbund aus einem 2,5-Liter-Saugbenziner (155 PS) und einem 143 PS starken Elektromotor an, verwaltet wird dies wie bei den Konzern-Hybriden üblich mit einem stufenlosen Planetenradgetriebe. Ein weiterer E-Motor mit 68 PS Leistung kümmert sich bei Bedarf um den Antrieb der Hinterachse, er ist gleichzeitig wie der vordere E-Motor beim Bremsen auch als Generator unterwegs, um die Hybridbatterie zu laden. Die Systemleistung des Hybridantriebs wird mit 197 PS angegeben – sie errechnet sich aus dem Fahrzustand, wenn der Ottomotor und die elektrischen Antriebe gleichzeitig im optimalen Leistungsfenster laufen.

Lexus NX mit komfortabel-sportliche Abstimmung

Die zielgenaue, direkte Lenkung und das straffe, fast schon sportliche Fahrwerk des neuen Lexus NX ist in jedem Fall auf Augenhöhe mit den genannten Konkurrenten. Dabei verspricht die ausgeprägt dynamische Abstimmung aber etwas mehr, als der Antriebsstrang einlösen kann. Das aus diversen anderen Konzernmodellen mit Hybridantrieb bekannte Verhalten des stufenlosen Getriebes sorgt dafür, dass man die volle Leistung selten abruft und stattdessen lieber in einem moderaten Betriebsmodus durch die Landschaft surft. Bei sportlicher Fahrweise dreht der Benzinmotor sehr hoch, was nicht ganz so souverän wirkt wie bei den niedrig drehenden Diesel-Drehmomentbullen der Konkurrenz.

Entsprechend unterschiedlich fallen auch die erzielbaren Verbrauchswerte aus, die ja mit ein Hauptargument für den Erwerb eines Hybrid-Fahrzeuges sind. Um es kurz zu machen: innerorts und auf der Landstraße ist der Lexus NX in seinem Element, Verbrauchswerte um sechs Liter auf 100 Kilometer sind problemlos erzielbar, wie der Bordcomputer auf unserer ersten Testfahrt vermeldete.

Auf der Autobahn wendet sich das Blatt, hier lässt schon die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h den Durchschnittsverbrauch auf Werte von rund neun Liter steigen. Dass die Höchstgeschwindigkeit elektronisch auf 180 km/h begrenzt wird, ist dabei fast schon vernachlässigbar. Der Geräuschkomfort des neuen Lexus NX 300h ist allerdings auch im Vergleich mit seinem Klassenumfeld hoch. Windgeräusche finden selbst bei hohem Tempo praktisch nicht statt, wodurch das Abrollgeräusch und der bei Leistungsbedarf deutlich hörbare Motor allerdings auch prägnanter wahrgenommen wird.

Lexus NX 300h mit edlem Innenraum

Im Innenraum des neuen Lexus NX 300h wird deutlich, wofür ein Käufer mindestens 41.500 Euro überweisen soll: eine sehr hochwertige Verarbeitung und ein speziell in der getesteten Luxury Line (56.600 Euro) überaus feiner Materialmix aus Leder, Holz und Metall, der nicht nur edel wirkt, sondern sich auch so anfasst.

Die Platzverhältnisse im Lexus NX 300h entsprechen grundsätzlich dem Segment, in dem er antritt. 550 Liter fasst der Laderaum bei aufgestellten Sitzen, wer mehr Gepäck transportiert, kann diese per Knopfdruck elektrisch umlegen. Auf den Rücksitzen gibt es ausreichend Bein- und Kopffreiheit auch für Erwachsene, sofern vorne kein Sitzriese den Stuhl auf Anschlag rückt. Ungewöhnlich sportlich geschnitten ist der Platz des Piloten, der seitlich von der breiten Mittelkonsole eingefasst wird.

In Sachen Ausstattung schöpft Lexus aus dem Vollen und stattet den NX 300h in der Luxury Line-Ausstattung komplett aus. Aufpreispflichtig sind bei dieser Variante nur noch Metallic-Lackierung, ein Panorama-Glasdach und das 360-Grad-Kamerasystem: dies zeigt den Lexus NX 300h auf dem zentralen Bildschirm aus der Vogelperspektive, was überraschend realistisch wirkt und dank der an allen Seiten des Fahrzeugs angebrachten Kameras millimetergenaues rangieren ermöglicht.

Die Steuerung des zentralen Multimediasystems geschieht über ein neues Touchpad, das ähnlich wie ein Smartphone mit Wisch- und Zeige-Gesten bedient wird. Dabei geben integrierte Aktuatoren eine fühlbare Rückmeldung, wenn beispielsweise ein Schalterfeld auf dem Monitor „getroffen“ wird. Modern fällt auch das farbige Head-Up-Display aus, welches neben den Fahr-Informationen auch die jeweiligen Richtungshinweise des Navigationssystem im Sichtbereich des Fahrers auf die Windschutzscheibe projiziert.

Hybrid-Antrieb mit wählbarem Fahrmodus

Durch den Hybridantrieb stehen dem NX 300h die von anderen Hybridmodellen des Konzerns bereits bekannten Fahrmodi zur Verfügung: in der Normal-Stellung kümmert sich die Steuerung automatisch um die optimale Kraftverteilungs- und Ladestrategie. Wird der Wählschalter auf „Sport“ gedreht, hält das System zum Beispiel für Überholvorgänge sofort die maximale Antriebskraft bereit. Nettes Detail: in diesem Modus verwandelt sich das linke Instrument von der üblichen Effizienz-Anzeige in einen regulären Drehzahlmesser.

Als weiteres Fahrprogramm steht der EV-Modus bereit. Damit kann das zuschalten des Verbrenners unterdrückt werden, der Lexus NX 300h fährt dann rein elektrisch. Das geht, wie bei den Toyota-Hybriden üblich, mit sanftem Gasfuß bis zu rund 50 km/h und bei voller Batterie rund 1,5 Kilometer weit. Ist der Benzin-Motor warm gefahren und die Antriebsbatterie voll, gelingen allerdings auch deutlich bessere rein elektrische Fahrstrecken, ohne dass der Fahrer eingreifen muss. Ist der Lexus NX 300h einmal in Bewegung, werden so komplette Ortsdurchfahrten rein elektrisch zurückgelegt und auch (bei passender Straßenführung) ein elektrisches Fahrtempo von bis zu 90 km/h erreicht. Ablesbar ist das bei höherem Tempo nur noch über die entsprechenden Anzeigen im Cockpit, die völlig ruckfreie Zu- und Abschaltung des Benzinmotors ist kaum wahrnehmbar.

Fazit

Der neue Lexus NX 300h ist unter den Edel-SUV seiner Klasse eine echte Alternative. Fahrkomfort, Abstimmung und Ausstattung müssen keinen Vergleich mit der Konkurrenz fürchten. Die Mühelosigkeit und Ausgereiftheit der Toyota-Hybrid-Technik fasziniert einmal mehr, die makellose Zuverlässigkeit anderer Toyota- und Lexus-Hybride lässt auch in dieser Hinsicht Gutes erwarten. Allerdings ist der Lexus NX 300h ganz klar ein Auto für Genießer, die nicht häufig große Distanzen überbrücken müssen. Auf der Autobahn bleibt der Hybrid-Antrieb gegenüber den Dieselmodellen der Konkurrenz nur zweiter Sieger, sowohl in Sachen Höchstgeschwindigkeit als auch beim Verbrauch.

Technische Daten
Lexus NX 300h E-Four
Grundpreis43.700 €
Außenmaße4640 x 1845 x 1645 mm
Kofferraumvolumen555 bis 1600 l
Hubraum / Motor2494 cm³ / 4-Zylinder
Leistung114 kW / 155 PS bei 5700 U/min
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
Verbrauch0,0 kWh/100 km