Trotz beendeter Partnerschaft
Rivian macht Ford reich

Statt aufs Rivian-E-Skateboard setzt Ford in den USA komplett auf eigene Elektro-Plattformen – bleibt aber weiter mit zwölf Prozent am Elektroauto-Start-up beteiligt. Das schlägt sich in einem Quartalsgewinn in Milliardenhöhe nieder.

Ford und Rivian beenden Kooperation
Foto: Ford / Rivian

Ursprünglich sollten aus der Kooperation komplett neue Elektromodelle für die geplante E-Auto-Offensive von Ford hervorgehen. Die umfasste 2019 lediglich den Mustang Mach E sowie die Elektro-Version des Ford F-150 Pick-ups. Inzwischen sind sie bei Ford aber deutlich weiter und haben für 2025 mindestens zwei weitere Elektro-Plattformen (siehe Bildergalerie) entwickelt, mit denen das gesamte nicht-europäische Portfolio elektrifiziert werden wird.

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Rivian Plattform
Rivian
Die Skateboard-Plattform von Rivian trägt bislang zwei Modelle: Den Rivian R1T Pickup und den R1S. Bei Ford setzt man inzwischen aber auf eigene Plattformen!

Aus genau diesem Grund wurde die Kooperation bereits 2020 auf den Ford-Luxus-Ableger Lincoln begrenzt und im vergangenen Herbst ganz aufgekündigt. "Wir respektieren Rivian und haben umfangreiche Sondierungsgespräche geführt. Beide Seiten haben sich jedoch darauf geeinigt, keine gemeinsame Fahrzeugentwicklung oder gemeinsame Nutzung von Plattformen zu verfolgen", teile Ford in einer Erklärung im November 2021 mit. Übrig von der ursprünglichen Vereinbarung bleibt lediglich das klassische Investment, das Ford zwölf Prozent der Rivian-Anteile eingebracht hat. 2019 hatte Ford 500 Millionen Dollar in Rivian investiert.

Ford verdient 8,2 Milliarden Dollar

Wie schlau es von Ford war, diese Beteiligung aufrechtzuerhalten, zeigte sich im letzten Quartal 2021. Zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember des vergangenen Jahres hat der Autokonzern seiner Bilanz-Mitteilung zufolge allein mit diesem Investment 8,2 Milliarden Dollar (aktuell umgerechnet etwa 7,2 Milliarden Euro) verdient. Grund ist der fulminante Börsengang, den Rivian Anfang November in New York hinlegte. Schon kurz nach Emission des Wertpapiers sprang der Wert des Unternehmens auf 129 Milliarden Dollar (gut 113 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Ford selbst war damals knapp 80 Milliarden Dollar (etwa 70 Milliarden Euro) wert. Inzwischen hat sich die Rivian-Aktie allerdings deutlich abgekühlt und steht auf dem niedrigsten Wert seit dem Börsengang.

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Der R1S. Ein sehr stimmig gestylter SUV, der auch gut nach Europa passen würde,Der R1T. Ein cooler und moderner Pickup im typischen US-Style.

Neben den eigenen Ford-Elektro-Plattformen und dem Börsenstart des Start-ups hat sicher auch der erfolgreiche Produktionsbeginn des Rivian Pick-ups R1T zum Umdenken auf Ford-Seite gesorgt. Rivian wildert mit dem R1T publikumswirksam im Revier, das Ford sich gerade mit dem F-150 Lightning erobert hat. Rivian hat es geschafft, die Serienproduktion etwas schneller zu starten als Ford. Verständlich, dass man sich vor diesem Hintergrund einen der größten Konkurrenten nicht auch noch als Produktionspartner ins Haus holt. Rivian scheint der Kooperation ebenfalls nicht wirklich hinterherzutrauern: "Da Ford seine eigene Elektro-Strategie skaliert hat und die Nachfrage nach Rivian-Fahrzeugen gestiegen ist, haben wir uns gemeinsam entschieden, uns auf unsere eigenen Projekte und Lieferungen zu konzentrieren", teilte das Unternehmen parallel mit.

VW und Ford kooperieren weiter bei E-Autos

Auch wenn Rivian bei Ford keine Rolle mehr spielt, bleibt die Kooperation mit Volkswagen weiter bestehen. Die sieht, neben der Nutzung des VW-MEB-Baukastens durch Ford, auch die Entwicklung gemeinsamer Transporter- und Pickup-Modelle vor vor. Die beiden Marken sollen aber – trotz der gemeinsamen Entwicklung und Produktion – unterschiedliche Modelle präsentieren, die den jeweiligen Markenkernen in Optik, Abstimmung und Auslegung treu bleiben sollen. So soll der VW T7 als Transporter von Ford kommen (neuer Transit), während der neue Tourneo Connect ein Caddy ist.

Fazit

Ford baut weltweit um. In Europa setzen die Amerikaner auf Volkswagen als Partner, im nicht-europäischen Geschäft will es der Auto-Riese aber selbst richten. Die Rivian-Kooperation schrumpft zur Beteiligung. Künftig ist das E-Auto-Start-up, das an der Börse höher bewertet wird als Ford selbst, vor allem ein Mitbewerber im extrem relevanten Pick-up- und SUV-Markt. Aber eben auch ein Gewinnbringer, der die Ford-Bilanz aufhübscht.