Daimler, Porsche und Bosch im Visier des LKA
Personalmangel in der Dieselaffäre-Ermittlungsgruppe

Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg befasst sich derzeit mit der Aufklärung der Dieselaffäre. Doch es fehlt am Personal. Deshalb braucht die Abteilung „Wirtschaftskriminalität“ dringend Diesel-Ermittler.

Diesel Ermittler LKA
Foto: ams

Noch immer ziehen die Rauchschwaden der Dieselaffäre durch Auto-Deutschland. Ettliche Manager sitzen hinter Gittern, die ersten Städte arbeiten an der Umsetzung von Fahrverboten und ein Rückruf schallt in den nächsten. Sie sehen also: Die Tragweite der ganzen Abgas-Affäre ist enorm und VW längst nicht der einzige Übeltäter. Auch im Ländle spukt der böse Diesel-Geist durch die Gassen. Bosch, Daimler und Porsche sind ins Visier der Stuttgarter Behörden geraten. Die Abteilung „Wirtschaftskriminalität“ des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg hat die Ermittlungen gegen die Großkonzerne aufgenommen, doch es gibt ein Problem, wie der Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität, Thomas Lutz, gegenüber der deutschen Presse Agentur (dpa) erörtert: „Derzeit laufen Bemühungen, Personal zu rekrutieren, um unsere Ermittlungsgruppe zum Abgas-Betrug aufzustocken.“

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Eine Million Gigabyte Beweismittel

Das Kraftfahrtbundesamt hatte schon vor einem Jahr beispielsweise den Dreiliter-V6-TDI im Porsche Cayenne und Macan auf dem Kieker. In einem ersten Rückruf 2016 wurde per Software-Update bereits das „Thermofenster“ entfernt. Aktuell hat Porsche überhaupt keinen Diesel mehr im Angebot. Da hilft es auch nicht, sich hinter Konzern-Geschwisterlein Audi zu verstecken, aus deren Werk die Motoren stammen. Auch hier wird deutlich: Die ganze Sache zieht sich, und ständig kommen neue Details ans Licht. Das Datenvolumen der von der Ermittlungsgruppe „Nox“ sichergestellten Beweismittel habe bereits ein Petabyte überschritten. Das sind eine Million Gigabyte.

Und die Daten, die es dort zu untersuchen gilt, sind weiß Gott keine leichte Kost. Jede Menge technisches Fachwissen ist notwendig, um zu verstehen wie Motorsteuerungen, Abgassysteme und Abschalteinrichtungen funktionieren. Besonders, wenn es dann im zweiten Schritt gilt, illegale Manipulationen aufzudecken. Derzeit arbeiten in der 2016 gegründeten Sondereinheit zwischen 15 und 20 Leute. Dass die Ermittlungen noch in diesem Jahr zu einem Abschluss gebracht werden können, hält Teamleiter Lutz laut dpa für unwahrscheinlich. Im Schnitt brauche es zur Bearbeitung eines Verfahrens der Wirtschaftskriminalität zwischen zwei und fünf Jahre. 72 Großverfahren laufen aktuell. Und der Qualm wird noch dicker: Bis zum kommenden Frühjahr werden 10 bis 15 Prozent der Vollzugsbeamten aus der Abteilung von Thomas Lutz in Pension verabschiedet. Eine Aufstockung aus eigenen Reihen scheitert an verhaltenem Interesse ob der komplizierten Thematik und geeignetes Personal extern zu rekrutieren sei ebenfalls ein schweres Unterfangen.