Die Land Rover Defender-Produktion
Ausflug in das Allerheiligste

Jahrzehntelang war es für Außenstehende nahezu unmöglich, einen Blick auf die Defender-Fertigung zu werfen. Im letzten Produktionsjahr ändert sich das nun, Land Rover gewährt uns einen exklusiven Blick hinter die Kulissen.

Land Rover Defender Produktion Sollihull 4wf
Foto: Land Rover

Die ehrwürdigen Hallen in Solihull, in denen der Defender auf nach wie vor ausgesprochen handwerkliche Weise erbaut wird, wirken inmitten der restlichen modernen Produktionsstätten auf dem riesigen Fabrik-Areal wie aus der Zeit gefallen. Während nebenan in gleißend hellen und blitzblanken Produktions-Palästen Range Rover und Discovery auf modernsten Fertigungsstraßen zusammengefügt werden, geht es in der Defender-Produktion eher gemütlich-nostalgisch zu.

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Land Rover Defender-Produktion – wie damals

Lange Jahre war es Außenstehenden nahezu unmöglich, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Journalisten, noch dazu mit Kameras bewaffnete, bettelten vergebens um Einlass, während die modernen Produktionsanlagen der anderen Modelle gerne und mit Stolz vorgeführt wurden. Auch etliche Anekdoten ranken sich um die Herstellung des Defender, welche bis in die Neuzeit nicht arm an Anachronismen ist.

Ein Umstand, an dem auch die perfektionsverliebten deutschen Ingenieure teils verzweifelten, die BMW während der sechs Jahre Land-Rover-Eignerschaft in großer Zahl nach Solihull entsandte und die mit ihren Modernisierungs-Ideen nicht alles beim Bau der Gelände-Legende zum Besseren wandten. Auch dies eine im Rückblick beinahe unterhaltsame Episode aus einem Werk, das seit fast 80 Jahren Geschichte schreibt.

Solihull war erst Flugmotorenwerk

Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs wurde das Werk Solihull buchstäblich auf der grünen Wiese gegründet: es war Teil des "Shadow Factories"-Planes der britischen Regierung, in dessen Zuge die Flugzeugproduktion angesichts der drohenden Kriegsgefahr forciert wurde. Solihull war eine von über zwei Dutzend solcher "Schatten-Fabriken" und wurde, vom Staat finanziert, an die Rover Company übergeben.

Von 1940 bis 1946 produzierte Rover in Solihull Flugzeugmotoren, doch sofort nach dem Krieg begann man dort wieder mit der Autoproduktion. Nachdem das Rover-Stammwerk in Coventry durch Bombardements zerstört war, wurde Solihull kurzerhand als neue Rover-Zentrale auserkoren. Ein Jahr danach machte dort dann ein kleiner, kantiger Allradler seine ersten Schritte, der Rest ist Automobil-Geschichte.

Bis heute ist vieles in der Defender-Produktion noch Handarbeit. Hier wird der schwere Leiterrahmen in ein Montagegestell gewuchtet, dort zwei Karosseriebleche Niete für Niete miteinander verbunden. Wo eine Halle weiter bei den Land-Rover-Geschwistern emsige Roboter die modernen Karosserien Stück für Stück zusammenpuzzeln, kommen beim Land Rover Defender noch die meisten Teile des Gesamtkunstwerks in akribischer Kleinarbeit an ihren Platz.

Ein Jahr, bevor es zumindest in Solihull endgültig mit dem Land Rover Defender zu Ende geht, ist es ein beinahe schon melancholischer Blick in die Produktion, den wir Ihnen in der Fotogalerie und dem fast zehnminütigen Video präsentieren. Wer sich beeilt, kann das auch noch persönlich erleben: ab sofort bietet Land Rover bei seinen Werks-Führungen auch eine in die Produktion des Land Rover Defender an, für 45 Pfund ist man dabei.