Mercedes-AMG GLC 43 Coupé (2017) im Fahrbericht
Ist ein SUV-Coupé mit 367 PS ein Sportwagen?

Mercedes kombiniert sein SUV-Coupé GLC mit einem Biturbo-V6 und spendiert noch ein paar AMG-Insignien. Fertig ist das GLC 43 AMG 4Matic Coupé. Ist das noch ein Sports Utlity Vehicle oder nur ein Sports Vehicle?

Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé
Foto: Mercedes-AMG

Wer hat es erfunden? Na BMW. Sowohl den X3 als Mittelklasse-SUV als auch den Coupé-Ableger X4. Der wiederum vom Urvater des Gaga-Konzepts SUV-Coupé X6 abstammt. Es müssen mutige Typen gewesen sein, die dieses Ungetüm einst auf eine Serviette oder sonstwohin kritzelten, um es danach gegen alle Widerstände tatsächlich auf den Markt zu bringen. Und damit Geld zu verdienen. Jetzt kommen auch die anderen auf den Trichter und schmeißen die Kopierer an. Auch der Daimler, der sich in den letzten Jahren schneller von althergebrachter Designtradition verabschiedete als der VfB Stuttgart aus der ersten Liga. Nun also GLC Coupé – und dann auch noch als AMG ab 65.390 Euro bitteschön.

Unsere Highlights

Unter 5 Sekunden von 0-100 km/h

Auch schön, wenn man gleich den passenden Motor im Regal hat. Etwa einen kräftigen Dreiliter-Biturbo-V6. Nein, kein Selbstzünder wie bei Audi. Ein trainierter Benziner, früher fast einen Tick zu kernig für den seidenweichen Limousineneinsatz hat er als 43 AMG endgültig seine Bestimmung gefunden, passt hervorragend in die sportive Riege aus Affalterbach. Energiegeladen und druckvoll, wenn auch etwas künstlich tönend bietet er die gewünschte Mischung aus Gefühl und Härte. Normalerweise unauffällig im Hintergrund vor sich hin trompetend, wird der Klang je nach entsprechender Konditionierung und Fahrmodus ein bisschen vorlaut, ein bisschen schnoddrig, ohne einem aber jemals auf die Nerven zu gehen. Das passt. Natürlich braucht kein Mensch im Alltag den Punch und das Engagement, die der 43er mitbringt (unter fünf Sekunden auf 100!). Natürlich weiß jeder, dass es der neue Vierzylinder-Diesel, ein Plug-in-Hybrid oder ein Vierzylinder-Benziner auch täte.

Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé
Mercedes-AMG
Heimeliges Licht, saubere Verarbeitung.

Ja und? Genießen wir doch noch mal die hochentwickelte Unvernunft am Vorabend der Mobilitätsrevolution. Echauffieren wir uns ruhig ein wenig über die miserable Sicht nach hinten, während wir uns insgeheim hochzufrieden in diesen Kokon, diese solide verarbeitete Wanne reinkuscheln, die Geborgenheit in den angenehm stützenden Sitze registrieren und die passende Ergonomie.

Hochwertiger und solider Innenraum

Man steigt ja auch so bequem ein und sieht auch besser, in so einem SUV. Papperlapapp. Es ist einfach ein wohliges Gefühl, so ein Ding zu bewegen. Es fühlt sich so herrlich satt an. Auch, weil sie den Innenraum gekonnt eingerichtet haben. Hochwertig sieht es aus, solide fühlt es sich an. Erinnert sich noch jemand an den GLK? Bei dessen Präsentation beschwor man noch den optischen Reiz der Kleinteiligkeit des Armaturenbretts und den Hackebeil-Stil außen. Damals verwies man gern auf den Spirit des G-Modells. Nun, das ist durch. Vergessen wir es! Geben uns dem Stil des neuen hin! Irgendwie beschützend und motivierend zugleich.

Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé
Mercedes-AMG
Ein paar AMG-Insignien weisen auf die Kraft dieses GLC hin.

Vielleicht nicht, um auf der Haustrecke an der Bestzeit zu feilen, wohl aber um eine Lücke im fließenden Verkehr auszunutzen und hineinzustechen. Oder eine langgezogene Kurve auf der Landstraße oder der Autobahn mit Schmackes zu nehmen. Denn dafür eignet sich der Ausblick von erhöhter Warte prima.

Mercedes GLC 43 AMG mit Biturbo-V6 und 367 PS

Und der 367 PS-Motor wartet doch nur auf seinen Einsatz. Breitet schon bei niedrigen Drehzahlen die kuschelige Drehmomentdecke von 520 Newtonmetern aus um auf Wunsch in höhere Lagen zu stratzen – Biturbo-Benziner eben. Noch dazu im Einklang mit einer aufmerksamen, AMG-modifizierten Neungangautomatik und unerbittlicher Allradtraktion, natütlich mit der AMG-typischen Kraftverteilung von 30 vorn und 70 hinten. Er soll ja kein Untersteuer-Jogi werden.

Mercedes-AMG GLC 43 4Matic Coupé
Mercedes-AMG
In unter fünf Sekunden sprintet der Brocken von null auf 100 km/h.

Überzeugend auch, dass der 43 AMG dabei weder sportlich-harsch noch flauschig-vertrottelt wirkt. Kein Wunder, passten sie doch die Luftfederung mit den Adaptivdämpfern extra an, spendierten eine AMG-eigene Vorderachse und gingen auch ans hintere Pendant heran. So vermittelt er jedem und jeder am Steuer ein gutes Gefühl.

Der Unterschied zum 63er AMG

Womit er sich durchaus von den muskulösen 63er-Boliden unterscheidet, die eine ganze Ecke ernster rüberkommen, ihre Insassen härter rannehmen. Buchstäblich, denn die Federung des AMG GLC 43 Coupé nimmt die Passagiere lieber in Schutz vor Unebenheiten, als die letzte Asphaltpocke auszuplaudern. Die Lenkung hat genau den richtigen Biss, um vorm Kindergarten leichtgängig zu rangieren und am Wochenende einen Alpenpass zu erklimmen oder zwischendurch auf der Landstraße mal eine Freudenjuchzer rauszulassen. Oder so.

Fazit

Tja Freunde, was soll man sagen. Es ließe sich lange über Sinn und Zweck eines sportlichen SUV-Coupés palavern. Wenn es so schlüssig komponiert ist wie dieser AMG, ist doch alles gut.

Technische Daten
Mercedes AMG GLC Coupé 43 4Matic Mercedes-AMG
Grundpreis67.176 €
Außenmaße4727 x 1930 x 1586 mm
Kofferraumvolumen550 bis 1600 l
Hubraum / Motor2996 cm³ / 6-Zylinder
Leistung270 kW / 367 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch9,6 l/100 km