Porsche Cayman GT4 im Fahrbericht
911-Jäger mit 20.000 Euro Preisvorteil

Inhalt von

Der Cayman GTS ist noch nicht einmal richtig trocken, da schiebt Porsche schon den Cayman GT4 nach – und der wurde von der Motorsport-Abteilung entwickelt. Also ab auf die Rennstrecke damit. Dort entfacht der Mittelmotorsportler mit 911-Carrera-S-Motor ein Fahrspaß-Feuer, das grübeln lässt, ob es der viel teurere 911 sein muss.

Porsche Cayman GT4 Fahrbericht
Foto: Daniel Wollstein

Ja, die schwarzen Striche im zweiten Abschnitt der Doppel-Rechts nach der Start-Ziel-Geraden könnten noch vom Kollegen Peters stammen, der hier kürzlich mit dem neuen Mercedes C63 AMG S herum driftete. Doch jetzt ist Sportwagen-Zeit, jetzt wütet der Porsche Cayman GT4 den ersten Anstieg hinauf – einige weitere Auf und Abs sollen folgen, denn die portugiesische Rennstrecke Portimao begeistert mit einer recht wilden Topographie, die stark an den Bilster Berg erinnert.

Unsere Highlights

Porsche Cayman GT4 düpiert den GTS

Nur gut, dass hier mehr Platz drumherum ist, man weiß ja nie, doch eigentlich braucht ihn der Porsche Cayman GT4 nicht. Er wurde gebaut, um sich die Ideallinie millimetergenau zurecht zulegen – und dennoch nicht den Rundezeiten das letzte Zehntel abzutrotzen, ultimativ schnell beschleunigen (0-100 km/h geht trotzdem in 4,4 Sekunden, sagt Porsche) oder möglichst wenig zu verbrauchen (10,3 L/100 km sollen drin sein). Warum nicht? Ganz einfach: Porsche verzichtet beim Cayman GT4 auf das Doppelkupplungsgetriebe, überträgt dem Fahrer wieder die Verantwortung über Kupplungspedal und Schalthebel. Und, hoppala, es funktioniert dennoch, macht obendrein noch mächtig Laune, denn das Schaltgetriebe brilliert mit kurzen Wegen und direkten Anschlüssen.

Apropos direkt: Dank der Vorderachse aus dem 911 GT3 sowie einer stark modifizierten Hinterachse inklusive so genannter Upside-Down-Stoßdämpfer aus dem Motorsport bewegt sich der Porsche Cayman GT4 viel weniger als der GTS, lenkt nochmals direkter ein, verträgt noch früher Gas – dabei ist ja bereits der schwächere Bruder kein Schluffi. Hinzu kommt die nochmals zugespitze Lenkung – und natürlich der 3,8-Liter-Sechszylinder aus dem 911 Carrera S. Andererseits: Klar nehmen wir den schmissigeren Durchzug mit, freuen uns über das nochmals wildere Drehvermögen jenseits von 5.000/min. Für das Fahrerlebnis im 385 PS starken Porsche Cayman GT4 erscheint das alles jedoch zweitrangig. Es ist die Dichte des Handlings, die Unmittelbarkeit der Dynamik, die Emotionalität von Saugmotor und manuellem Getriebe, mit denen der Über-Cayman zupackt.

Er gibt wirklich alles, seinem Interessenten am Ende wirklich die 85.766 Euro Grundpreis aus der Tasche zu ziehen. Plus 2.802 Euro für die fantastischen Schalensitze. Doch ein Carrera S kostet 105.173 Euro – womit alles schon wieder relativ wäre. Nur die schwarzen Striche vom Kollegen Peters nicht, sie sind noch da. Egal. Der Porsche Cayman GT4 legt sich längst die nächste Kurve zurecht.

Technische Daten
Porsche Cayman GT4 GT4
Grundpreis85.776 €
Außenmaße4438 x 1817 x 1266 mm
Kofferraumvolumen425 l
Hubraum / Motor3800 cm³ / 6-Zylinder
Leistung283 kW / 385 PS bei 7400 U/min
Höchstgeschwindigkeit295 km/h
Verbrauch10,3 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten