Jens Dralle

Jens Dralle

Ressortleiter Test&Technik

Woher die Leidenschaft zum Automobil kommt? Darüber rätseln meine Eltern bis heute. Sicher, völlig kalt ließ auch sie das Thema Auto nie. Schließlich fuhren sie mich im Frühjahr 1977 in einem BMW 320/4 (E21, lackiert in „Golf“, Farbcode 070, ein knalliges Gelb) nach der Geburt aus dem Krankenhaus nach Hause. Es folgten ein E12, Audi 100 GL5 E Typ 43, E28, zwei W124, Volvo 850, V70, XC60. Während ich so vor mich hin aufwuchs, erst in Oberschwaben, dann in Badisch-Sibirien, zählte es offenbar zu meinem unbewussten Lebensziel, erst möglichst rasch alle Automarken und -typen erkennen zu können, dann möglichst viele Spielzeug-Autos (Siku!) sowie Prospekte anzuhäufen, später Modell-Autos (Herpa!). Und Prospekte. Und Autozeitschriften, natürlich. Von denen eigentlich auch nur eine: auto motor und sport, später noch Motor Trend, die mir mein Vater über Kontakte zum U.S. Army-Standort in Heidelberg besorgte. Kurioserweise reicht meine erste Erinnerung ausgerechnet zur ams Ausgabe 1/1984 zurück. Deren Titel zeigt groß den Porsche 953, also jenen Allrad-Elfer, der die Rallye Paris-Dakar bewältigen sollte. Im Fahrbericht hob der Sportwagen zu einem spektakulären Sprung an. Überhaupt wurde damals viel gesprungen, denn auch der BMW M 635 CSI und der VW Polo G40 flogen durch diese Ausgabe. Und jetzt noch ein Sprung: Zum Führerschein. Pünktlich zum 18. Geburtstag auf der Behörde abgeholt, sollte er dem Sammeln von Probefahrten höchst dienlich sein. Dann wird’s ein bisschen diffus, denn der Weg zum Autombil-Journalismus führte eher über kurvige Landstraßen als über eine gerade Autobahn. Der Versuch eines BWL-Studiums (inklusive Nebenjob als Überführungsfahrer bei einer Autovermietung) in Niederbayern und die zufällige Nachbarschaft mit dem ams-Fotografen Reinhard Schmid während des Studiums in Tübingen zählten zu diesen vielen Kurven. Eine der letzten war ein Praktikum bei der Lokal-Redaktion einer Tageszeitung ob der frustrierenden Aussicht, Lehrer für Deutsch und Englisch werden zu müssen. Dann: Praktikum bei sport auto, Studienabschluss, Volontariat bei der Motorpresse, ein vierjähriger Ausflug in die Welt des Wirtschaftsjournalismus (Schwerpunkt Autoindustrie, natürlich), seit 2009 bei auto motor und sport, seit 2020 Ressortleiter Test und Technik. Und immer noch fühlt es sich so an, als ob jeden Morgen für mich ein großer Spielzeugladen aufgesperrt wird - während meine Eltern weiterhin rätseln, woher diese Begeisterung kommt.