BMW i4 jetzt auch als eDrive35
Neue Basis mit weniger Power und Reichweite

BMW brachte im November 2021 einen rein elektrisch angetriebenen Viertürer auf den Markt. Er baut auf dem 4er Gran Coupé auf und heißt BMW i4. Nun schiebt BMW ein neues i4-Einstiegsmodell nach – und zwar zuerst in Kanada.

BMW i4 eDrive40
Foto: Stefan Baldauf

Der BMW i4 unterscheidet sich von seinem konventionell angetriebenen und ebenfalls noch in diesem Jahr in Neuauflage kommenden Bruder durch eine blau umrandete und geschlossene Mega-Niere sowie einen neu gestalteten Stoßfänger. Aerodynamisch optimierte Leichtmetallfelgen rotieren in den Radhäusern und ein blauer Zierstreifen oberhalb der Schweller macht in der Seitenansicht den elektrischen Antrieb klar. Am Heck dominieren die schmalen, weit in die Seite gezogenen Leuchten sowie eine auspufflose Schürze. An der Stelle der Endrohre machen wieder bläuliche Zierstreifen auf die Provenienz aufmerksam. Der cw-Wert liegt bei 0,24.

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Gemäß der BMW-Strategie, keine E-Autos mehr auf eigenen Plattformen zu bauen (wie noch den i3), teilt sich der BMW i4 viel Technik mit dem 3er bzw. 4er. Dementsprechend baut auch der i4 auf der modifizierten Cluster Architecture (CLAR II-Plattform) auf, die sowohl Verbrenner- als auch Elektroantriebe darstellen kann und für höher bauende Bodengruppen mit dem Hochvoltspeicher ausgelegt ist. Allerdings ist das E-Auto etliche Zentimeter höher als die Verbrenner-Varianten, obwohl die Batterie mit elf Zentimetern Höhe vergleichsweise flach bleibt. Exotische Werkstoffe wie Karbon, die bei i3 und i8 verbaut wurden, kommen am neuen E-Auto nicht zum Einsatz.

BMW i4 mit 286, 340 und 544 PS

Der BMW i4 (hier der Fahrbericht zweier getarnter Vorserienautos) kam zum Marktstart in zwei Versionen zu den Händlern. Als Topmodell fungierte vorerst der i4 M50 mit Allradantrieb und 400 kW/544 PS. Darunter rangiert der eDrive40 mit an der Hinterachse installiertem und ausschließlich diese antreibendem Motor. Dieser leistet 250 kW/340 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 430 Newtonmetern. Damit beschleunigt der gut zwei Tonnen schwere Elektro-BMW in 5,7 Sekunden von null auf 100 km/h; bei Tempo 190 setzt die Elektronik der Beschleunigung ein Ende. Die maximale Anhängelast beträgt 1.600 Kilogramm.

Nun startet im Münchner BMW-Werk die Produktion eines neuen i4-Einstiegsmodells. Die Modellversion eDrive35 verfügt über dasselbe Antriebs-Layout wie der eDrive40, aber über weniger Leistung: Wie der Elektro-SUV iX3, leistet er 210 kW (286 PS), das maximale Drehmoment beträgt 400 Newtonmeter. Damit beschleunigt der Basis-i4 in sechs Sekunden von Null auf Hundert.

WLTP-Reichweite von bis zu 590 Kilometern

Der rund 550 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Akku befindet sich im Unterboden. Seine Kapazität beträgt bei den stärkeren Modellen 83,9 (brutto) beziehungsweise 80,7 Kilowattstunden (netto), was nach WLTP-Norm eine Reichweite von bis zu 590 Kilometern ermöglichen soll. Der Akku des i4 eDrive35 kommt auf 70,2 respektive 66,0 Kilowattstunden und bietet genug Energie für 490 Kilometer. Den Energieverbrauch des i4 eDrive40 beziffert BMW mit 16 bis 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer nach WLTP. Gleichstrom lässt sich an entsprechenden Schnelllade-Stationen mit bis zu 200 Kilowatt (180 kW beim eDrive35) in die Batterie pumpen, wodurch der i4 innerhalb von zehn Minuten bis zu 164 Kilometer "nachtankt".

06/2021, BMW i4 eDrive40
BMW Group
Die Batterie sitzt beim BMW i4 im Unterboden. Der Motor ist beim eDrive35 und eDrive40 hinten verbaut.

Die maximale Rekuperationsleistung des BMW i4 eDrive40 beträgt 116 Kilowatt. Die Bremsenergie-Rückgewinnung lässt sich nicht nur in drei Stufen (niedrig, mittel und hoch) einstellen, wobei in der Fahrstufe B stets die hohe Rekuperationsleistung samt One-Pedal-Feeling aktiviert ist. Alternativ verfügt die Elektro-Limousine über eine adaptive Rekuperation, die in Abhängigkeit von Sensoren und Navigationsdaten agiert. Während der i4 auf freier Strecke eher dahinsegelt, sobald das Fahrpedal entlastet wird, maximiert er beim Heranrollen an eine Kreuzung mit roter Ampel automatisch die Verzögerungswirkung.

Breites Display, neues Betriebssystem

Innen präsentiert der Fünfsitzer das für BMW typische fahrerorientierte Cockpit, über dem ein Curved-Widescreen-Bildschirm thront. Dessen linker Teil bietet eine Diagonale von 12,3 Zoll und zeigt alle fahrrelevanten Informationen an. Der rechte Part misst sogar 14,9 Zoll. Er dient als Infotainment-Zentrale, arbeitet mit dem neuen OS 8.0-Betriebssystem und kann seine Software mittels Over-the-Air-Updates auf dem neuesten Stand halten. Er lässt sich sowohl über natürliche sprachliche Interaktion als auch über Touch-Befehle und den Dreh-Drück-Controller steuern, der neben dem Getriebe-Wählhebel und einigen Funktionstasten auf der Mittelkonsole positioniert ist. Eine große Heckklappe gibt den zwischen 470 und 1.290 Liter fassenden Kofferraum frei.

06/2021, BMW i4 eDrive40
BMW Group
Typisches BMW-Cockpit, über dem der neue Curved-Widescreen-Monitor thront.

BMW bietet für den neuen i4 bis zu 40 Assistenzsysteme an, deren Kamera-, Ultraschall- und Radarsensorik weitgehend in der großen Doppelniere zusammengefasst ist. Aufpreisfrei sind der Frontkollisionswarner, eine Tempolimiterkennung, die Spurverlassenswarnung und eine Einparkhilfe mit Rückfahrkamera an Bord. Optional lässt sich die Elektro-Limousine darüber hinaus unter anderem mit dem Lenk- und Spurführungs-Assistenten sowie mit der aktiven Geschwindigkeitsregelung samt Tempolimit-Assistenten, Streckenverlaufsregelung und Ampelerkennung aufrüsten.

Der BMW i4 kostet mindestens 59.200 Euro

Der Basispreis des im Münchner BMW-Werk produzierten i4 eDrive40 beträgt 59.200 Euro abzüglich der staatlichen Elektroauto-Förderung. Das Topmodell M50 kostet mindestens 70.800 Euro. Der Preis für den i4 eDrive35 steht bisher nur für Kanada fest: Dort steht er für mindestens 54.990 Dollar (aktuell umgerechnet fast 42.000 Euro) bei den Händlern. "Weitere Märkte folgen sukzessive", heißt es bei BMW. Wann Deutschland dran ist, haben die Münchner bislang nicht kommuniziert.

In diesen Preisen sind beispielsweise die Akustikverglasung, Standheizung und -klimatisierung sowie Sportsitze und Sport-Lederlenkrad enthalten. Die serienmäßige Drei-Zonen-Klimaautomatik umfasst eine Luftreinigungs-Funktion. In Hinblick auf seine vielen aufpreispflichtigen Zusatzausstattungen und Individualisierungs-Möglichkeiten ist der i4 ebenfalls ein typischer BMW geworden.

Hans Zimmer komponiert die BMW IconicSounds Electric.
BMW
Wer die Option "IconicSounds Electric" bucht, bekommt zusammen mit Oscar-Preisträger Hans Zimmer komponierte Fahrgeräusche auf's Ohr.

Zu Letzteren gehört die von 2022 an verfügbare Option "IconicSounds Electric". Um dem i4 je nach gewähltem Fahrmodus einen eigenen Antriebs-Sound zu verpassen, arbeitet Renzo Vitale, Creative Director Sound der BMW Group, mit dem renommierten Filmkomponisten und Oscar-Preisträger Hans Zimmer zusammen. Im Comfort-Modus dominieren ruhige Klänge. Beim Tritt aufs Fahrpedal entfaltet sich das Klangerlebnis und im Sport-Modus dringt ein dominanter Klang an die Ohren der Insassen. Wer im Eco-Modus fährt, muss jedoch ohne den komponierten Klang auskommen – damit möchte BMW den diesem Modus innewohnenden Effizienz-Gedanken unterstreichen.

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Fazit

0 bis 100 km/h in 5,7 Sekunden, 590 Kilometer Reichweite – noch vor einem Jahr hätte man diese Werte für ein Elektroauto als sensationell bezeichnet. Nun sind solche technischen Daten schon state-of-the-art. Sei's drum, BMW transportiert seine bekannten und konventionell angetriebenen Modelle auf der gleichen Plattform in die Elektro-Welt. Ob es allerdings tatsächlich reicht, mit ein paar blauen Applikationen an der Karosserie Innovation und Moderne zu präsentieren, ist fraglich. Vielleicht bringt ja der Sound zusätzliche Differenzierung.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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