Mercedes E-Klasse Cabrio E 350 CGI im Fahrbericht
Cabrio mit beruhigender Wirkung

Am 27. März ging bei den Mercedes-Händlern die Warmluft-Saison los. Ein kleines Aircap sorgt dafür, dass das neue Mercedes E-Klasse Cabrio der Komfort-König unter den viersitzigen Oben-ohne-Autos wird. Das Stoffdach-Cabrio im Fahrbericht.

Mercedes E-Klasse Cabrio
Foto: Mercedes

Egal ob Lothar, Xynthia oder nur ein kleines Sturmtief: Wenn es um der Widerspenstigen Zähmung geht, kämpft Mercedes stets an vorderster Front. Schon seit 1976 verlängert eine elektrische Sitzheizung die Frischluft-Saison, und auch ein Windschott oder die Warmluftdüse im Nacken (Airscarf) gab es zuerst bei den fürsorglichen Schwaben. Im neuen E-Klasse Cabrio hilft jetzt ein weiteres Extra, den Wind bei Bedarf in seine Schranken zu weisen.

Ein spezielles Aircap sorgt für niedrige Windbelastung

Hinter der Option „Aircap“ verbirgt sich ein Mützchen, das wirklich kein Mätzchen ist. Sondern ein Spoiler, der von einer 1,8 Zentimeter flachen Elektromechanik aus dem oberen Frontscheibenrahmen sechs Zentimeter in die Höhe gehoben wird – auf Knopfdruck und bis 160 km/h. Dieser zerhäckselt untenrum durch ein Gazetuch den Luftstrom und führt ihn in einem sauber geschwungenen Bogen über die Köpfe der Insassen. So sagt es zumindest der Mercedes-Windkanal. Und der berechnet auch ganz viele grüne Flächen bei virtuellen Insassen als Zeichen für niedrige Windbelastung. Sogar im Fond soll es in Zukunft weniger zugig sein als in anderen viersitzigen Cabrios vorne. Und weil der Luftstrom so weit oben vorbeizieht, darf das dazugehörige Windschott zwischen den beiden Fond-Kopfstützen sehr klein ausfallen. Erst dahinter, sagen die Ingenieure, landet der Fahrtwind wieder sanft auf der Karosserie.

Das Stoffverdeck öffnet in 20 Sekunden

Damit herrscht selbst bei 130 km/h in der ersten Sitzreihe annähernd Flaute, nur ein leichter Wind zerrt am Haupthaar. In Reihe zwei wird es dagegen ab 1,80 Meter Körpergröße zugig. Aircap hin oder her – der Sturm bläst bei 100 km/h etwas zurückhaltender, aber er bläst. Immerhin dürften sich Kinder erstmals bei einem offenen Viersitzer im erkältungsfreien Raum wähnen. Ein Nachteil bleibt indes: Das Ganze sieht nicht gerade hübsch aus, während sich die Airscarf-Ausstrahldüsen harmonisch zwischen Kopfstütze und Sitz drücken. Der Strom des Luftschals lässt sich jetzt auch in der Richtung variieren. Aircap und -scarf gibt es zusammen als Komfortpaket für 1.250 Euro – mit 119 Euro Ersparnis gegenüber den Einzelpreisen. Wahre Puristen unter den Oben-ohne-Fahrern lassen all das Air-Gedöns unangetastet und freuen sich lieber darüber, dass die E-Klasse jetzt bis Tempo 40 in 20 Sekunden ihr Stoffverdeck elektrisch herunterreißt. Danach genießen sie den Luftwirbel, der von hinten auf den Nacken klatscht, die Haare zerzaust – und die Tatsache, dass Mercedes viel mehr als nur heiße Luft serviert.

Das E-Klasse Cabrio bietet Komfort und Solidität

Auch der vierte und letzte Vertreter der E-Klasse-Familie ist ein hervorragendes Auto geworden. Abseits aller pedantischen Diskussionen, wie viel C denn nun im E steckt, gleitet das Cabrio virtuos auf den Mercedes-Stammtugenden Komfort und Solidität. Selbst schwerste Verfehlungen im Straßenbau bringen die 1,8-Tonnen-Karosse nicht zum Ächzen und Verwinden. Sanft säuselt der 3,5-Liter-Benzin-Direkteinspritzer im Teillastbereich, die Stahlfederung trägt die Insassen beschwingt über den Asphalt. Ein Auto, das einen befördert und nicht fordert. Keines für Adrenalin-Junkies, sondern für die fahrerische Entspannung nach einem harten Arbeitstag. Wer noch das Lenkgefühl des früheren CLK im Handgelenk spürt, merkt trotzdem, wie viel direkter und präziser der Neue einlenkt. Bei Vollgas beißt der 292 PS starke V6 im 350 CGI auch kräftig zu, gönnt sich aber eine kleine Vor-Kickdown-Pause, die man jedem BMW um den Propeller hauen würde.

Ein hervorragend dämmendes Akustikverdeck kommt zum Einsatz

Die weitere Schaltarbeit des serienmäßigen Siebengang-Automatikgetriebes ist über jegliche Kritik erhaben. Wie bei der Limousine wechselt es jedoch nur bei den Sechs- und Achtzylinder-Modellen die Gänge, alle Vierzylinder müssen mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe oder dem im Wirkungsgrad schlechteren Fünfstufen-Automaten vorliebnehmen. Dafür kommt neben zwei zusätzlichen seitlichen Headbags vorne jetzt auch ein hervorragend dämmendes Akustikverdeck zum Einsatz. Wird es geschlossen, liegt der cW-Wert bei beachtlich niedrigen 0,28. Das Raumangebot offenbart trotz 4,7 Meter Außenlänge keine Wunder. Im Fond wird es an den Knien und Schultern je nach Körperbau erstaunlich eng, und bei geöffnetem Verdeck schrumpft der Gepäckraum von 390 auf 300 Liter Volumen. Ab 45.815 Euro (200 CGI) geht am 27. März die Warmluft-Saison bei den Mercedes-Händlern los.

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Technische Daten
Mercedes E 350 BlueEFFICIENCY Cabrio
Grundpreis57.566 €
Außenmaße4698 x 1786 x 1402 mm
Kofferraumvolumen300 bis 390 l
Hubraum / Motor3498 cm³ / 6-Zylinder
Leistung215 kW / 292 PS bei 6400 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h6,5 s
Verbrauch8,8 l/100 km
Testverbrauch12,6 l/100 km