Porsche 911 GTS 992 (2021)
Vielleicht der beste aller Elfer?

Trompete, Tusch, Fanfare: da isser wieder, der 911 GTS. Diesmal als 992. Und wie immer stärker, schöner, schneller, wertvoller. Wir sind ihn gefahren.

Porsche 911 GTS 992
Foto: Rossen Gargolov

Sportlichkeit als Leitgedanke ohne Leidgedanke – so könnte man das GTS-Rezept beim Porsche 911 ganz gut umschreiben. Würziger als so ein Carrera S soll es schon sein, doch die endlose Wucht des Turbo ist schon wieder zuviel. Und das frei saugende Hochdrehzahlkarma des GT3 kann auf Dauer anstrengen – vor allem im Alltag. Wie wohlig dagegen die fein abgestimmte GTS-Mixtur aus 30 PS mehr (jetzt 480 sowie breitschultrige 570 Newtonmeter – sollte reichen, oder StVO?), dem vom Turbo S abgeleiteten Fahrwerk inklusive straffer Abstimmung (jüngst nach Beschweren kommoder kalibriert) samt 10 Millimeter Karosserietieferlegung, Sportabgasanlage, Turbo-Stahlbremsen sowie 20-/21-Zoll-Rädermix.

Unsere Highlights

Und erst das beliebte Sport Design Package mit schwarzen Karosserieanbauteilen und Race-Tex. Race-Tex? Gern mal als Alcantara oder Wildleder missdeutet, spannt sich der hier schwarze Microfaserstoff serienmäßig über Sitzmittelbahnen, Türverkleidungen, Lenkrad und das Gepäckabteil.

Ein halber Zentner – weg!

Konsequente Sportsleute können ihr Gepäck optional noch leichter in den Fond werfen, auf Wunsch lässt Porsche beim Lightweight Package nämlich die Rücksitze weg. Und knuspert noch mehr Kilos runter (insgesamt 25 – versuchen Sie das mal bei sich...) Unter anderem mit Dünnglasscheiben, Lithium-Akku und den Karbon-Sportschalensitzen, die wie kaum andere Ästhetik und Dynamik vereinen. Ja und wie fühlt sich der ganze Zauber an? Toll, logo. Gestützt von den Schalen, handgeschmeichelt vom Race-Tex-Lenkradkranz und angebellt vom schärferen Motor mit 1,3 bar Ladedruck samt prägnanteren Sound. Richtig, wir vergaßen die Reduktion des Dämmmaterials zu erwähnen. Ist es nicht genau das, was wir wollen? Spaß ohne Leiden, der kleine Kick ohne Kater, Nachhaltigkeit ohne Verzicht.

Porsche 911 GTS 992
Rossen Gargolov
Vielleicht der beste aller Elfer? Auf jeden Fall stärker, schöner, schneller, wertvoller.

Nachhaltigkeit? Was zum Teufel ist am 911 nachhaltig? Alles. Jeder Meter hallt nach. Dazu kommt enorme Werthaltigkeit und eine Benutzerliebe, die ihm ein langes Leben garantiert. Außerdem muss man den Kerl nicht ausquetschen, um zufrieden zu sein. Feinsinnige Lenkung, spontan ansprechender, lebendiger Biturbo mit hervorragend appliziertem Achtgang-Doppelkuppler. Oder: Siebengang-Handschaltung – mit verkürztem Knauf. Das wäre doch nicht nötig gewesen... Yeah, danke dafür! Wie gesagt, schon im Alltagmodus kommt die große Freude aus diesem tollen Stück Maschinenbau mit Optik-Kirsche obendrauf.

Piste? Wird erobert. Schnell und easy

Und abseits des Alltags? Porsche ohne Piste ist wie – ach, denken Sie sich selbst was Schönes aus, wir raspeln jetzt die Pirellis auf dem Porsche-Experience Center bei Verona. Auf der Straße kommst du legal ja nicht mehr in den Speckgürtel der Fähigkeiten dieses Heckmotor-Hexers. Im PEC Franciacorta sogar ins Zentrum. Ob man die beim Leuchtbau-Paket optimierte Hinterachslenkung, die Luftkanäle im Unterboden zur Reduktion des Auftriebs und den passend dazu rekalibrierten aktiven Heckflügel oder die per Helperfedern unter allen Bedingungen leicht gespannten Hinterachsfedern spürt – egal. Sofort zu spüren: das Zuhausesein, das Schnellsein, das Glücklichsein. Denn der GTS umrundet den Kurs nicht einfach als kaltes Ingenieursding, sondern erobert ihn als lebendiger, flammiger Elfer, dessen Herz ein Verbrennungsmotor ist. Und nur ein Verbrennungsmotor.

Den es als GTS mit Hinterrad und Allradantrieb in Coupé und Cabrio sowie als Targa (nur Allrad, kein Sportfahrwerk) gibt. Der so oder so (beim Hinterradantrieb mit speziellem mechanischen Sperrdiff) genug Leben im Heck mitbringt, um seine einzigartige Konstruktion zu rechtfertigen. Eben, weil er ohne den irren Punch des Turbos auskommt und nicht mit der Kompromisslosigkeit des GT3 fordert. Überdies profitiert er vom aktuellen Infotainment, das gekonnter navigiert, besser mit Apple und Android kann sowie frei formulierte Sprachkommandos auch in diversen Idiomen versteht. Kommunikation ist schließlich alles in einer guten Beziehung. Die ab 140.981 Euro losgehen kann.

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Fazit

Wer beim GTS bloß an ein Marketing-Dings denkt, denkt falsch. So ein GTS biturbo-boxert mitten ins Herz all derer, die einen sportlichen, etwas besonderen Elfer ohne Endlos-Power (Turbo S) oder Rennambitionen (GT3) suchen. Einen feinen Kumpel für den Ganzjahresalltag, der auch nach ein paar schnellen Runden auf der Schleife nicht gleich die Grätsche macht. Porsche eben. Als GTS extrafein.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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