Red Bull bestätigt Newey-Abschied
Stardesigner darf früher wechseln

Red Bull hat bestätigt, dass Adrian Newey das Weltmeisterteam vorzeitig verlassen wird. Interessenten an dem Star-Designer gibt es mehrere. Ferrari als erste Option?

Adrian Newey - Red Bull - Formel 1 - 2024
Foto: Red Bull

Die nächste Bombe auf dem Transfermarkt der Formel 1 ist geplatzt. Nach Lewis Hamilton zu Ferrari steht jetzt Star-Konstrukteur Adrian Newey im Mittelpunkt. Der 65-jährige Engländer wird Red Bull verlassen. Das hat das Team am Mittwoch (1.5.) offiziell bestätigt. Newey war seit 2006 bei dem britischen Rennstall angestellt. Seine Autos haben in dieser Zeit 118 Siege gesammelt.

Newey soll unglücklich über den Machtkampf im Team sein und wollte sich nicht komplett in das RB17-Hypercar-Projekt abschieben lassen. Das Herz des Vollblut-Ingenieurs hängt immer noch an der Formel 1. Auch wenn Newey schon längst nicht mehr jede Schraube des Autos an seinem geliebten Reißbrett konstruiert, ist er doch der geniale Kopf hinter dem Konzept der sieben Weltmeister-Autos des Teams aus Milton Keynes.

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Adrian Newey & Christian Horner - Red Bull - Formel 1 - 2024
Red Bull

Star-Designer Adrian Newey (links) will Red Bull verlassen. Teamchef Christian Horner wollte den Engländer ins Hypercar-Projekt RB17 abschieben.

Newey ist schon 2025 frei

In den letzten Tagen ging es nur noch darum, wann Newey das Team verlassen kann. Nun ist die Katze aus dem Sack: Laut Red Bull wird Newey schon im ersten Quartal 2025 seinen Posten verlassen – also fast ein Jahr vor dem Ende seines ursprünglichen Vertrags. Eine Sperrfrist soll es danach nicht mehr geben. Damit könnte sich der Ingenieur bei der Konkurrenz direkt auf die Entwicklung des Autos für das neue Reglement 2026 stürzen.

"Es war fast zwei Jahrzehnte lang eine große Ehre, eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Entwicklung von Red Bull zu spielen, vom Neueinsteiger bis zum mehrfachen Weltmeister", erklärte der Konstrukteur zum Abschied. "Ich hatte das Gefühl, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, den Staffelstab an andere weiterzugeben und mir neue Herausforderungen zu suchen."

In der verbleibenden Saison wird Newey laut Red Bull nur noch bei ausgewählten Rennen vor Ort an der Strecke sein. Aus der F1-Entwicklung in Milton Keynes wird er sich komplett zurückziehen und nur noch am Hypercar-Projekt RB17 arbeiten. Erste Verkaufsgespräche mit potenziellen Kunden des Supersportwagens wurden bereits geführt. Hier soll die Produktion Ende 2025 anlaufen.

Horner huldigt Newey

Teamchef Christian Horner hob noch einmal die Bedeutung des Wirkens von Newey bei Red Bull hervor. "Alle unsere größten Momente der letzten 20 Jahre hatten Adrians technische Handschrift. Seine Vision und Brillanz haben uns in 20 Saisons zu 13 Titeln verholfen."

Der Engländer bedankte sich auch auf persönliche Ebene bei seinem Kumpel Newey. "Als Adrian zu Red Bull kam, war er für mich bereits ein Superstar-Designer. Zwei Jahrzehnte und 13 Meisterschaften später verlässt er uns als wahre Legende. Er ist auch mein Freund und jemand, dem ich für alles, was er zu unserer Beziehung beigetragen hat, auf ewig dankbar sein werde."

Ferrari gilt als Favorit

Das Superhirn ist auf dem Markt so begehrt wie die besten Fahrer der Szene. Er spielt auch vom Gehalt in einer ähnlichen Preisklasse. Ihm wird ein Jahressalär von zehn Millionen Pfund angedichtet. Der Ingenieur, der 1980 bei Fittipaldi seine Formel-1-Karriere begann, ist mehr als nur ein Aerodynamik-Genie.

Er zählt zu den wenigen im Geschäft, der einen Gesamtüberblick über das Auto hat. Keiner in der Branche versteht so viel über die optimale Nutzung der Reifen, die Bedeutung der Mechanik dafür und die Abstimmung des Autos. Das Wissen eignete sich Newey in der Frühphase seiner Karriere als Renningenieur an.

Die Gerüchte um einen Abschied von Newey waren nicht neu. Deshalb hat sich auch schon die Konkurrenz frühzeitig um den Mann bemüht, der für Williams, McLaren und Red Bull Weltmeister-Autos konstruiert hat.

Experten sehen die besten Chancen für Ferrari. Newey wurde mindestens ein Mal am Flughafen in Bologna gesichtet. Laut der "Gazzetta dello Sport" hat sich Teamchef Frédéric Vasseur noch einmal am Mittwoch (1.5.) mit Newey zu Gesprächen in London getroffen. Wenn sich das bewahrheitet, dann hätte Vasseur mit Hamilton, Leclerc und Newey ein Super-Team zusammengeschweißt.

Frederic Vasseur & Lewis Hamilton - F1 2024
Motorsport Images

Lewis Hamilton (links) heuert ab 2025 bei Ferrari an. Sein neuer Teamchef Frédéric Vasseur könnte auch Adrian Newey zur Scuderia locken.

Mercedes hält sich bedeckt

Auch Aston Martin ist an Newey dran und ist bereit viel Geld auf den Tisch zu legen. Das hätte für den Konstrukteur den Vorteil, dass er weiter in England arbeiten könnte. Allerdings hat der Technik-Guru in Südafrika längst eine zweite Heimat gefunden und schon bei Red Bull teilweise aus der Ferne gearbeitet.

Mercedes hielt sich zum Thema Newey immer bedeckt. Dabei könnte der frühere Serien-Weltmeister einen wie Newey gut gebrauchen. Keiner versteht diese Groundeffect-Autos so gut wie er. Und genau dieses Verständnis scheint im Konstruktionsbüro in Brackley verloren gegangen zu sein.

Newey hätte auch der entscheidende Puzzlestein sein können, um Max Verstappen doch noch zu den Silberpfeilen zu locken. Bis jetzt zeigte sich Toto Wolff allerdings zögerlich. Da schwingt auch die Angst mit, eine Ikone wie Newey könnte Unruhe in die eigene Mannschaft tragen.

So oder so würde die Aktie Newey erst in der Saison 2026 Dividende tragen. Doch genau das ist ein entscheidendes Jahr. Das neue Motoren-Reglement verlangt auch völlig neue Autos. Und Newey hat schon oft bewiesen, dass sich seine Kompetenz und Expertise immer in den Jahren auszahlte, in denen alle bei Null beginnen mussten.

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