DS 5 BlueHDi 180 im Test
Happy End mit Startschwierigkeiten

Der DS 5 ist das erste Auto der neuen Premium-Marke im PSA-Konzern und musste gleich mal bei uns im Dauertest antreten. Nach Defekten gleich zu Beginn lief es dann immer besser, sodass wir ihn am Ende gerne selbst nach Paris zurückbrachten.

DS 5 BlueHDi 180, Exterieur
Foto: Dino Eisele

Paris ist immer eine gute Idee, findet nicht nur Audrey Hepburn. Wir möchten an dieser Stelle ergänzen: Erst recht mit einem so französischen Auto wie dem DS 5. Nach knapp zwei Jahren Dauertest bringen wir K-DS 3700 zurück in die DS-Heimat- und Modehauptstadt und lassen dabei die vergangenen 100.000 Kilometer Revue passieren.

Am 13. April 2016 trat ein weißer DS 5 mit 3.388 Kilometern auf dem Tacho seinen Dienst bei auto motor und sport an. Ein Jahr zuvor hatte Citroën die Abspaltung seiner höherwertigen Modelllinie zur eigenen Premium-Marke „DS Automobiles“ vollzogen. Schon vor der Unabhängigkeitserklärung stach der DS 5 aus dem sonstigen Citroën-Portfolio heraus. Und ja, sein Design polarisierte auch bei uns in der Redaktion. Von „eigensinnig“ über „futuristisch“ bis „mutig“ reichen die Urteile der Kollegen auf den gelben Bordkarten. Dirk Gulde bringt es auf den Punkt: „Toll, dass die Franzosen immer noch Autos bauen, die bewusst anders sind.“

Einmal Paris, nicht zurück

Wir starten auf der A 8 von Stuttgart Richtung Paris. Innen wie außen ist der harte Redaktionsalltag der letzten 22 Monate weitgehend spurlos an der Limousine vorbeigegangen. Der perlmuttweiße Lack (990 Euro) fluoresziert im Schein der aufgehenden Sonne wie am ersten Tag. Drinnen knarzt nichts oder wirkt abgewohnt. Lediglich die futuristisch, aber recht grob animierte Cockpit-Anzeige und der verschachtelt programmierte Infotainment-Touchscreen wirken nicht mehr up to date.

Taufrisch präsentiert sich dagegen der 180 PS starke Turbodiesel. Er ist zwar kein Leisetreter, dafür hat er nichts von seiner Kraft eingebüßt, wie die Abschlussmessungen zeigen. Zurückhaltend ist lediglich der Durchschnittsverbrauch von 7,1 l/ 100 km – selbst der Dauertestprimus in dieser Klasse, der BMW 320d Touring, war da nicht sparsamer, zumal sich der Dieseldurst des BlueHDi 180 problemlos auf Werte mit einer Fünf vor dem Komma drücken lässt.

Auf der Autobahn stört die betuliche, oft ruppig schaltende Sechsstufenautomatik kaum. Allerdings ist sie der Grund für einige Probleme, die für das mäßige Abschneiden des DS 5 verantwortlich sind. Schon nach 10.000 Kilometern musste wegen starken Schaltruckelns erst die Hydraulik-, kurze Zeit später die gesamte Getriebeeinheit ausgetauscht werden. Die offizielle Schadensdiagnose von DS: Wassereinbruch im Gehäuse. Erstaunlich in der heutigen Zeit.

Nachdem ein Viertel der Dauerlaufdistanz geschafft war, ließ sich die elektrische Feststellbremse nicht mehr manuell lösen. Immerhin konnte dieser Defekt genauso wie die blinkende Abgaskontrollleuchte durch Zurücksetzen des Fehlerspeichers behoben werden. Bei der ersten Inspektion wurden das Kühlmittelthermostat sowie der deformierte AdBlue-Tank getauscht. Dessen Befüllung erwies sich im Alltag als umständlich, wie Malte Jürgens auf einer Dienstreise nach München notierte: Um den Harnstoff nachzufüllen, musste er das gesamte Gepäck ausladen, da sich der Einfüllstutzen nicht hinter dem Tankdeckel, sondern unter dem Kofferraumboden versteckt.

Nach einem Drittel lief es

Immerhin waren alle Schäden durch die Garantie abgedeckt. Nach den anfänglichen Problemen sah der DS 5 die Werkstatt noch zwei weitere Male. Jedoch nur zu planmäßigen Wartungsdiensten, die nur durch die vergleichsweise niedrigen Inspektionskosten auffielen.

Mittlerweile sind mehr als die Hälfte der vom Navi berechneten 626 Kilometer von Stuttgart nach Paris geschafft. Der Langstreckenkomfort geht dank bequemer Sitze in Ordnung, auch wenn Querfugen deutlich hör- und spürbar an die Passagiere weitergereicht werden. Wir beschließen, an den Tribünenruinen der altehrwürdigen Rennstrecke bei Reims zu rasten, und verstehen zum ersten Mal, wozu die kleine Ablage in der Mittelkonsole dient: Für einen normalen To-go-Becher ist sie zu klein, doch der französische Café-Becher sitzt optimal. Ja, so eine Reise in die Heimat hilft, ein Auto zu verstehen, man muss sich eben nur auf die französische Lebensart einlassen.

Der Innenraum des DS 5 ist zwar halbwegs geräumig, aber gefühlt gibt es mehr Fensterscheiben (Panoramascheiben für 800 Euro) und originell platzierte Schalter auf der Mittelkonsole und am Dachhimmel als Ablagen. Der Kofferraum schluckt gerade so das Kamera-Equipment des Fotografen, alternativ Gepäck für eine Woche Sommerurlaub zu viert. Da die Klappe bei unserem Testwagen nicht elektrisch öffnet, sondern nur von innen oder via Fernbedienung entriegelt wird, holt man sich mangels Griff schnell dreckige Finger.

DS 5 BlueHDi 180, Exterieur
Dino Eisele
In der Modehauptstadt Paris gehört der DS 5 so selbstverständlich zum Straßenbild wie die Brasserien und Cafés.

Wir fahren weiter und kommen pünktlich zur Rushhour in Paris an. Zielsicher leitet uns das Navi in den ersten Stau – leider kein Zufall, wie wir dem Fahrtenbuch entnehmen. Im Stop-and-go-Verkehr nerven die hektisch agierende Start-Stopp-Automatik und die mangelnde Übersichtlichkeit. Dafür fällt der DS hier kaum auf, im Gegenteil: Man wähnt sich wegen der Rücksichtnahme schon fast als französischer Landsmann.

Erstes Ziel ist Sacré-Cœur, von wo aus wir den herrlichen Blick über die Stadt der Liebe genießen. Apropos, wir haben heute noch ein Rendezvous. Allerdings mit einer älteren Dame, die nicht nur in Frankreich als Göttin „La Déesse“ verehrt wird. Tatsächlich ist der Citroën DS von 1955 Namenspatin für die neue Marke. Sie war einst technische Vorreiterin mit ihrer Komforthydraulik und Aerodynamik. Die mitlenkenden Scheinwerfer (1.390 Euro) erinnern noch an diese Zeit, während man sich von der weich federnden Hydropneumatik verabschiedet hat und der DS 5 nun mit einem nicht nur auf Kopfsteinpflaster hart abrollenden konventionellen Fahrwerk aufwartet.

So schön das Treffen mit dem polizeiblauen DS-Exemplar aus den 70er-Jahren am Ufer der Seine auch ist, auf uns wartet ein letzter Termin. Ein Stück begleitet sie uns noch, die alte DS, die man als Touristentaxi samt Fahrer mieten kann. Wir umrunden noch einmal den Eiffelturm und gönnen uns einen Café in einer der zahlreichen Brasserien.

Es wird bereits dunkel, als wir vorbei am Moulin Rouge und zum Abschluss die wohl berühmteste Straße der Welt entlangfahren, um vor dem neuen DS-Store K-DS 3700 an den Markenchef Yves Bonnefont zu übergeben. Au revoir.

Vor- und Nachteile
DS 5 BlueHDi 180
bequeme Sitze
kräftiger Dieselmotor
langstreckentauglicher Fahrkomfort
leichtgängige Lenkung
sehr gutes Licht mit Kurvenlicht
geringe Inspektionskosten
große Reichweite
niedriger Verbrauch selbst bei hohem Autobahntempo
zum Teil komplizierte Bedienung
mäßiges Raumgefühl
hektische Start-Stopp-Automatik
hoher Wertverlust
teils ruppiges Automatikgetriebe
unzuverlässiges Navigationssystem
sehr straff abgestimmtes Fahrwerk
laute Abrollgeräusche
wenige und kleine Ablagen
umständliche AdBlue-Befüllung
nervige Warntöne
unübersichtliche Karosserie

Fazit

Der Getriebedefekt und die eigensinnige elektrische Handbremse sorgten gleich zu Beginn des Dauertests für Ärger und lassen den DS 5 BlueHDi 180 in der Endabrechnung schlecht aussehen. Die letzten zwei Drittel absolvierte der eigenwillige Franzose aber ohne Probleme und überzeugte durch geringen Verbrauch und niedrige Wartungskosten.

Technische Daten
Citroën DS5 BlueHDi 180
Grundpreis36.990 €
Außenmaße4530 x 1871 x 1505 mm
Kofferraumvolumen468 bis 1288 l
Hubraum / Motor1997 cm³ / 4-Zylinder
Leistung132 kW / 180 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit220 km/h
Verbrauch4,4 l/100 km