Goodwood Members' Meeting-Auktion
5 schnelle Abarth-Renner unterm Hammer

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Am 21. März versteigert Bonhams in Goodwood 5 Abarth-Rennwagen, darunter den Targa Florio-Klassensieger Abarth 1000 SP und ein Double-Bubble-Renner als seltener 750 GT. Interessenten sollten bei diesen leichten Rennsemmeln allerdings genau hinsehen.

1969er Abarth 2000 SE-014 "Cuneo"
Foto: Bonhams

Abarth bot vom Rennauspuff bis Rennwagen alles an

Bei den 5 Abarth-Fahrzeugen handelt es sich Modelle, die in den 60er- und 70er-Jahren die beliebten Bergrennen dominierten. Sie waren so beliebt, weil sich fast jeder sich eine dieser von Karl "Carlo" Abarth getunten Rennsemmel leisten konnte - um damit weitaus teureren Rennwagen um die Ohren zu fahren. Das Geheimnis von Abarth lag in dem erstklassigen Leistungsgewicht und der Handlichkeit. Um die Kosten im Rahmen zu halten, nutze Abarth als Basis meist günstige Fiat-Kleinwagen wie den 600, der - je nach Portemonnaie des Kunden - veredelt wurde.

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Leistungssteigerung war damals noch ein recht einfaches Geschäft - schon ein Sportauspuff holte einige Zusatz-PS aus den kleinen Motoren. Mit seinen Sportauspuffanlagen war Carlo Abarth groß und erfolgreich geworden, doch er hatte noch weitere Leistungsstufen im Angebot. Mit klassischem Tuning - also Bearbeiten der Ansaugkanäle, Einbau schärferer Nockenwellen und Vergaser mit mehr Durchsatz, Erleichtern der Kurbelwelle und eben der Auspuffanlage steigerte er die Leistung eklatant. Krone der Fiat-Abarth-Schöpfungen sind die Turismo Competizione-Modelle 850 TC und 1000 TC mit ihrem riesigen Ölkühler-Schlund.

Gesuchte Rennwagen für den Historischen Motorsport

Am oberen Ende der Abarth-Modellpalette standen die kleinen Renn-Coupés mit Karosserien von Viotti und Zagato, die nur noch rudimentär etwas mit der Fiat-Basis zu tun hatten. Zagato fertigte etwa den Fiat-Abarth 750 GT mit seiner charakteristischen Double-Bubble-Karosserie. Bei Bergrennen konnten die kleinen Leichtgewichte dank ihres ausgesprochen handlichen Fahrwerks (Radstand: 2.000 mm) trotz der relativ geringen Leistung von rund 45 bis 50 PS neue Bestmarken setzen - und weitaus teurere und stärkere Wagen hinter sich lassen.

Die letzte Ausbaustufe waren die Rennwagen-Konstruktionen, die ebenfalls in der kleinen Firma von Carlo Abarth in Turin entstanden. Die Produktion in der Manufaktur umfasste die Entwicklung sowie den Bau fast aller technischen Komponenten, wobei Triebwerke von Fiat, Simca und Alfa Romeo die Antriebsbasis bildeten. Selbst die Karosserien von mehreren Rennwagen hat Abarth gedengelt. Die Stückzahlen der Abarth-Rennwagen waren entsprechend überschaubar - und wurden im Rennbetrieb nochmals deutlich dezimiert. Beides Gründe dafür, warum sie heute so gesucht sind.

Seltene Gelegenheit mit 5 Abarth-Rennwagen

Daher lässt die Bonhams-Versteigerung im Rahmen des 73. Goodwood Members Meeting aufhorchen. Das Auktionshaus bietet am 21. März 2015 gleich 5 Abarth-Rennwagen an. Die Fahrzeuge gehörten allesamt zur Maranello Rosso-Sammlung des Unternehmers Fabrizio Violati, der in San Marino eine der größten Ferrari- und Fiat-Abarth-Sammlungen der Welt aufbaute: 40 Abarth und 25 Ferrari parkten in seinem Museum.

Nach dem Tod Violatis im Jahr 2010 wurden schon mehrmals Teile der Sammlung angeboten. Höhepunkt war die Versteigerung seines Ferrari 250 GTO, der mit 38 Millionen US-Dollar einen neuen Rekord für Auktionsautos aufstellte. Der Rennwagen war am 14. August 2014 von Bonhams auf der "The Quail Lodge"-Auktion verkauft worden.

Jetzt kommen die angesprochenen 5 Abarth-Rennwagen der berühmten Sammlung unter den Hammer. Die Strahlkraft der 5 Lots ist bei näherem Hinsehen allerdings weniger stark. Die Fahrzeuge sind nicht ohne Makel, sie werden vielmehr im nahezu unangetasteten Museums-Zustand angeboten. Zum Teil wurde sie seit Jahrzehnten nicht bewegt, es fehlen Teile oder sind nicht montiert oder die Angabe der Chassisnummer wirft Fragen auf.

Warum sich Bonhams dazu entschlossen hat, die Fahrzeuge nicht von einem Marken-Spezialisten für die Auktion vorbereiten zu lassen, können wir nicht beantworten. Neben dem zum Teil überholungsbedürftigen Zustand ist auch die Historie der meisten Abarth in dem Auktionskatalog nicht recherchiert. Die Interessenten sollten sich also bewusst sein, dass sie hier nicht ein risikoloses Sammlerobjekt ersteigern. Vielleicht hat dieses Vorgehen ja auch sein Gutes - und die von Carlo Abarth gebauten Rennwagen kommen wieder dorthin, wo sie am meisten begeistern: auf die Bergrennstrecken und Rundkurse. Die Fahrzeuge im einzelnen:

Kann nicht fahren, sieht aber schön aus

Los geht es mit Lot-Nummer 20, dem 1969er Abarth 2000 SE-014 "Cuneo". Der Beiname bedeutet "Keil" und das beschreibt die von Mario Colucci gezeichnete Karosserie auch ziemlich treffend. Eine Lackierung sucht man an dem Wagen vergebens, stattdessen kann man an der blanken Aluminium-Karosserie die handwerkliche Klasse des Carosseriers ablesen. Giuseppe Manera dengelte eine steil ansteigende Seitenlinie ins Blech mit zwei, die extrem flache Front dominierenden Radkästen. Der Fahrer sitzt leicht nach rechts versetzt, für die perfekte Gewichtsbalance sorgt der auf der linken Seite platzierte Benzintank.

Einen entscheidenden Nachteil hat der angebotene Rennwagen allerdings: Er ist ein Show Car - und kann nicht fahren. Im Heck des Abarth 2000 SE-014 ist nur eine Motor-Attrappe montiert. Ursprünglich wurde dieser nur 560 kg leichte Wagentyp von einem Zweiliter-DOHC-Vierzylinder mit 16 Ventilen und rund 250 PS angetrieben.

Chassisnummer gibt Rätsel auf

Die angegebene Chassisnummer SE014/001 gibt allerdings Rätsel auf. Unter der gleichen Nummer wurde bei der Goodwood Revival-Auktion am 13.09.2014 ein 1970er Abarth 2000 Sport angeboten - und für 172.714 Euro verkauft. Das antriebslose Show Car wird ohne Vorbehalt angeboten, das Estimate beträgt 11.000 bis 17.000 Euro.

Double-Bubble-Rennwagen auf Fiat 600-Basis

Der Fiat 600 feiert gerade seinen 60. Geburtstag- und besonders begehrt sind die von Karl "Carlo" Abarth veredelten Versionen. Noch getoppt werden diese von den Double-Bubble-Fiat-Abarth 750 GT, die bei Zagato die traumhafte Aluminium-Karosserie mit den zwei ausgeformten Buckeln bekam.

Bonhams bietet am 21. März ein 1956er-Exemplar des Fiat-Abarth 750GT Competition Coupé mit der Chassisnummer 651969 an. Abarth brachte die kleinen Vierzylinder durch klassische Tuningmaßnahmen und die Hubraumerweiterung auf 747 Kubik auf eine Leistung von bis zu 47 PS. Das Estimate für Lot 21 liegt bei 28.000 bis 42.000 Euro.

Targa-Florio-Klassensieger

Das höchste Estimate gibt Bonhams für den 1970er Abarth 1000 SE-018 Prototyp an, der mit der Lot-Nummer 22 versteigert werden soll: 120.000 bis 170.000 Euro. Wer 1970 einen solchen Rennwagen bei Abarth orderte, musste rund 8 Millionen Lire bezahlen - etwa 8.000 Mark. Von der Historie des Fahrzeugs mit Chassisnummer SE018/015 ist leider kaum etwas bekannt, lediglich der Erfolg bei einigen Rennen ist belegt. So soll der Prototyp beim Draguignan-Bergrennen, dem Coppa Belmonte von Avola, dem Coppa Verona von Monza, dem Coppa Primavera von Amalfi und beim Targa Florio Klassensiege errungen haben.

Drastisch reduziertes Estimate bei Fiat-Abarth 1000 Bialbero

Das nächste Fahrzeug ist "ready to run": Der 1961er Fiat-Abarth 1000 Bialbero kann eine große Rennhistorie vorweisen und ist nach den neuesten Bestimmungen für den Historischen Motorsport vorbereitet. Aufmerksamen Beobachtern ist der Wagen schon bekannt, denn er war bereits bei der Goodwood Revival-Auktion am 13.09.2014 im Auktionskatalog aufgeführt. Allerdings wurde der Wagen damals kurz vor der Versteigerung zurückgezogen.

Im letzten Jahr stand der Bialbero noch mit einem Estimate von 120.000 bis 210.000 Euro im Katalog, jetzt wurde das Estimate drastisch reduziert und beläuft sich auf 97.000 bis 120.000 Euro.

Ettore Mandelli holte auf dem Wagen mit der Chassisnummer 987382 beim Monza International Meeting 1981 den Klassensieg, auf den noch zwei weitere beim Gran Turismo Storico und in Varana. Mandelli fuhr damals für die Scuderia Supercar Bellancauto, deren Dekor der Wagen noch heute trägt.

Die technischen Daten des Fiat-Abarth 1000 Bialbero finden Sie in unserer Fotoshow.

Nicht ganz kompletter Abarth-Simca mit Beccari-Karosserie

Wie die anderen angebotenen Abarth-Fahrzeuge auch, kommt der 1965er Abarth Simca 1300 GT Corsa (Chassisnummer 130S/00047) mit einem Makel: Er ist nicht ganz beieinander. Bonhams gibt an, dass beispielsweise die Bremssättel nicht vorhanden sind - zum Preis von "1.000 Euro pro Paar " seien diese aber zu bekommen - eine fragwürdige Angabe. Zudem fehlt die Lichtmaschine und weder Motor noch Sitze sind montiert.

Ob das beiliegende Triebwerk mit der Nummer 238040001 den Abarth-Spezifikationen entspricht - 1.300 Kubik, 125 PS bei 6.000/min, wird im Auktionskatalog nicht angegeben. Das Estimate dagegen sehr wohl - es liegt bei 83.000 bis 120.000 Euro.