Noch grüner: US-Armee testet Canoo Pick-up
Elektro-Pick-ups mit Panzerung vom Start-up

Die US-Armee testet Elektro-Pick-ups des Start-ups Canoo. Dafür bekommen die Autos nicht nur eine leichte Panzerung – sie sind auch grüner als je zuvor.

Canoo Pick-up Militärversion
Foto: Canoo

Das Start-up Canoo hat sich auf Elektroautos spezialisiert. In seinem kalifornischen Gründungsort Torrance ist es nicht mehr beheimatet; inzwischen gibt es eine Produktionsstätte in Pryor im US-Bundesstaat Oklahoma und eine Niederlassung im texanischen Justin. Das Unternehmen hat inzwischen einen Elektro-Kleintransporter, einen elektrischen Minivan und einen ebenso elektrischen Pick-up vorgestellt. Im Mai 2022 teilten Unternehmens-Verantwortliche mit, dass das Investorengeld nur noch für ein Quartal reicht – dieser finanzielle Engpass scheint überwunden. Einen Hoffnungsschub erfährt der kleine Hersteller jetzt durch die US-Armee, die den Canoo Pick-up ausgiebig testet.

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Für das Militär rüstet Canoo den Pick-up auf. Seine Seiten sind zur leichten Panzerung mit Kevlarplatten verstärkt – und das Auto ist jetzt in einem hellen Mattgrün lackiert. Außerdem hat er eine höhere Bodenfreiheit als das Serienmodell, eine Luftfederung und 32-Zoll-Reifen. Die Gesamtleistung des Allrad-Antriebsstrangs soll 447 kW (608 PS) betragen – das ist nicht mehr als bei der zivilen Variante. Das LTV (Light Tactical Vehicle) soll sogar Stealth-Eigenschaften haben, also für den Feind nur schwer erkennbar sein. Welche Technik dahinter steckt, verrät Canoo aktuell nicht. Die militärischen Testversionen sollen auch deutlich schwerere Lasten transportieren können als ihre zivilen Modellgeschwister.

Besonders wandelbar

Die Wandelbarkeit des Pick-ups kommt auch der militärischen Version zugute. So kann ein- und dasselbe Fahrzeug ein Pick-up, ein Pritschenwagen (also mit komplett ebener Ladefläche ohne Ausschnitte für die hinteren Radhäuser) oder ein geschlossener Klein-Lkw sein. Wie weit die in der besonders geschützten Batterie gespeicherte Energie das Militärfahrzeug bringt, ist noch nicht bekannt – die zivile Version soll bis zu 322 Kilometer weit kommen. Auch viele weitere Spezifikationen möchten die Canoo-Verantwortlichen erst kurz vor einem möglichen Produktionsstart bekannt geben – aber dafür müsste die US-Armee erstmal eine größere Anzahl an Pick-ups bestellen.

Auch für die Nasa

Im Rahmen der Militärprojekts hat Canoo auch drei Transporter für die US-Weltraumbehörde Nasa entwickelt und produziert. Diese Transporter sollen im Kennedy Space Center in Cape Canaveral (Florida) Astronauten zu ihren Raumschiffen fahren – im Rahmen des Artemis-Programms, das nach den Apollo-Missionen aus den 1960er- und 1970er-Jahren wieder Landungen von Menschen auf dem Mond vorsieht.

Bevor die USA von einer Welle an Elektro-Pickups überschwemmt werden, reiht sich ein weiteres Start-up in die Riege der Ansager ein. Canoo hat mit einem Pritschenwagen, der bisher schlicht Pick-up Truck heißt, sein drittes Modell nach einem Van und einem Kleintransporter angekündigt. Am nötigen Selbstbewusstsein mangelt es der in Los Angeles ansässigen Truppe nicht. "Unser Pick-up ist so stark wie die härtesten Trucks da draußen und so konzipiert, dass er exponentiell produktiver ist", sagt Canoo-Chef Tony Aquila.

Schon die bekannte, sehr flach konstruierte Skateboard-Plattform, die auch die beiden anderen Canoo-Modelle aufnimmt, sei "knallhart". In ihr sind alle Antriebs- und Fahrwerks-Komponenten bereits enthalten. Lenkung und Bremse funktionieren "by wire" – also volldigital, ohne mechanische Verbindung von Volant oder Pedal zu den entsprechenden Bauteilen. Räder gibt es natürlich trotzdem noch. In den verbreiterten Radhäusern rotieren 18-Zoll-Felgen, die grobstollige Reifen im Format 265/60 R18 tragen.

Über 608 PS und maximal 746 Nm

Der Baukasten erlaubt einen Antrieb per Heck- oder Doppelmotor. Kommt die letztere Konfiguration zum Einsatz, sollen über 608 PS und maximal 746 Newtonmeter möglich sein. Die Reichweite beziffert Canoo auf mehr als 322 Kilometer – hier hinkt er der Konkurrenz hinterher. Die Nutzlast soll bei gut 816 Kilogramm liegen und durch Anhängerbetrieb vergrößert werden können. Die Ladefläche misst 1,63 Meter in der Breite und 1,82 Meter in der Länge, wobei diese auf 2,60 Meter verlängert werden kann. Innen gemessen sind die Ladebordwände 52 Zentimeter hoch.

03/2021, Canoo Pickup Truck
Canoo Inc.
Mit einem modularen Lade-Management-System lässt sich die Pritsche wie gewünscht unterteilen.

Die Verlängerung der Ladefläche ist das erste clevere Detail des Canoo Pick-up Trucks. Die hintere Ladeklappe schwenkt dann – mittig geteilt – nach außen und dient dort als seitliche Begrenzung. Wird dieses Feature genutzt, wächst die Gesamtlänge des Autos von 4,68 Meter auf 5,40 Meter bei einem Radstand von 2,85 Meter. Damit ist der viersitzige Kalifornier ein eher kurzer Vertreter seiner Zunft, was vor allem am Verzicht auf eine Motorhaube liegt. Stattdessen bietet er eine "Steilfront", wie wir sie von europäischen Lkw kennen.

Steckdosen und Zusatzleuchten überall

Hier wartet ein weiteres praktisches Detail: Eine Klappe dient nicht nur als Begrenzung für den Front-Kofferraum, sondern heruntergeklappt und ausgezogen auch als Arbeitsfläche, die sogar über Steckdosen verfügt. Derartige Anschlüsse gibt es an allen Ecken des Canoo Pick-ups. Natürlich auch auf der Ladefläche, die sich zudem mit modularen Raumteilern und Unterlegkeilen ausstatten lässt. Hier gibt es auf allen Seiten zusätzliche Leuchten, falls mal nach Einbruch der Dunkelheit weitergearbeitet oder in der Wildnis für eine Illuminierung gesorgt werden muss.

03/2021, Canoo Pickup Truck
Canoo Inc.
Mit dem Canoo Pickup Truck sollen sich verschiedene Camper-Aufbauten kombinieren lassen.

Canoo sieht Camping und andere Outdoor-Aktivitäten ausdrücklich als weiteren Anwendungszweck seines Pick-up Trucks. Das Start-up will ihn so konzipiert haben, dass er viele unterschiedliche Camper-Aufbauten aufnehmen kann. Hier hilft auch der Dachgepäckträger, der von der Pritsche oder der Seite aus bestiegen werden kann. Letzteres gelingt über eine ausklappbare Stufe, hinter der sich weiterer Stauraum verbirgt. Auch hier gibt es ausklappbare Elemente, die sich entweder als Tische oder Werkbänke nutzen lassen – natürlich mit Stromquellen in unmittelbarer Nähe. Hinzu kommen Details wie robuste Abschlepphaken und Unterfahrschutz-Elemente an beiden Enden des Pickups.

Ab dem zweiten Quartal 2021 sollen Vorbestellungen für den Canoo Pick-up Truck möglich sein; von 2023 an will Canoo ausliefern. Die Preise stehen noch nicht fest.

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Fazit

Mit seinem ungewöhnlichen Design sticht der Canoo Pick-up Truck aus der stetig wachsenden Riege der (angekündigten) Elektro-Pritschenwagen heraus. An cleveren Ideen mangelt es ihm nicht; für eine souveräne technische Umsetzung dürfte Kooperationspartner Hyundai bürgen. Bleibt zu hoffen, dass der Marktstart nicht zu spät terminiert ist. Bis 2023 dürften viele Konkurrenten ihre Pick-ups nämlich endlich auf dem Markt haben.