Megawatt-Akku im Lkw
Riesenbatterie: Elektro-Truck mit 1.000 kWh

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Das Schweizer Unternehmen Designwerk bringt einen Lkw mit Megawatt-Akku. Die Sattelzugmaschine schafft im Alltag bis zu 640 km Reichweite.

Designwerk Elektro-Lkw E-Truck
Foto: Designwerk

Seit mehreren Jahren bereits rüstet das Unternehmen Designwerk aus der Schweiz Lkw auf Elektroantrieb um. Spezialität der Firma aus Winterthur sind die selbst entwickelten und selbst gefertigten Akku-Pakete mit teils enormer Kapazität. So hatte Designwerk im Sommer 2021 mit einem E-Lkw einen neuen Reichweiten-Weltrekord von über 1.000 Kilometern mit einer Akkuladung aufgestellt (siehe Video unten).

Nach den zuletzt bis auf 900 kWh Kapazität angewachsenen Traktionsbatterien hat Designwerk nun noch einmal nachgelegt und eine Sattelzugmaschine mit einem Megawatt-Akku vorgestellt. Die 1.000 kWh fassende Batterie soll dem mit 42 Tonnen Gesamtgewicht vollbeladenen Sattelzug eine Reichweite von 576 Kilometer erlauben, je nach Streckenprofil und Beladung seien bis zu 640 Kilometer Reichweite möglich.

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1.017 Kilowattstunden im Gepäck

Um diese Kapazität bildlich einzuordnen: Mit 1.000 kWh ließe sich ein Durchschnittshaushalt drei bis vier Monate lang mit Strom versorgen. Der Designwerk-Truck verfährt diese Energiemenge im Zweifelsfall binnen eines Tages.

Designwerk Elektro-Lkw E-Truck
Designwerk
Designwerk produziert Akkus in verschiedenen Größen, mit dem Megawatt-Akku wurde nun ein neuer Rekord aufgestellt.

Die 1.000 kWh (laut Datenblatt sind es exakt 1.017 kWh) der Batteriepakete werden allerdings nicht vollständig für den Verbrauch freigegeben. Wie bei Elektrofahrzeugen üblich wird die Entnahmemenge durch die Bordelektronik begrenzt, weil vollständig entladene Akkus erheblich schneller altern. Designwerk gibt 85 Prozent der Gesamtkapazität frei, ein eher konservativ kalkuliertes Sicherheitspolster, 864 kWh stehen damit netto als Antriebsenergie zur Verfügung.

Fast sechs Tonnen wiegen nur die Batterien

Die Akkupakete benötigen nicht nur reichlich Platz, sie schlagen auch beim Gewicht erheblich zu Buche. 5,62 Tonnen wiegen die seitlich und hinter der Fahrerkabine untergebrachten Akkus. Wegen des Montageplatzes hinter der Kabine, der rund einen Meter Baulänge in Anspruch nimmt, muss auch der Radstand der Zugmaschine verlängert werden, was je nach Einsatzland zulasten der Aufliegerlänge geht, in der EU dürfen Sattelzüge maximal 16,5 Meter lang sein.

Bei den Ladeoptionen bleibt Designwerk beim bewährten CCS Typ 2 Standard, was ja auch dem aktuellen Stand der verfügbaren Ladetechnik entspricht. Das für die Zukunft angedachte Megawatt-Charging mit Ladeleistungen bis zu 3.750 kW (siehe verlinkter Beitrag oben) ist aktuell noch ein Entwicklungsprojekt. Der Designwerk-Lkw lädt als Standard mit 150 kW, als Option soll es eine Ladetechnik mit bis zu 350 kW an geeigneten Ladesäulen geben. Wechselstrom kann mit bis zu 44 kW verarbeitet werden.

Designwerk Elektro-Lkw E-Truck
Designwerk
Umgebaut wird praktisch das gesamte mittelschwere und schwere Angebot von Volvo, zum Beispiel Abfall-Lkw für den Stadteinsatz.

Designwerk verwendet für die jeweiligen Elektro-Lkw Fahrzeuge aus dem Angebot von Volvo Trucks, so entstammt die jetzt vorgestellte Zugmaschine der FM-Baureihe von Volvo. Die Schweden sind auch über eine Finanzbeteiligung mit Designwerk verbandelt, das schafft kurze Wege in der Zusammenarbeit. Neben dem jetzt vorgestellten Megawatt-Sattelzug baut Designwerk praktisch die gesamte Produktlinie der mittelschweren und schweren Volvo Trucks um, bei den Akkugrößen werden verschiedene Optionen ab 375 kWh angeboten. Einen Preis für den jetzt vorgestellten Megawatt-Truck hat Designwerk nicht genannt.

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Fazit

1.017 kWh Akku-Kapazität – ein Elektro-Pkw käme damit rund 6.000 Kilometer weit. Bei der neuen Sattelzugmaschine von Designwerk reicht die Riesen-Batterie für maximal 640 Kilometer Strecke, allerdings werden auch nur 85 Prozent der Akku-Kapazität genutzt. Dennoch genügt dies auch für den Fernverkehrseinsatz, um alle Fahrstrecken innerhalb der vorgeschriebenen Ruhezeiten abzudecken. Dass man die Akkutechnik, ganz abgesehen von den enormen Kosten, nicht unendlich skalieren kann, zeigt allerdings der Platzbedarf für die Batterien und vor allem deren Gewicht. 5,6 Tonnen nur für den Energiespeicher sind eine Ansage.