DS9 E-Tense 4x4 360
Nun auch mit Allrad

DS baut das Angebot beim Flaggschiff DS9 aus, nun sind auch der E-Tense 250 mit größerer Batterie sowie der kräftige E-Tense 4x4 360 verfügbar – Fahrbericht.

DS 9 E-Tense 4x4 360
Foto: DS

Er soll ja nicht weniger als die Tradition französischen Luxuswagenbaus fortsetzen. Die große Limousine mit auf 2,90 Meter gestrecktem Radstand und diskreten Design-Anspielungen auf den Namenspatron Citroën DS zielt in die Klasse der Businessliner vom Schlage der Mercedes E-Klasse, Audi A6, BMW 5er oder auch Volvo S90 und Jaguar XF. Damit sie in dem Umfeld besser landen kann, erhält sie nun zwei schon länger angekündigte Motorvarianten: den E-Tense 250 mit 15,6 kWh fassender Batterie sowie den E-Tense 4x4 360, der jedoch den kleineren Akku des E-Tense 225 mit 11,9 kWh mitführt.

Unsere Highlights

Zur Erinnerung: Bisher gab es den DS9 als Benziner ohne Elektrounterstützung namens PureTech 225 und den PHEV E-Tense 225. Da fragt man sich natürlich, wieso das neue Topmodell 4x4 360 mit der kleineren Antriebsbatterie auskommen muss. Des Rätsels Lösung: Aus produktionstechnischen Gründen werden der spätere 360 4x4 als Fronttriebler im DS-Werk im südchinesischen Shenzen gebaut. Der Einbau der elektrisch angetriebenen Hinterachse des 360 erfolgt danach in Europa. Weil dort aber noch der 11,9 kWh-Akku verbaut wird, ist er auch noch im 360 zu finden. Sobald der 250 den 225 in der Fertigung abgelöst hat, soll dann der 360 mit der größeren Antriebsbatterie nachgeschoben werden. Aber wir wollten ja fahren. Zuerst mit dem E-Tense 250. Der verspricht mit dem größeren Akku bis zu 67 km elektrischer Reichweite (WLTP). Laut Preisliste kommt er übrigens genau 1.000 Euro teurer als der 225 – jedenfalls so lange der 225 noch angeboten wird. Denn eigentlich soll der 250 ihn ersetzen. Zwei Modelle, die leistungsmäßig und preislich so nahe beisammen liegen, scheint ja auch nicht besonders sinnvoll.

Die 250 PS-Version ist 240 km/h schnell

Die Mehrleistung von 25 PS kommt übrigens vom Verbrenner: Der ist nun 200 statt 181 PS stark. Daraus ergibt sich in Zusammenarbeit mit dem nach wie vor 81 kW starken Elektromotor an der Vorderachse eine Systemleistung von 183 kW oder 250 PS. Es wäre zu viel gesagt, man spürte die Zusatz-Pferde bei der Probefahrt mit dem E-Tense 250. Der DS9 ist ja ohnehin mehr komfortabler Gleiter als feinnerviger Renner, doch das stört auf den streng tempolimitierten französischen Straßen rund um Antibes eher weniger. Die 250 PS geben sich sehr zurückhaltend, ganz gleich, ob man im Hybrid- oder Sportmodus unterwegs ist. So wollen Überholmanöver sorgfältig eingeplant werden, auch weil der DS-Antrieb bei Vollgas mit leichter Verzögerung anspricht. Sofortiges Reagieren auf Fahrpedal-Anforderungen ist seine Sache nicht. Doch es passt zur komfortorientierten Auslegung des DS9. Wie auch der entspannte Antrieb laden die sehr leichtgängige und mitteilungsarme Lenkung und das gummiballige Feedback der Rekuperationsbremse nicht gerade zu engagierter Kurvenfahrt ein.

DS 9 E-Tense 4x4 360
DS
Der Start-Stopp-Schalter liegt oberhalb des Bildschirms in der Mittelkonsole.

Dagegen funktioniert das Gleiten hervorragend, wie auch im etwas schwächeren 225. Die adaptive Federung bügelt mit vorausschauender Kameraunterstützung die meisten Unebenheiten erfolgreich nieder, vom Benziner ist bei geringer Last nur ein entferntes Rauschen zu vernehmen. Das passt also. Ebenso wie der Konsum. Nach rund 150 km zügiger Probefahrt im Hybrid-Betrieb hat der E-Tense 250 die verfügbaren 15,8 kWh aufgebraucht, zudem 5,7 Liter Superbenzin je 100 verbrannt. Was so grob gerechnet einem Verbrauch von knapp unter sieben Liter Sprit entspräche (ein Liter Benzin = 8,67 kWh). Das kann sich durchaus sehen lassen für eine knapp zwei Tonnen schwere und 240 km/h schnelle Business-Limousine.

Mit 360 PS und Allradantrieb unterwegs

Umstieg in den 4x4 360. Der Benziner ist ja gleich, alles andere auch. Bis auf die elektrisch angetrieben Hinterachse – maximal 83 kW oder 113 PS stark. Die vordere Antriebseinheit entspricht, wie erwähnt, jener im 250, die Batterie der des 225. In der Kombination ergibt das 360 PS Systemleistung. Der Unterschied beim alltäglichen Fahren zum E-Tense 250? Eher minimal. Nur wenn es flotter zur Sache geht, macht sich der Extra-Schub bemerkbar. Laut Werksangabe soll der 4x4 in 5,7 Sekunden auf 100 km/h sein, erst bei 250 km/h ist Schluss. Und im E-Betrieb sollen maximal 190 km/h möglich sein. Das probieren wir auf der südfranzösischen Autobahn mal lieber nicht aus.

DS 9 E-Tense 4x4 360
DS
Das Cockpit des DS9 E-Tense 4x4 360.

Zum 4x4-Paket gehören unter anderem auch 20-Zoll-Räder, eine Option, auf die so mancher womöglich lieber verzichtete. Denn sie verhelfen diesem DS9 zusammen mit der etwas strafferen Abstimmung des Fahrwerks zu einem eher unharmonischen Ansprechverhalten, vor allem bei langsamer Fahrt. Ansonsten bleibt auch das Topmodell des DS9 eher auf der komfortablen Seite, wiegt seine Insassen in weichen, massierenden, klimatisierten Sesseln. Dass die DS9-Limousinen nicht gerade billig sind, ist ebenfalls bekannt – und gewollt. Den 4x4 gibt’s ab 64.250 Euro, in der üppigen Rivoli+ -Ausstattung ab 67.000 Euro. Für den E-Tense 250 werden 53.810 Euro aufgerufen. Auch preislich ist man damit auf der Flugebene der deutschen Premium-Konkurrenz angekommen, wenn auch mit mehr Ausstattung.

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Fazit

Die neuen Versionen des DS9 bieten gepflegtes Fahren auf hohem Niveau, ein Alternativangebot im ansonsten recht dynamik-orientierten D-Segment. Fragt sich nur, ob das die Businessclass-Kundschaft hierzulande auch honoriert.