Neuer Nissan Leaf (2024)
Der E-Auto-Pionier mutiert zum Crossover

Nissan plant eine dritte Generation des Leaf. Mit neuem Design, technischen Verbesserungen und einer Produktion in England will der japanische Autobauer punkten.

Nissan Chill Out
Foto: Nissan

Mit dem Leaf leistete Nissan einst Pionierarbeit in Sachen E-Mobilität. Als der seit 2010 gebaute elektrische Kompakte auf den Markt kam, war er fast konkurrenzlos. Entsprechend erfolgreich war der Leaf; zwischenzeitlich reichte es sogar für den Titel des weltweit meistverkauften Elektroautos. Doch das ist lange her, längst läuft ihm die Konkurrenz den Rang ab. Nicht nur die von Tesla; andere E-Autos aus internationaler – speziell aus chinesischer – Produktion bieten zu ähnlichen Preisen meist attraktivere technische Pakete. Kein Wunder, dass die Verkaufszahlen der zweiten Leaf-Generation im Nirwana herumdümpeln.

Der große E-Ratgeber

Doch Nissan gibt den Leaf nicht auf. Im Gegenteil: Die Japaner haben inzwischen offiziell bekannt gegeben, eine dritte Generation ihres Eisbrechers aufzulegen. Wie bisher wird der für die europäischen Märkte vorgesehene Leaf im britischen Werk Sunderland (siehe Video) gebaut, in dem aktuell noch der Qashqai und Juke sowie perspektivisch deren elektrische Nachfolger produziert werden. Dafür wird die Produktionsstätte im Nordosten Englands für fast 3,5 Milliarden Euro modernisiert und erhält zudem in ihrer Umgebung gleich drei Gigafactorys, in der die Batterien für das Elektro-Trio hergestellt werden sollen.

Crossover statt klassischer Kompakter

Klar ist außerdem: Der nächste Nissan Leaf wird seinen Charakter ändern. Vorbei die Zeiten eines Elektrikers mit klassischem Kompaktwagen-Zuschnitt – der Leaf mutiert in seiner nächsten Generation zum Crossover. Als Inspirationsquelle soll die bereits 2021 gezeigte Studie Nissan Chill-Out Concept (siehe Fotoshow) dienen, die in Sachen Konzept und Design den Weg für den nächsten Leaf vorgibt. Eine fließende Formgebung dürfte trotz großer Räder und recht üppiger Bodenfreiheit zu einem windschlüpfigen cw-Wert führen. Sicken und Kanten sind hier fast überhaupt nicht zu sehen; auch die Leuchten und Türgriffe sind bündig in die Karosserie eingelassen oder in ihr versteckt.

Natürlich dürfte es beim Design bei der Metamorphose vom Chill-Out Concept zum Serien-Leaf zahlreiche Zugeständnisse in puncto Kosten- und Produktions-Effizienz sowie Alltagstauglichkeit geben. Zudem dürfte das fertige Auto später über ein Lenkrad verfügen; die Konzeptstudie war als selbstfahrendes Vehikel ausgelegt und kam ohne Volant aus. Interessant wird sein, ob es das fast die gesamte Fahrzeugbreite einnehmende Widescreen-Display so ähnlich in die Serie schafft.

Wechsel auf die CMF-EV-Plattform

In Bezug auf seinen technischen Unterbau dürfte der Chill-Out Concept deutlich näher am späteren Drittgenerationen-Leaf dran sein. Er nutzt die aktuelle CMF-EV-Plattform (Common Module Family) der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz, die auch für das Serienauto infrage kommt. Der bei der Studie implantierte Allradantrieb ist beim neuen Leaf nicht zwingend gesetzt. Die für Modelle des C-Segments vorgesehene Plattform trägt neben dem Nissan-Schwestermodell Ariya unter anderem den Renault Megane E-Tech Electric und erlaubt auch reine Frontantriebs-Spezifikationen. Die Batterien kommen aus den erwähnten Gigafactorys, wobei die Zellen eine deutlich größere Energiedichte (die Rede ist von etwa 30 Prozent) als beim aktuellen Leaf aufweisen sollen. Obendrein besteht die Möglichkeit, den CMF-EV-Baukasten für schnellere Ladezeiten mit 800-Volt-Technik aufzurüsten; entsprechende Pläne hat die französisch-japanische Allianz bereits durchsickern lassen.

Stichwort Ariya: Hier reicht das Leistungsspektrum von 160 kW (218 PS) bis 290 kW (394 PS); die WLTP-Reichweiten variieren zwischen rund 400 und 530 Kilometern. Sollte der neue, für Ende 2024 geplante Nissan Leaf diese Werte in etwa reproduzieren können, wovon stark auszugehen ist, würde das für ihn einen Leistungs- und Reichweiten-Sprung bedeuten. Der aktuelle Leaf leistet je nach Modellversion 110 kW (150 PS) oder 160 kW (218 PS) und kommt nach WLTP-Norm höchstens 270 oder 385 Kilometer weit. Wobei der reichweiten- und leistungsstärkere Leaf in Deutschland aktuell mindestens 41.100 Euro kostet und damit kaum günstiger ist als der hinsichtlich der Daten vergleichbare, aber deutlich modernere und geräumigere Basis-Ariya (43.490 Euro).

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Ja. Das verleiht dem Auto bestimmt mehr Pep und ist am Markt einfach stärker nachgefragt.Nein. Das klassische Kompaktwagen-Konzept hat Charme und sollte beibehalten werden.

Fazit

Nissan bereitet die dritte Generation des Leaf vor, die sich bei Design und Technik stark vom Vorgänger unterscheidet. Die Produktion erfolgt im modernisierten Werk Sunderland, unterstützt durch drei neue Gigafactorys. Der neue Leaf, geplant für Ende 2024, soll deutlich leistungsstärker und reichweitenstärker sein als sein Vorgänger.