Erster Check Opel Rocks-E
Was kann das elektrische Nicht-Auto für 7.990 Euro?

Opel lässt im Rocks-E Fahrer ab 15 ans Steuer uns alles an Komfort weg, was man vom echten Auto kennt. Auch, um den Preis zu drücken. Der liegt bei unter 8.000 Euro.

Opel Rocks-E erster Check
Foto: Opel / Dani Heyne

Erster Hausbesuch bei Opels Nicht-Auto. Nicht-Auto. Das ist den Rüsselsheimern enorm wichtig. Das Kleinst-Gefährt (2,41 Meter lang) soll auf gar kein Fall als PKW rüberkommen. Sondern als SUM. Was für Sustainable Urban Mobility steht. Also ein nachhaltiges Stadtwägelchen. Nachhaltig, weil elektrisch. Stadtwägelchen, weil eben winzig. Offiziell ist der Rocks-E auch tatsächlich kein PKW. Sondern ein Leichtkraftfahrzeug, das durch die Zulassung in der Klasse L6e mit dem AM-Führerschein in Deutschland sogar ab einem Alter von 15 Jahren gefahren werden darf. Der Rocks-E hat trotzdem 4 Räder, Scheinwerfer, Scheibenwischer und jede Menge automobiles Gedöns drumherum. Natürlich auch eine Front und ein Heck. Zumindest theoretisch. Um die Kosten zu drücken, setzt Opel beim Rocks-E auf jede Menge Gleichteile. Front und Heck sind das gleiche Bauteil. Daran muss man sich gewöhnen. Wenn man sich aber an der Farbe der Scheinwerfer orientiert, findet man schnell die richtige Seite des Nicht-Autos. Auch Fahrer- und Beifahrertür sind identisch und werden deshalb gegenläufig angeschlagen. Heißt: Wer auf derFahrerseite einsteigen will, muss um die Tür herumlaufen. Nicht schön. Aber kein Drama. Gar nicht Sparflamme: Die Scheinwerfer strahlen mit LED-Technik, in den Blinkern sind ebenfalls Leuchtdioden verbaut. Parkrempler? Für den Rocks-E kaum ein Problem. Die Karosserieteile bestehen komplett aus Plastik. Das ganze Auto fühlt sich ein bisschen nach Tupperschüssel an. Und zwar drinnen und draußen. Darf der dann sogar in die Spülmaschine? Schockiertes Gesicht vom Opel-Produktmanager. Natürlich nicht. Genau genommen darf der Rocks-E nicht einmal in die Waschanlage. Wer das Plastik sauber halten will, muss also von Hand putzen. Und wird dafür bei Opel im Zubehör-Regal sogar passende Putzmittelchen finden. Immerhin.

Unsere Highlights

Fußraum als Stauraum

Also, Tür auf. Reinsetzen. Tür zu. Da scheppert nichts. Respekt. Und auch sonst haben sie sich bei Opel wirklich die allergrößte Mühe gegeben, die Einrichtungsform des Weglassens so attraktiv wie möglich zu interpretieren. Die knallgelben Details bringen ein bisschen Farbe ins triste Schwarz, das serienmäßige Glasdach sorgt für reichlich Licht. Damit sich Fahrer und Beifahrer im knapp geschnittenen Innenraum nicht in die Quere kommen, ist der Beifahrersitz nach hinten verschoben. Trotzdem bleibt Hartplastik halt Hartplastik. Weil der Rocks-E keinen Kofferraum hat, braucht's fürs Gepäck ein bisschen Kreativität. Jacken und anderer weicher Kram passt hinter die Sitze. Wer mehr zu verstauen hat, findet im Beifahrer-Fußraum Platz und sogar ein Netz, das verhindern soll, dass die Einkäufe während er Fahrt durchs Auto fliegen. Wo dann der Beifahrer bleibt? Besser zu Hause. Der Rest ist schnell erklärt: Auf der Bedien-Insel neben dem Lenkrad ist Platz fürs Smartphone. Drunter finden sich ein USB-Anschluss (Strom für Telefon oder Navi), der Warnblink-Schalter, sowie die Bedienelemente für Lüftung und Scheiben-Entfroster. Vorm Lenkrad informiert ein simples Info-Display über Geschwindigkeit und Ladezustand der 5,5 kWh großen Batterie. Wer Musik hören will, braucht einen Bluetooth-Lautsprecher. Wird der bei Opel mitbestellt, passt er in die Ablage vor dem Lenkrad. Weil der Rocks-E vom Konzernbruder Citroën AMI One abstammt, bringt er auch dessen Konnektivität mit. Heißt: Über eine Opel-App versorgt der Rocks-E seinen Besitzer mit weiteren Informationen.

Opel Rocks-E erster Check
Opel / Dani Heyne
Plastik und fast keine Bedienelemente: Im Rocks-E geht's spartanisch zu. Aber dafür gibt die Bedienung auch überhaupt keine Rätsel auf.

Airbag und Co. wären zu schwer

Ein Handschuhfach gibt es natürlich nicht. Dafür aber farbig abgesetzten Gummi-Auflagen, die oben aufs Armaturenbrett passen und Platz fürs alles bieten, was sonst in diversen Staufächern verschwinden würde. Ob wenigstens die Dinger in die Spülmaschine dürfen? Keine Ahnung. Sie fühlen sich aber so an. Umdenken muss man auch bei den Seitenscheiben. Wer mit dem Rocks-E ins Parkhaus fährt, braucht gerade mal einen halben Stellplatz. Um aber an die Parkkarten-Ausgabe ranzukommen, muss man sich dafür durchs Klapp-Fensterchen fädeln. Spiegelverstellung? Hand raus und hinbiegen. Moderne Sicherheits-Features, die über einen Sicherheitsgurt hinausgehen, gibt es nicht. Das L6e-Reglement begrenzt das Gewicht auf 350 Kilo. Keine Chance für Airbag und Co.

Opel Rocks-E erster Check
Opel / Dani Heyne
Das fest mit dem Fahrzeug verbundene Ladekabel ist 3 Meter lang. Damit kommt man auch an versteckte Steckdosen gut ran.

Fummeliges Ladekabel

Wer losfahren will, muss nicht lange rätseln: D-N-R. Fahren, Neutral, Rückwärts. Die Wähltasten liegen links neben dem Fahrersitz. Einfacher geht's kaum. D erweitert den Mobilitätshorizont um maximal 75 Kilometer (WLTP). Bei 45 km/h schiebt die L6e-Zulassung den Riegel vor. Theoretisch ginge auch noch mehr. Aber dann müsste die Zulassung auf L7e geändert werden. Und der Fahren-ab-15-Vorteil wäre futsch. Aber kommen wir mal zu dem Teil, der Elektromobilisten besonders interessiert. DC-Schnellladen wäre bei einem 5,5 kWh-Akku natürlich albern. Und auch den Typ2-Anschluss haben sie sich bei Opel gespart. Der Rocks-E lädt ausschließlich an der 220V-Dose und ist dort in 3,5 Stunden wieder bei 100%. Das dazu nötige, 3 Meter lange Ladekabel ist immer dabei und wird einfach in ein Fach hinter der Beifahrertür gestopft. Nette Idee. Aber nicht ohne Tücken. Der eckige Stecker-Kopf verkantet sich schnell im Staufach und muss dann mühsam rausgefummelt werden. Liebe Opel-Ingenieure: Wir sind ja für so einen Aufroll-Mechanismus, wie man ihn vom Staubsauger kennt! Übrigens: Um auch bei geschlossener Tür laden zu können, kann das Kabel am Türöffner nach draußen geführt werden.

Preis und Verkaufsstart

Opel bringt drei Varianten, den Rocks-E, Rocks-E Klub und Rocks-E Tekno. Nur das Basismodell Rocks-E bleibt mit 7.990 Euro unter der 8.000er Marke, die beiden fescher vorfahrenden Versionen Klub und Tekno stehen mit jeweils 8.790 Euro in der Preisliste. Tekno und Klub unterscheiden sich von der Basisvariante durch Radzierblenden (die Basis rollt auf schwarzen Stahlfelgen) sowie farblich abgesetzte Dekorelemente innen und außen. Zusätzlich haben Tekno und Klub außerdem einen Smartphone-Halter auf der Mittelkonsole. Das optionale Zubehör ist überschaubar: Für 109 Euro kann eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung geordert werden, beachtliche 330 Euro kostet das zweite verfügbare Extra, ein Adapter für Typ-2-Ladestationen auf den Schuko-Ladestecker des Rocks-E. Damit kann auch an öffentlichen Ladestationen nachgetankt werden.

Opel Rocks-E Tekno
Opel
Gelbe Akzente, Zierstreifen und Radblenden kennzeichnen die Version Tekno, die als erstes (ab 16. Dezember) ausgeliefert wird.

Zusätzlich will Opel eine maßgeschneiderte Finanzierung anbieten, deren Höhe allerdings noch nicht kommuniziert wird. Opel wörtlich: "Darüber hinaus wird die Finanzierungsrate für den City-Stromer auf dem monatlichen Niveau eines Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr liegen" – das kann eine weite finanzielle Bandbreite bedeuten. Außerdem stehen verschiedene Garantieoptionen zur Wahl, die von einer Zweijahresgarantie (149 Euro) bis zu fünf Jahren / 75.000 Kilometer für 739 Euro rangieren. Mit allen Optionen, Fünfjahres-Garantie und der Lieferpauschale (330 Euro zum Händler, 589 Euro bis vor die Haustür) landet der Rocks-E-Käufer für die Modelle Tekno und Klub damit jenseits der 10.000-Euro-Marke. Weil der Rocks-E als Leichtfahrzeug typisiert ist, ist er nicht durch die Elektroauto-Innovationsprämie förderfähig. Immerhin: Durch diese Einstufung wird keine Kfz-Steuer fällig, das Versicherungskennzeichen ist inklusive Kasko für rund 100 Euro pro Jahr verfügbar und regelmäßig zur Hauptuntersuchung muss der Kleine im Gegensatz zu normalen Pkw auch nicht.

Bestellbar ist der kleine E-Opel ab sofort, die Auslieferung des Roks-E Tekno will Opel am 16. Dezember starten. Das günstigere Basismodell und der Klub sollen ab dem 31.3.2022 verfügbar sein. Opel vermarktet den Rocks-E über eine Online-Bestellmöglichkeit, bei den Markenhändlern werden jedoch auch Fahrzeuge zur Probefahrt verfügbar sein.

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Ja. Damit komme ich in der City gut vorwärts, bin flexibel und vor dem Wetter geschützt.Nein. Wenn ich Auto fahren will, dann ein richtiges. Ansonsten nutze ich E-Roller, das Fahrrad oder den ÖPNV.

Fazit

Für ein Nicht-Auto steckt im Rocks-E erstaunlich viel PKW. Als regensichere Alternative zum Mofa hat der kleine Opel durchaus das Zeug, sich für allem in den Großstädten eine Fanbase aufzubauen. Die Abwesenheit jeglichen Komforts hat definitiv ihre Charme. Ob man damit aber tatsächlich den automobilen Nachwuchs begeistern kann, muss sich zeigen. Die wohl wichtigste Rolle wird der Preis spielen. Für den Konzernbruder Citroën Ami One werden in Frankreich knapp 7000 Euro fällig.