"Mit Blick auf die derzeitigen Neuwagen-Preise nähert sich das, was wir einst als Familienauto kannten, doch längst der Sechsstelligkeit." Dieses Zitat aus unserer Redaktionskonferenz rechtfertigt es absolut, den neuen Taycan im Konfigurator mal als eben solches Familienauto aufzubauen. Aber weil Porsche eine sportliche Marke ist, stellen wir dem das Maximum an Performance gegenüber. Zeigen diese zwei Ansätze am Ende eine immense Vielseitigkeit des Zuffenhausener Vollzeit-Stromers oder nur eine gewisse Kreativität unsererseits bei der Bedienung des Online-Konfigurators? Wir werden sehen.
Taycan mit Vorbildfunktion
Zugegeben: Vordergründig empfiehlt sich eine Sportlimousine nur bedingt als Taxi zu Schule, Fußballtraining und/oder Klavierunterricht. Doch Sie werden überrascht sein, wie praktisch man so einen Taycan ausstatten kann. Widersprechen Sie deshalb nicht direkt, wenn wir für den Familien-Porsche die Options-Farbe Karminrot für rund 1.845 Euro empfehlen. Fragen Sie sich stattdessen lieber, wie ein Kind Ihr Auto seiner Erzieherin beschreiben würde. Richtig – es würde sagen "das rote".
Bei den Rädern darf dagegen gespart werden. Schließlich soll die Haushaltskasse mit einem Auto nicht über Gebühr belastet werden. Doch mit diesem Familienfahrzeug übernehmen Sie freilich eine Vorbildfunktion und lehren die Sprösslinge Nachhaltigkeit und Vernunft. Deshalb wird keinesfalls Leder ins Cockpit gespannt. Stattdessen gibt es Racetex mit Pepita, was zum Glück auch noch cool aussieht. Die Rinder lassen wir auf der Weide. Inklusive ihrer Haut.
Die Freunde ihrer Kinder können Sie stattdessen nicht so einfach stehen lassen. Manchmal müssen die mitfahren – deshalb empfiehlt sich die 4+1-Konfiguration, dank der im Fond drei Plätze zur Verfügung stehen und sich die Rückbank entsprechend im Verhältnis 40:20:40 umlegen lässt. Damit beim Abholen vor der Schule auch umstehende Eltern auf Anhieb erkennen, was Sie für ein Saubermann sind, wandert der Schriftzug "electric" aufpreisfrei (!) an die Fahrzeugflanken.
Familienauto für Urlaubsreisende
Sie wollen mit der Familie auch mal in den Urlaub? Kein Problem. Für den Taycan gibt es eine 480-Liter-Dachbox inklusive Basisträger für insgesamt rund 900 Euro. Ins Heckabteil wandert indes eine Kofferraumwanne für 166 Euro, damit der gute Teppich in Schuss bleibt. Wiederverkaufswert und so. Und jetzt wird es regelrecht Skoda-esk. Das Ablagenpaket für den Taycan beinhaltet nicht nur Ablageschalen unter der Mittelkonsole und am hinteren Ende des Mitteltunnels, sondern ebenfalls – halten Sie sich fest – Taschenhaken im Gepäckraum. Dazu passt der schlüssellose Komfortzugang, inklusive Heckklappen-Öffnung per Fuß-Geste. Hallo Wochen-Einkauf!
Als Familienoberhaut spielt für Sie Sicherheit naturgemäß eine große Rolle. Passende Kindersitze kosten bei Porsche rund 500 Euro das Stück. Viel wichtiger sind aber die alltagsrelevanten Assistenzsysteme. Surroundview inklusive aktiver Einparkhilfe, falls die Blagen während heikler Manöver maximalen Terz veranstalten. Ein Abstandsregeltempomat, falls Sie während der Autobahnfahrt zwischen zwei Streithähnen auf der Rückbank schlichten müssten. Wobei sie den Zank aus Fahrsicherheits-Gründen lieber mit dem 1.904 Euro teuren Rear-Seat-Entertainment-System unterdrücken. Am Ende kostet ihr sportliches Elektro-Familienauto rund 122.000 Euro.
Der Taycan als Sportgerät
Ein Preis, über den leistungshungrige Taycan-Kunden nur schmunzeln können. Mit 210.000 Euro liegt schon der Basispreis des alternativlosen Taycan Turbo S fast 100.000 Euro höher. Dafür gibt es 952 statt 408 PS, was die Null-auf-Hundert-Sprint-Zeit von familienfreundlichen 4,8 auf berauschende 2,4 Sekunden halbiert. Als Hardcore-Sportgerät braucht es natürlich eine ganz andere Herangehensweise bei der Konfiguration – und die sieht aus wie folgt:
Aus Sicherheitsgründen legen wir eine extra knallige Farbe auf, damit die Luschen auf der linken Spur Sie schon von Weitem als die Prestige-Bedrohnung erkennen, die Sie mit dem Turbo S nun mal sind. Gulforange für knapp 10.000 Euro dürfte den Anforderungen gerecht werden. Das Dynamikpaket für knapp 8.700 Euro muss ja schon allein deshalb mit in die Konfiguration, weil es so heißt, wie es heißt. Das adaptive Fahrwerk "Active Ride" ist darin bereits enthalten, für die Carbon-Bremse sind weitere 820 Euro fällig.
Schnickschnack wie einen Ionisator, Soft-Close-Türen oder eine Vier-Zonen-Klimaanlage sparen wir uns dagegen. Stichwort: Leistungsgewicht. Und vielleicht auch Stichwort: Dispokredit. Schließlich haben wir gute 45.000 optionale Euro in das Auto gesteckt und sind hier bei Weitem nicht "All in" gegangen. Mit Vollausstattung und ein bisschen Individualisierung aus der Exclusive Manufaktur dürfte die 300.000-Euro-Grenze in greifbare Nähe kommen. Wir haben es nur bis auf etwa 257.000 Euro geschafft – auch irgendwie sportlich.
Fazit
Mit dem Facelift wird der Porsche Taycan stärker, moderner und natürlich teurer. Dafür haben Kunden bei Porsche dank des umfangreichen Konfigurators typischerweise großen Spielraum bei der Ausgestaltung ihrer Fahrzeuge. So auch in diesem Fall, weshalb der Elektro-Sportwagen sowohl Familienauto als auch Adrenalinstoß sein kann. Tun Sie uns aber trotzdem einen Gefallen und lesen Sie diesen Artikel mit dem zugehörigen Augenzwinkern.