Verbrauchstest mit Mercedes' Elektro-Transporter
E-Sprinter verbraucht weniger als manche Pkw

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Auch in der Van-Sparte stellt Mercedes alles auf Elektro um. Auf einer ersten Express-Fahrt zwischen Stuttgart und München war der Transporter ziemlich sparsam.

Im PKW-Bereich stellt sich für viele nicht mehr die Frage, ob mittelfristig batterieelektrische Fahrzeuge das Straßenbild dominieren. Hier scheint die Sache entschieden. In der Logistikbranche sieht die Sache noch anders aus – die Reichweitenangst hält sich hier deutlich länger. Vor allem, wenn es um Einsatzzwecke des Sprinter-Segments abseits des innerstädtischen Lieferverkehrs geht.

Wenn es nach Mercedes geht, könnte aber auch hier der E-Antrieb eine Lösung sein. Zum Beweis schickte der Autobauer im Oktober zwei Test-Ingenieure mit dem kommenden E-Sprinter auf eine Verbrauchsfahrt unter Realbedingungen. "Wir haben uns an ein Szenario aus dem Umfeld der Express-Logistik ausgesucht", erklärt ein Mercedes-Sprecher. "Einmal von Stuttgart über die schwäbische Alb nach München und wieder zurück."

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E-Sprinter verbraucht nur 21,9 kWh/100 km

Die Fahrt führte vom Mercedes-Museum in Stuttgart über die B10 in Richtung Göppingen und weiter nach Ulm. Dort wechselte der elektrische Transporter auf die Autobahn – nicht gerade das günstigste Streckenprofil. Auf der A8 sowie der A99 führte die Strecke dann zum Flughafen München. Anschließend ging es auf der Autobahn zurück Richtung Stuttgart, wo am Wendlinger Kreuz die Fahrt über die B313 und die B10 wieder zum Mercedes-Benz Museum führte. Den beschwerlichen Albaufstieg auf der A8 zwischen Gruibingen und Merklingen ersparte Mercedes dem E-Sprinter also. Der tiefste Streckenabschnitt lag laut Hersteller bei 210 Metern über dem Meeresspiegel, der höchste bei 785 Metern. Trotzdem sei der Vorseriensprinter mit einer Akkuladung insgesamt 475 Kilometer weit gefahren und kam bei der Fahrt auf einen Verbrauch von 21,9 kWh/100 km. Mit Brief und Siegel vom TÜV Süd.

Das ist ein Wort. Denn der kleinere Bruder, der Mercedes EQV 300 kam bei auto motor und sport auf einen Testverbrauch von 31 kWh/100 km. Selbst bei sehr behutsamer Fahrweise forderte der Van mit seinem 100 kWh-Akku-Block im Test noch 25 kWh auf 100 Kilometer. Und selbst so mancher Elektro-Pkw verbraucht mehr als die veranschlagten 21,9 kWh/100 km des E-Sprinters von Mercedes.

Zur Ehrenrettung aller Stromer sei aber gesagt: Voll beladen war der Elektro-Transporter natürlich nicht. Zusammen mit den beiden Fahrern will man etwa bei 200 Kilo Zuladung gelegen haben – und damit weit entfernt von den üblichen 3,5 oder gar 4,25 Tonnen zulässige Gesamtmasse. Zudem habe man den Antrieb auf 90 km/h Spitzentempo begrenzt. Im Durchschnitt lag die Geschwindigkeit aber bei 73,5 km/h. Geschlichen ist der E-Sprinter also nicht.

Mercedes E-Sprinter Reichweiten-Test Stuttgart-München
Mercedes-Benz
Der große Sprinter kommt rechnerisch auf eine Netto-Akku-Kapazität von mehr als 107 kWh.

Neuer E-Sprinter mit 113 kWh-Akku

Die Testfahrt lässt aber auch Rückschlüsse ziehen, wie groß der Akku des künftigen E-Sprinters wird. Für die Fahrt benötigte der Elektro-Transporter insgesamt rund 104 kWh Energie. Auf Nachfrage erklärte Mercedes, dass am mit einem State of Charge (SOC) von rund drei Prozent am Ziel, dem Mercedes-Museum in Stuttgart, angekommen sei. Die Restreichweite lag laut Pressemitteilung bei ca. 20 Kilometern. Hochgerechnet bietet der Akku des künftigen Elektro-Sprinters also eine Netto-Kapazität von mindestens 107,2 kWh. Zur Präsentation im Februar 2023 erklärte Mercedes, dass die nutzbare Akku-Kapaziätät bei 113 kWh liegt.

Aufgrund der Kosten ist anzunehmen, dass das die größte der drei angekündigten Akkuvarianten ist. Darunter soll es für den E-Sprinter zwei kleinere Akkus und verschiedene Aufbauten geben, die vom Kastenwagen bis zum Fahrgestell mit Kofferaufbauten reichen. Auch Wohnmobile sind dadurch denkbar. Der kleine Akku kommt auf 58 kWh, der mittlere auf 81 kWh Nettokapazität. Die Produktion soll aber ab dem zweiten Halbjahr 2023 in Charleston (South Carolina/USA), Düsseldorf und Ludwigsfelde starten. Dort soll der E-Sprinter dann vom gleichen Band laufen wie die weiterhin produzierten Varianten mit Verbrenner.

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Fazit

Klar, 90 km/h Spitze und kaum Beladung treffen natürlich nicht jeden Anwendungsfall. Aber der Verbrauch von 21,9 kWh für 100 Kilometer ist eine Ansage für einen E-Transporter mit dem aerodynamischen Profil einer Schrankwand und spricht für die Effizienz des Antriebs im neuen Mercedes E-Sprinter.

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Erscheinungsdatum 07.12.2023

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