AvD-Oldtimer-Grand Prix 2011
Schön schnell - Jaguar E-Type beim OGP

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Beim AvD-Oldtimer-Grand Prix 2011 gibt es zum 50. Geburtstag des Jaguar E-Type einen eigenen Rennlauf für die britische Stil-Ikone.

Jaguar E-Type
Foto: MPS

Der Jaguar E-Type, "das schönste je gebaute Auto", urteilte sogar Enzo Ferrari. Die Frage nach der Schönheit war auf dem Laufsteg des Automobilsalon zu Genf schnell entschieden. Doch konnte der Beau aus Coventry auch seine sportlichen Qualitäten beweisen?

Erstes Rennen, erster Sieg für den Jaguar E-Type

Nur einen Monat nach der Präsentation lieferte Graham Hill die Antwort mit einem Sieg bei der Rennpremiere in Oulton Park, der 56 Kilometer südwestlich von Liverpool gelegenen Strecke. Hill fuhr wie Roy Salvadori, der Dritter wurde, einen nahezu serienmäßigen offenen E-Type mit Stoffverdeck.

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Doch um international konkurrenzfähig zu sein, musste die Raubkatze Gewicht ablegen und Motorleistung zulegen. Premierensieger Graham Hill, der 1962 seinen ersten Weltmeistertitel herausfuhr, übernahm den größten Teil der Testarbeit. Mit den Erfahrungen daraus entwickelte Jaguar eine Sonderserie. Die britische Edelmarke legte insgesamt zwölf dieser leichten Competition Roadster auf, die an Privatteams und -fahrer verkauft wurden.

Der einzige Kunde in Kontinentaleuropa war Peter Lindner, der Jaguar-Importeur aus Wiesbaden. Er bekam den Jaguar E-Type Competition Roadster Nummer Fünf. Bereits kurz nach der Auslieferung startete Lindner am 19. Mai 1963 gemeinsam mit seinem Düsseldorfer Teamkollegen Peter Nöcker beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring.

Der hessische Jaguar E-Type Pilot sorgte am Steuer des 320 PS starken Renn-Roadsters mit Hardtop für eine Sensation. Der 33-jährige führte beim dritten Weltmeisterschaftlauf der Saison. Doch gegen die übermächtigen Ferrari hatte der schnelle deutsche Jaguar letztlich keine Chance. Er fiel auf den vierten Platz zurück. Sinkender Öldruck sorgte für das vorzeitige Aus nach 25 Runden. Den Klassensieg erbte mit Ulrich Therstappen und Josef Ruthardt ein anderes deutsche Team in einem seriennahen E-Type Roadster.

Peter Lindner verunglückt 1964 mit dem E-Type tödlich

Doch Peter Lindner ließ seinen Renn-E-Type weiter entwickeln und schickte den Wagen vor der Saison 1964 ins Werk nach Coventry. Dort wurde die besten Zutaten zu seinem Jaguar E-Type mit einer windschlüpfrigen Coupé-Karosserie aus Aluminium, der von Malcolm Sayer entwickelten Lowdrag-Version, den aktuellen Weiterentwicklungen am Chassis, einem Fünfganggetriebe von ZF und einem 344 PS starken Sechszylinder zusammengefügt. Dieser im Motorenversuch des Herstellers präparierte Reihensechszylinder gilt als stärkstes werksseitig gebautes Aggregat der gesamten XK-Familie.

Lindner und Nöcker starteten beim 1000 Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring und den 24 Stunden von Le Mans, allerdings ohne zählbaren Erfolg. Zwischen den Rennen wurde das Auto von "Peter Lindner Racing" in der Werksrennabteilung repariert und vorbereitet. Darüber hat Peter Wilson, ein ehemaliger Mitarbeiter der Rennabteilung von Jaguar, alle Fakten aufbewahrt und 2008 in seinem Erinnerungen unter dem Titel "Cat out of the Bag" veröffentlicht.

Im verregneten Saisonfinale in Monthlery bei Paris am 11. Oktober 1964 verunglückte der Deutsche an sechster Stelle liegend. Der Wiesbadener wurde aus dem Auto geschleudert, sein einzigartiger E-Type war nur noch ein Wrack. Peter Lindner wurde nur 34 Jahre alt, er starb auf dem Weg in Krankenhaus.

Das Unfallwrack wurde neu aufgebaut

17 Jahre nach dem Unfall erwarb der französische Sammler Phillipe Renault die Reste des Autos und ließ sie zu Lynx Engineering transportieren, die den "Lindner/Nöcker"-E-Type neu aufbauten. Der englische Jaguar-Spezialist verfügte mittlerweile über alle noch vorhandenen Lightweight-Ersatzteile, darunter auch zwei ungenutzte Monocoques. Eines davon wurde verwendet, um das Stromlinien-Coupe neu aufzubauen. 1987 kam dieser Jaguar in die Rosso-Bianco-Sammlung von Peter Kaus zusammen mit dem Wrack, dass der deutsche Sammler in einem Kellerraum des Museums aufbewahrte.

Nach der Auflösung der Sammlung erwarb Peter Neumark das Auto im Jahr 2008 zusammen mit dem stark beschädigten Original. Neumarks Firma, die in der Kleinstadt Bridgnorth im mittleren Westen Englands beheimatete "Classic Motor Cars Limited", schaffte das schier Unmögliche: Unter Verwendung von fast allen Originalteilen aus dem Unfallwagen restaurierte sie das Renn-Coupé, ließ sich dazu wegen der aufwändigen Arbeiten drei Jahre Zeit.

Wert des Lindner-E-Type: rund fünf Millionen Pfund

Anfang Juli 2011 wurde der englisch-deutsche E-Type beim Goodwood Festival of Speed wieder vor großem Publikum gefahren, zum ersten Mal seit 1984, als Walter Röhrl den Ex-Lindner-Jaguar beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix im Training ausführte. Bei Rennen allerdings will Neumark den ehemaligen Lindner-E-Type, dessen Wert auf 5 Millionen britische Pfund geschätzt wird, heute nicht mehr einsetzen. Vor dem Auftritt in Südengland hatte der silberne Lowdrag mit dem Kennzeichen "4868 WK" bereits im Mai beim Concours d'Elegance an der Villa d'Este einen Preis gewonnen.

Fast auf den Tag genau 48 Jahre vor dem am Comer See verliehenen Schönheitspreis hatte Peter Lindner seinen E-Type mit der Chassisnummer "S850662" übernommen. Nach seinem starken Auftritt beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring 1963 und dem Ausfall in Le Mans feierte Peter Nöcker die ersten Erfolge im Lindner-E-Type auf der AVUS in Berlin (mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit 210,9 km/h) und in Innsbruck. In der Jaguar Mk2-Limousine des Teams feierte Nöcker im gleichen Jahr den Titel in der erstmals ausgeschriebenen Tourenwagen-Europameisterschaft.

Sonderlauf mit historisch wertvollen E-Type

Viele Jaguar E-Type wurden erfolgreich im Motorsport eingesetzt. Daher nutzt die Sportwagenmarke den AvD-Oldtimer-Grand Prix zu einer ganz besonderen Jubiläumsfeier mit einem eigenen Rennlauf und der Ausstellung historisch wertvoller Exponate im Fahrerlager.

Übrigens: Für alle Jaguar-Fahrer, die den 39. AvD-Oldtimer-Grand Prix besuchen, gibt es ein besonderes Bonbon - für sie ist in der Clubarena direkt an der Rennstrecke ein Parkplatz reserviert. Voranmeldung unter presse@ jaguarlandrover.com oder per Fax an +49 (0)6196 9521148.