Classic Days Schloss Dyck
Vollgas durch die Schlossallee

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Die Classic Days Schloss Dyck sind ein Gesamtkunstwerk aus Oldtimertreffen, Picknick und Concours d’Elegance. Als Herz der Veranstaltung aber gilt das Trips Memorial zu Ehren von Wolfgang Graf Berghe von Trips auf dem Dreieckskurs vor dem Wasserschloss.

Rennwagen bei den Classic Days Schloss Dyck 2010
Foto: Frank Herzog

Die lange Startgerade entlang des Miscanthus-Feldes hinunter zum Dycker Weinhaus misst gut 600 Meter, dann geht es vor dem Weinhaus scharf rechts. Nochmals rechts, nun schlängelt sich der Kurs an ein paar Wohnhäusern entlang, bevor es auf eine weitere, etwa 300 Meter lange Gerade zu einem Wohngebiet geht. Vorbei an begeisterten Anwohnern, die ihr Viertel für ein Wochenende zu Klein-Monte-Carlo erklären, eine letzte enge Ecke nach rechts und zurück durch eine wunderschöne Allee Richtung Schloss.

Unsere Highlights

100 klassische Rennwagen am Start - von Alfa P3 bis Porsche 936

Gut, der knapp drei Kilometer lange Rundkurs vor dem Schloss ist nicht gerade die Isle of Man, macht den Fahrern aber trotzdem viel Spaß und gibt ihnen reichlich Gelegenheit, den mehr als 39.000 Zuschauern zu demonstrieren, was ihre Rennklassiker können. Rund 100 klassische Rennwagen waren 2010 am Start, darunter reichlich Tafelsilber aus den verschiedenen Werksmuseen. Das beginnt bei A wie Alfa Romeo, die zum 100-jährigen Jubiläum mit einem der legendären P3 angereist sind sowie dem Tipo 33 Stradale, einem 6C 3000 und einer Alfetta. Audi brachte unter anderem zwei Silberpfeile aus den Dreißigern, nämlich den Typ A sowie den Typ D Doppelkompressor, sowie diverse quattro. Den Typ D bewegte dabei Christian Geistdörfer durchaus artgerecht, anschließend stieg der Ex-Rallye-Weltmeister in einen Trans-Am-Quattro und begeisterte die Zuschauer mit kurz pfeifenden Reifen nach jedem Schaltvorgang.

Mercedes-Benz zeigte wie beim Eifelrennen ihre gesamte Bandbreite an Supersportwagen, angefangen vom Simplex über den SSK und das Uhlenhaut-Coupé bis zum CLK-GTR und dem aktuellen AMG-SLR. Damit das auch alles ordentlich bewegt wird, hatte Mercedes die Fahrer Hans Herrmann, Jochen Mass, Dieter Glemser und Roland Asch mitgebracht, dazu eilte Museumschef Michael Bock im SSK mit kreischendem Kompressor um den Dreieckskurs.

Klaus Bischof, sein Kollege aus dem benachbarten Zuffenhausen, hatte einen Porsche 917 in Gulf-Lackierung, einen 908/3 sowie einen 936 aus dem Transporter gezaubert und unter anderem den Fernsehkoch Horst Lichter als Fahrer für den 600 PS starken 936 verpflichtet. Der verzichtete vor dem Start darauf, seine Angelegenheiten testamentarisch zu regeln und kam geschüttelt und gerührt zurück: "Einfach sensationell!"

Jockel Winckelhock mit Raketenantrieb

Für Opel ging Jockel Winkelhock im Raketenwagen auf die Strecke, der allerdings zum Schutze aller Beteiligten heute von einem konventionellen V8-Motor angetrieben wird. "Mit einem echten Raketenantrieb hätte ich viel zu viel Angst", sagt der Schwabe, der zwischen den Läufen genau wie seine anderen Rennfahrerkollegen fleißig Autogramme schrieb. "Das mache ich gerne, das sind wir den Leuten doch schuldig", meint der 49-Jährige.

Zu den Museumsautos kamen noch zahlreiche weitere Highlights, ein Steinmetz Opel etwa, außerdem Rennsilber von Borgward und Veritas. Und natürlich die vielen Motorrad- und Gespann-Fahrer, die so engagiert um den Dreieckskurs tobten, dass kein Auge trocken blieb. Und wer davon abends noch nicht genug hatte, für den gab es auf der Startgeraden noch ein veritables Beschleunigungsduell über die Viertelmeile, bei dem es bevorzugt Bentley gegen Mercedes hieß und sich Thomas Kern im 300 PS starken SSKL am eindrucksvollsten von seinem Konkurrenten absetzte.

Bei allem motorsportlichen Ehrgeiz wurde dennoch verantwortungsvoll gefahren, sprich, die Fahrer gaben dort Gas, wo es problemlos möglich war - auf der Startgeraden etwa - und hielten sich an den sensiblen Zuschauerbereichen und im Wohngebiet weise zurück und winkten lieber kräftig. Wie sagte Max Werner von RM Auctions so schön: "Wenn du irgendein Rennen gewinnst, sprechen die Leute vielleicht eine Stunde davon - wenn du ein Auto wegwirfst, reden sie noch in zwei Jahren darüber." Einzig ein Alfa Bertone-Team wusste sich nicht zu benehmen und endete in einem Strohballen, wofür ihnen die versammelten Alfisti am liebsten die Ohren langgezogen und über dem Kopf verknotet hätten.