Fan-Reportage 24h-Rennen Nürburgring 2018
Pool-Position an der Nordschleife

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24h-Rennen 2018

Einmal im Jahr verwandelt sich die Nordschleife zum größten Campingplatz der Welt. Die Fans feiern praktisch eine Woche durch. Nicht jeden interessiert, was auf der Rennstrecke passiert. Wir nehmen Sie mit auf einen Streifzug über Wippermann, Brünnchen und Schwalbenschwanz.

Fan-Reportage - 24h-Rennen Nürburgring 2018 - Nordschleife
Foto: Stefan Baldauf / Guido ten Brink

Lisa und Stefan teilen dieselbe Leidenschaft. Sie lieben die Nordschleife. Sie lieben das 24h-Rennen. Sie lieben sich. „Ich bin das elfte Mal hier. Das dritte Mal zusammen mit Stefan. Bei unserem ersten Date war der Nürburgring das erste Gesprächsthema. Das ist unser gemeinsames Hobby“, erzählt Lisa, die eine BMW-Jacke trägt. Also dachte sich Stefan: Was für einen besseren Ort gibt es, sich zu verloben. Die Frage aller Fragen stellte er seiner Liebsten im letzten Jahr beim 24h-Rennen. Ein Aufkleber auf einem VW-Bus erinnert daran.

Unsere Highlights

Schaukeln an einem Traktor

Die beiden Verlobten gehören zu einer Gruppe von rund 25 Nordschleifenfans, die aus ehemals zwei Lagern ein gemeinsames im Wippermann spannten. Simon gehört zu ihnen. „Mein Kumpel aus der Berufsschulklasse fragte mich, ob ich Bock auf die Nordschleife habe. Ich sagte klar.“ Interessiert ihr euch überhaupt für das Rennen? „Offiziell ja, inoffiziell nein. Ich schaue immer mal zwischendurch zu. Zum Beispiel, wenn ich nachts mal ein, zwei Stunden nicht pennen kann. Dann fange ich die Stimmung an der Rennstrecke ein.“

Sprichts bevor er auf eine Schaukel steigt, die am Frontlader eines Traktors befestigt ist. Nach ein paar Schwüngen zieht die Truppe wenige Meter weiter in den Pool. Per Rolle springen sie vom Beckenrand ins warme Wasser, dann noch ein Gruppenfoto und wir verabschieden uns.

Radio Wippermann mit Streckennews

Die meisten Camper, die sich auf rund 1,5 Millionen Quadratmeter Grünfläche in den Eifelwäldern rund um die Nordschleife verteilen, zog es bereits eine Woche vor Rennstart zum Nürburgring. Um sich die besten Plätze zu sichern. Wer nicht spätestens am Montag aufkreuzte, muss sich mit dem zufrieden geben, was der Rest übrig gelassen hat. Nach alkoholhaltigen Tagen mit wenig Schlaf kommt es uns auf den Campingplätzen von Wippermann, Schwalbenschwanz und Brünnchen ziemlich ruhig vor. Irgendwie wirkt die Stimmung nicht ganz so ausgelassen wie in den Vorjahren. Musik läuft vielleicht in jedem dritten oder vierten Zelt. Selbst die Polizei sagt: „Es ist ziemlich ruhig. Die meisten liegen in ihren Zelten und schlafen.“

Fan-Reportage - 24h-Rennen Nürburgring 2018 - Nordschleife
Stefan Baldauf / Guido ten Brink
Radio Wippermann mit den aktuellsten Streckennews.

Am Freitagnachmittag vor dem zweiten Qualifying hat auch Radio Wippermann Sendepause. Im zweiten Stock eines Gerüstbaus hat sich ein kleiner Radiosender niedergelassen. Keiner im gewöhnlichen Sinn. „Wir senden über keine Frequenz, sondern drehen einfach unsere Lautsprecher voll auf und beschallen den ganzen Wippermann. Wir haben eine Telefonhotline eingerichtet, über die uns Musikwünsche erreichen. Auch auf Facebook können uns die Leute kontaktieren. Natürlich spielen wir nicht nur Musik. Im Fernseher sehen wir, was auf der Strecke passiert und berichten live an die Fans.“ 20 Jungs feiern eine Woche Party: „Frauen sind verboten. Es dürfen höchstens Mal die Mütter vorbeischauen, um nach dem Rechten zu sehen.“ Wie steht es um die Verpflegung? „Gestern gab es Hähnchen-Curry, vorgestern Spaghetti Bolognese. Als Getränke haben wir 70 Kästen Bier, 50 Flaschen Schnaps und zwei Kästen Wasser. Man muss sich ja auch die Hände waschen.“

Grill so wichtig wie die Wechselunterhose

Auch Radio Wippermann stellt fest: „Gefühlt ist es ruhiger. Selbst nachts. Um zwei Uhr ist bei den meisten das Licht aus. Zwischen fünf und sieben konnte ich heute super schlafen.“ Viele Pools sind leer. Vielleicht sind wir diesmal aber auch ganz einfach zur falschen Zeit unterwegs. Die ganz verrückten Aufbauten fehlen in diesem Jahr. Vielleicht kommt es uns auch nur so vor. Weil man von den Fans an der Nordschleife immer etwas neues Verrücktes erwartet. Der Grill ist so wichtig wie die Wechselunterhose. Oder wahrscheinlich noch wichtiger. Das war schon immer so. Und wir auch so bleiben.

Ausgangs Brünnchen treffen wir auf Jan, der in einem lila Kleidchen mit Blumen-, Schmetterlings- und Flugzeugmustern auf einem Holzstamm sitzt, während er Schuhe putzt, sie mit Schuhcreme versieht und poliert. Im Mundwinkel hängt die Zigarette. „Das hat die Prüfungskommission, also seine Kumpels, so entschieden“, sagt einer der elf Männer, die um Jan stehen. Nach getaner Arbeit steht Jan auf, kippt ein Schnäpschen mit seinem Kunden herunter, setzt sich wieder und kümmert sich um den nächsten Schuh.

In unserer Fotoshow streifen wir mit Ihnen über die Campingplätze der Nordschleife.