Aiways U5 im Wintercheck
Was kann der Elektro-SUV aus China in der Kälte?

Bei winterlichen Temperaturen muss der Aiways U5 seine Kompetenzen bei Verbrauch, Reichweite und Ladeleistung unter Beweis stellen.

1/2022, Aiways U5
Foto: Bernd Conrad

Winterzeit bedeutet mittlerweile auch: Der sonst mäßig besuchte Schnelllader im Industriegebiet versteckt sich hinter einem Stau von Elektroautos, meist mit Dachboxen oder Skiträgern bestückt. Die meisten der Audi e-tron und Mercedes EQC tragen niederländische oder belgische Kennzeichen, ihre Besatzungen sind auf dem Weg vom oder in den Urlaub.

Elektromobilität auf der Langstrecke ist also kein Kuriosum mehr. Das gilt auch für den Aiways U5. Allerdings ist der chinesische Elektro-SUV noch ein verhältnismäßig seltener Gast auf unseren Straßen. Nur etwa 3.000 Einheiten wurden 2021 in Europa verkauft. Was aber durchaus bemerkenswert ist, wenn man sich vor Augen führt, dass die Herstellerfirma erst 2017 gegründet wurde. Aber der U5 fällt im Kreis der E-SUV kaum auf. Schon jetzt sind Marke und Modell also, zumindest im Kreis der Elektromobilisten, angekommen und akzeptiert.

Unsere Highlights

Elektroantrieb mit 150 kW (204 PS)

Vor Abzug der Umweltprämie kostet der U5 bei uns ab 38.970 Euro. Alternativ zum Grundmodell gibt es eine Premium-Version, u.a. zusätzlich mit Panorama-Schiebedach, Lederausstattung mit Sitzheizung vorne, 19-Zoll-Felgen und Einparksensoren an der Front für 42.070 Euro. Hier kann man dann die Farbe der Innenausstattung wählen (beige oder schwarz), es gibt drei Lackoptionen. Das Modellprogramm wird also übersichtlich gehalten.

Sprechen wir kurz über Zahlen: Maximal 150 kW (204 PS) leistet der Elektromotor, der die Vorderräder antreibt. Diese Werte entsprechen, ebenso wie das Drehmoment von 310 Newtonmetern, denen des Mitbewerbers VW ID.4. Die Nennleistung des Antriebs im U5 liegt bei 60 kW (82 PS). Ohne langen Anlauf erreicht der Chinese eine elektronisch begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Die sollte aber nicht dauerhaft ausgereizt werden, um den Stromhunger nicht ausufern zu lassen.

63 kWh fasst der von CATL zugelieferte Lithium-Ionen Akku im Fahrzeugboden. Darüber bietet der Aiways U5 in seiner 4,68 Meter langen Karosserie einen gut verarbeiteten, adrett gestalteten Innenraum. Hier beeindruckt vor allem das Platzangebot im Fond. Selbst bei ganz zurückgefahrenen Vordersitzen könnte man zwischen den Knien der Fondpassagiere und den Sitzlehnen beinahe noch durchspazieren.

Herumlaufen wollen wir aber nicht, sondern den Akku laden. Das Thermometer zeigt eine Außentemperatur von 12 Grad an. Der ein oder andere Skiurlauber um uns herum öffnet den Reißverschluss seines Ski-Pullovers, die Sonne wärmt zusätzlich. Mit 19,6 kWh je 100 Kilometer hat der Aiways U5 im gemischten Fahrbetrieb, meist im Eco-Modus bewegt, Effizienz bewiesen. Zumindest der Angabe des Bordcomputers auf einem der Displays hinter dem Lenkrad zu urteilen. Dieser Wert liegt nur leicht über der WLTP-Normangabe von 16,6 bis 17,0 kWh je 100 Kilometern.

Maximal 60 kW Ladeleistung im Test

1/2022, Aiways U5
Bernd Conrad
Der Ladeanschluss liegt beim Aiways U5 unter dem linken Scheinwerfer. Wenig praktisch: Der CSS-Lader muss um 90 Grad gedreht werden.

14 Prozent Ladezustand meldet die Software im Moment. Rein rechnerisch wären mit vollem Akku knapp 320 Kilometer Reichweite möglich. Der Energiespeicher ist durch eine längere Fahrt vorgeheizt und wird auch nicht auskühlen. Denn ortskundig verlassen wir den Ladesäulen-Stau und steuern einen weiteren Standort an, an dem kein anderes Auto lädt. Unter dem linken Frontscheinwerfer steckt der Ladeanschluss des Aiways U5. Das sperrige Kabel des Schnellladers lässt sich hier manchmal recht umständlich in die CCS-Buchse stecken, da es dafür um 90 Grad gedreht werden muss.

Die Anzeige an der Ladesäule klettert nach wenigen Minuten auf kurzzeitig auf 60 kW, fällt dann wieder auf 50 kW ab. Eine höhere Ladeleistung war nicht zu erzielen. Die vom Hersteller versprochenen 90 kW sind aber zumindest im Sommer annähernd zu schaffen.

Sobald zu Außentemperatur unter zehn Grad fällt, steigt der Stromverbrauch des Aiways U5, wie bei vielen anderen Elektroautos auch, an. Mit dem gleichen Fahrprofil liegt er bei durchschnittlich 28,5 kWh je 100 Kilometer. Die Reichweite sinkt entsprechend, mehr als 220 Kilometer sind nicht mehr drin.

Der Verbrauch steigt also, dafür sinkt die Ladeleistung. Bei Werten knapp unter dem Gefrierpunkt zieht der Akku des U5 Gleichstrom mit nicht mehr als 40 kW aus dem Schnelllader. An öffentlichen Ladesäulen im urbanen Raum oder der heimischen Wallbox sind theoretisch 6,6 kW möglich. In der Realität bedeutet das einphasige Laden aber Leistungen von maximal 4,6 kW. Ladestopps mit Wechselstrom-Anschluss dauern also. Was Aiways-Fahrern egal sein kann, die ihr Auto nachts zuhause oder während der Arbeitszeit am Büro laden können.

Vor der heimischen Garage bekommt der Aiways U5 dann übrigens doch die Aufmerksamkeit, die einem noch neuen Modell einer jungen Marke zustehen darf: Spaziergänger bleiben regelmäßig stehen, schleichen ums Auto herum, blicken durch die Fenster und machen sogar Fotos.

Fazit

Der chinesische Elektro-SUV Aiways U5 bietet viel Platz, eine umfangreiche Ausstattung und eine gute Verarbeitung. Der maximal 150 kW (204 PS) starke Elektroantrieb ist effizient, solange die Außentemperaturen nicht zu stark fallen. Unter zehn Grad reduziert sich die Reichweite spürbar. Im Winter wird außerdem die versprochene Ladeleistung von 90 kW unter idealen Bedingungen nicht erreicht. Auch das teilt der U5 mit vielen anderen Elektroautos