BMW 116d und Mini Countryman Cooper D im Fahrbericht
Kurven-Meister und Meisterschüler

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Mini Countryman und BMW 1er – sind das nicht zwei völlig unterschiedliche Autos? Stimmt, aber der Fahrbericht zeigt: die Schnittmenge zwischen Mini Countryman Cooper D und BMW 116d ist größer als vermutet.

BMW 116d, Mini Countryman Cooper D, Frontansicht
Foto: Achim Hartmann

Innerhalb des BMW-Konzern herrscht eigentlich eine klare Trennung: Selbst das kleinste Modell der Kernmarke setzt auf Heckantrieb zugunsten hoher Fahrdynamik. Unterhalb des BMW 1er ist Schluss mit BMW, aber nicht mit der Freude am Fahren. Hier pflegt der Konzern sein dynamisches Image mit dem ewig jungen Mini. Obwohl rundum eigenständig, folgt er den gleichen Grundsätzen wie der kleinste BMW: so agil wie möglich, so viel Platz wie nötig.

Seit die Mini-Modellfamilie jedoch auch den Countryman umfasst, sieht man das mit dem Platz nicht mehr ganz so eng. Kräftiges Wachstum in alle Richtungen ermöglicht beim Mini Countryman erstmals vier Türen und einen ordentlichen Gepäckraum, und obwohl er mit 4,10 Meter noch ein ganzes Stück kürzer ist als der BMW 1er (4,32 Meter), sieht er im Vergleich keineswegs zierlich aus.

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BMW 1er fehlen die Aluräder, dem Mini der Bordcomputer

Der Mini Countryman rückt dem Konzernbruder aber nicht nur bei den Abmessungen dicht auf die Pelle, sondern auch beim Preis. 24.300 Euro kostet der 112 PS starke Mini Countryman Cooper D, der Sprung zum vergleichbar motorisierten BMW 116d mit 116 PS für 25.950 Euro stellt keine allzu große Hürde dar – zumal beide Modelle selten in der Basisausstattung geordert werden, die bei beiden nahezu identisch ausfällt. Dem BMW 1er fehlen die Aluräder, dem Mini der Bordcomputer.

Ist das Budget noch nicht ausgeschöpft, erfüllt die Optionsliste hier wie dort gegen gutes Geld selbst ausgefallene Wünsche. Der Klassenunterschied zwischen den Kontrahenten zeigt sich in Extras wie adaptivem Fahrwerk, Tempolimitanzeige, Spurhalteassistent oder Auffahrwarner, die nur beim BMW 116d angeboten werden. Ebenso optional sind die tief montierten, körpergerecht geformten Sportsitze, auf denen man schnell eine perfekte Position hinter dem zweifach verstellbaren Lenkrad findet. Davor eine gediegen ausgeführte, übersichtliche Instrumententafel im Stil der Marke samt Schalter und Hebel, die wenig Gewöhnung erfordern. Selbst im i-Drive-Menü findet man sich schnell zurecht. Auf den Rücksitzen des BMW 116d geht es knapp, aber nicht eng zu. Falls der 360-Liter-Gepäckraum nicht reicht, lassen sich die Lehnen geteilt umklappen.

Normalerweise hat ein Mini bei Raumangebot und Variabilität deutlich weniger zu bieten, doch in dieser Hinsicht ist der Mini Countryman kein Minimalist mehr. Hier sitzen die Passagiere zwar nicht bequemer als im BMW 116d, aber höher. Sie steigen dadurch einfacher ein und aus und genießen im Fond auf zwei verschiebbaren Einzelplätzen mehr Raum für die Beine. Eine Dreier-Sitzbank ist ohne Aufpreis lieferbar.

Pures Mini-Ambiente im Countryman Cooper D

Im Cockpit herrscht dagegen pures Mini-Ambiente, Instrumente und Bedienung polarisieren wie in jedem Modell der Marke. Manche finden den Riesentacho in der Mitte und die verstreuten Kippschalter einfach klasse, andere fluchen jedes Mal aufs Neue, weil sie bestimmte Funktionen nicht auf Anhieb finden.

Ihre ausgeprägte Eigenständigkeit leben BMW 1er und Mini Countryman Cooper D auch unter dem Blech aus. Frontantrieb und quer eingebauter Motor sind im Mini ebenso traditionell wie ein längs angeordnetes Triebwerk im BMW 116d, das sein Drehmoment an die Hinterräder abgibt. Nur die Motoren selbst stammen aus der gleichen Dieselfamilie, wobei die 1,6-Liter-Ausführung im Mini trotz geringeren Hubraums etwas mehr Drehmoment entwickelt als der gedrosselte Zweiliter im BMW 116d.

Zu spüren ist die Differenz jedoch nicht, selbst bei den Messwerten unterscheiden sich die kraftvoll, aber nicht ausgesprochen kultiviert antretenden Kontrahenten kaum voneinander. Schließlich wiegt der Mini Countryman Cooper D genauso viel wie der größere BMW 1er, der allerdings deutlich mehr zuladen darf. Mit 6,9 Liter pro 100 Kilometer im Durchschnitt ist der Mini Countryman sogar durstiger als der BMW 116d (6,5 L/100 km), zumal dieser noch nachlegen kann: In der verbrauchsoptimierten „Efficient Dynamics Edition“-Ausführung spart der BMW 1er im Normzyklus nochmals einen halben Liter, ohne deshalb teurer zu sein.

BMW 116d folgt dem Streckenverlauf fast intuitiv

Doch Hand aufs Herz: Zum Sparen gibt es günstigere Alternativen zu Mini und BMW. Beide schreiben sich den Spaß am Fahren groß auf die Fahnen – und das mit Recht. Sobald es um die Kurven geht, sind sie in ihrem Element: Beide neigen sich kaum zur Seite, vermitteln ein hohes Maß an Fahrsicherheit und lassen sich ausgesprochen flink um die Ecken zirkeln. Allerdings findet der Mini Countryman Cooper D auch hier im BMW 116d seinen Meister.

Während die Mini-Lenkung am Kurveneingang etwas eckig anspricht und beim Herausbeschleunigen aus Kehren Antriebseinflüsse nicht ganz unterdrücken kann, folgt der BMW 116d dem Streckenverlauf fast intuitiv. Obwohl der Mini Countryman Cooper D seine Agilität ohne unangenehme Härten im Fahrwerk vermittelt, steckt der BMW 116d Unebenheiten spürbar gelassener weg. Und der Schalthebel des Mini flutscht zwar exakt durch die Gassen, doch im BMW fühlen sich die Gangwechsel noch eine Spur geschmeidiger an.

So bleibt die Überraschung aus und die Hierarchie im Konzern bestehen. Als rundum erwachseneres Auto geht der BMW 1er nach Punkten als Sieger hervor. Der Mini Countryman ist aber nicht nur eine erfrischende, sondern durchaus ernsthafte Alternative.

Technische Daten
BMW 116d Mini Countryman Cooper D Cooper
Grundpreis26.100 €24.350 €
Außenmaße4324 x 1765 x 1440 mm4097 x 1789 x 1561 mm
Kofferraumvolumen360 bis 1200 l450 bis 1170 l
Hubraum / Motor1995 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung85 kW / 116 PS bei 4000 U/min82 kW / 112 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit200 km/h185 km/h
Verbrauch4,1 l/100 km4,4 l/100 km