BMW 8er Gran Coupé
Langer 8er mit Reihen-6er

Mit dem Gran Coupé komplettiert BMW die 8er-Serie. Wir konnten den größten 8er mit dem kleinsten Motor und Hinterradantrieb in Portugal fahren.

BMW 840i GranCoupé
Foto: BMW

Dort wo sich bei 8er Cabrio und Coupé der fette Achtzylinder im wahrsten Sinne des Wortes breit macht, klafft jetzt eine kleine Lücke. Eine Lücke die Marken-Fans in Verzücken versetzt, denn der „kleine“ Reihensechszylinder gehört zur Marke wie die Weißwurst zu Bayern, Weißbier zur Brotzeit, der Kaiser zum FC … Sie wissen was ich meine.

Gleiches gilt für den Hinterradantrieb – Ja, auch die M8-Modelle können fast das doppelte der Leistung auf die hinteren Gummis loslassen, doch das Mehrgewicht für den Allradantrieb und den fetten Achtzylinder fährt auch immer mit.

Unsere Highlights

Weniger Gewicht wird besser ausbalanciert

Fast 200 Kilogramm soll der 840i sDrive im Gran Coupé gegenüber dem M850i XDrive abspecken. Und auch, wenn dann immer noch knapp über 1,8 Tonnen auf der Waage stehen, verteilen sich die Kilos wenigsten gleichmäßig auf die Achsen. Das verspricht also ein interessanter Ritt durchs portugiesische Hinterland zu werden zudem uns BMW da eingeladen hat, auch wenn der Reihensechser mit 340 PS mit knapp der Hälfte der M8-Leistung auskommen muss.

Da wir uns den 8er für die Ausfahrt teilen dürfen, fädeln wir uns erstmal in den Fond ein. Den Kollegen juckt es gerade stärker im rechten Fuß. Zwanzig Zentimeter mehr Radstand als beim Coupé bringen weniger Beinfreiheit als erhofft. Sechs Zentimeter mehr Außenhöhe werden zum Teil vom optionalen zweiteiligen Panoramaglasdach geschluckt. Platzangst wird aber nur für Großgewachsene zum Thema oder, wenn sich jemand auf den mittleren Notsitz fädeln muss. Eine Massagefunktion oder elektrischen Verstellmöglichkeiten sucht man anders als im 7er im Fond vergeblich. Wären draußen nicht 25 Grad im Schatten, würde immerhin eine Sitzheizung den Hintern wärmen.

Gran Coupé oder komfortabler Reisewagen

BMW 840i GranCoupé
BMW
Das Cockpit gleicht den anderen 8er-Modellen vom Lenkrad bis zum Infotainmentsystem samt Personal Assist.

Ansonsten gibt’s wenig zu meckern: Weiches Leder und Alcantara samt sorgfältig abgestimmten Dekoren und kühle Aluelementen gefallen nicht nur den oberen Zehntausend. Auf der ersten Autobahnetappe überrascht das sportliche Gran Coupé mit hervorragendem Federungskomfort. Selbst fiese Querfugen auf der hitzegestressten Fahrbahn schluckt das Adaptivfahrwerk anstandslos.

Fahrerwechsel an einer Tankstelle. Wir schleichen einmal um das mattweiß lackierte 8er Gran Coupé dessen Proportionen mit langem Radstand und kurzen Überhängen stimmiger wirken als bei Coupé und Cabrio. Auch, weil durch das dunkle Panoramaglasdach der Eindruck einer durchgängigen Glasfläche entsteht. Das Heck selbst mündet in einem dezenten Bürzel, ist ansonsten ähnlich unaufgeregt designt wie bei den anderen 8er-Modellen. Durch die vier Zentimeter breitere Hinterachsspur wirken die „Schultern“ jedoch noch breiter.

Einsteigen, diesmal auf der Fahrerseite. Das Cockpit gleicht den anderen 8er-Modellen vom Lenkrad bis zum Infotainmentsystem samt Personal Assist, der auch auf umgangssprachlich formulierte Fragen wie: „Brauche ich morgen Gummistiefel?“, eine Antwort im Online-Wetterservice findet. Überflüssige Frage schließlich ist nicht die kleinste Wolke am Himmel auszumachen.

Vielleicht sogar der beste Motor für den 8er

Start-Knopf drücken, schon erwacht der Sechser im Achter. Dabei brüllt er lange nicht so krawallig wie seine achtzylindrigen Brüder, doch immer noch vertraut sonor, trotz Otto-Partikel-Geißelung. Das Stoppschild an der Auffahrt zwingt zum Anhalten und da der Beschleunigungsstreifen recht kurz ausfällt, heißt’s jetzt voll Durchbeschleunigen. Von Traktionsmangel ist auf dem rauen Asphalt nichts zu spüren. Der Drei-Liter-Reihensechser zieht kraftvoll durch, drückt schon aus dem Drehzahlkeller mit vollen 500 Nm Drehmoment und baut bis 6.500/Min seine 340 PS auf. Nach knapp über fünf Sekunden projiziert das Head-Up-Display dreistellige Werte auf die Frontscheibe und zieht auch darüber ohne Unterlass bis Tempo 250. Dazu schaltet die Achtgangautomatik so schnell, dass manuelle Eingriffe überflüssig werden. Klar, übermäßig spektakulär fühlt sich das alles nicht an – doch das ist gerade richtig für einen Gran Turismo dessen Stärke das Reisen und nicht das Rasen ist.

BMW 840i GranCoupé
BMW
Auch mit dem kleinsten Motor ist der größte 8er alles andere als untermotorisiert.

Dazu passt, dass BMW den 8er-Modellen ein paar erweiterte Assistenzfunktionen aufspielt. So animiert das Gran Coupé im Tron-Style Autos und LKW in der unmittelbaren Fahrzeugumgebung ins Digital-Display, während der Adaptiv-Tempomat andere Verkehrsteilnehmer sicher auf Abstand und dabei auch zuverlässig die Spur hält. Leider nicht in Deutschland verfügbar, weil vom Gesetzgeber nicht erlaubt, sind weitergehende teilautonome Fahrfunktionen, die den Achter auch längere Zeit ohne Lenkeingriff über die Autobahn segeln lassen würden.

Ein paar Kilometer vor dem Ziel geht’s noch mal runter von der Autobahn. Die breit ausgebaute Landstraße mit ihren seichten Kurvenradien ist wie gemalt für das Gran Coupé mit seinem langen Radstand und der breiten Spur. So scheint er ein Quäntchen satter auf der Ideallinie kauern als die kürzeren Achter-Modelle. Dennoch wirft auch er sich mit verspielter Leichtigkeit in enge Kreisverkehre und verzögert ein letztes Mal sicher dem auf staubigem Asphalt. Eine viel zu kurze Reise im langen 8er Gran Coupé.

Fazit

Das BMW 8er Gran Coupé ist nicht nur der praktischste 8er, sondern als 91.500 Euro teurer 840i sDrive auch der Günstigste der Baureihe. Technik, Infotainment und Qualitätsanmutung sind wie bei Coupé und Cabrio top.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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