BMW M4 Coupé Safety Car im Fahrbericht
Eine heiße Nummer

Einfach nur ein neuer BMW M3? Reicht nicht. auto motor und sport schnappt sich das mit hauseigenen Tuning-Teilen aufgebrezelte M4 Coupé Safety Car der Moto GP und dreht ein paar schnelle Runden auf dem hitzeflirrenden Asphalt des Losail Circuit in Qatar. Bitte anschnallen!

BMW M4 Coupé Safety Car, Frontansicht
Foto: BMW

Hoppala, wo kommt denn die Bodenwelle her? Eben, auf der Einführungsrunde hinter einem BMW X5, bügelte noch das niedrige Tempo die Asphalt-Amplitude am Ausgang von Kehre sieben im Übergang zur Links-rechts-Kombination bis zur völligen Unschuld weg. Jetzt allerdings, als die Nadel des Drehzahlmessers bereits die 5.000/min-Marke hinter sich gelassen hat und die Geschwindigkeit in den dreistelligen Bereich schnellt, geht das BMW M4 Safety Car merklich aus den Federn, das Heck wird leicht. Schnell das Lenkrad auf zwölf, das Coupé bringt sich per Lastwechsel selbst in Position – Vollgas.

Auf dem teils leicht mit Sand überzuckerten, knallheißen Belag ringen die ebenso heißen Hinterräder nur mit Mühe den Schlupf nieder, die Carbonlippe auf dem ebenfalls aus dem leichten Werkstoff gebackenen Heckdeckel zuckt im Rückspiegel zum Außenrand. Das elektronisch geregelte Hinterachsdifferenzial mit einem Sperrgrad von bis zu 100 Prozent arbeitet hart, die Mission gelingt, das BMW M4 Safety Car kann präzise vor der nächsten Kehre zusammengebremst werden. Einmal kurz am linken Schaltpaddel ziehen, schlanker und zugleich massiver als im Vorgänger, und das auf maximale Schärfe vorgewählte Doppelkupplungsgetriebe kickt wieder den Dritten rein, der für die kurze Gerade zuvor den Motor doch bedenklich nahe an den Begrenzer brachte.

Tapfere Optionsbremse im BMW M4 Safety Car

Gleichzeitig verzögert ein unnachgiebiger Tritt auf das Bremspedal das BMW M4 Safety Car tapfer, die optionalen Carbon-Keramik-Scheiben bleiben im Wohlfühlbereich, obwohl es nicht die erste Runde für sie ist. Doch genau das soll ihre Stärke sein – Bestleistung auf der Rennstrecke, ein Ort, auf dem sich der M4 sowie sein Limousinen-Pendant M3 so wohlfühlen sollen wie derzeit kein anderes M-Modell.

Nun, bis jetzt spricht nichts gegen die selbstbewussten Ansagen des Herstellers. Brodelnd beschleunigt der aufgeladene Reihensechszylinder den angeblich nur knapp 1,5 Tonnen schweren Zweitürer, gurgelt tief, wenn der Direkteinspritzer unterhalb von 4.500 Umdrehungen arbeitet, beginnt dann schlachtenbummlerisch zu grölen, brüllt sich regelrecht in Rage. In Töne gefasste, packende Emotionen feuern aus den vier Endrohren, brechen sich an den Mauern, regen Dünen zum Wandern an.

Der Klang zählt zu den Spezialitäten des BMW M4 Safety Cars, das eine spezielle Abgasanlage aus dem BMW-eigenen M-Performance-Zubehör unter der ebenfalls aus dem Nachrüstprogramm stammenden Heckschürze trägt. Und irgendwie müssen dem Auspuff mal die Mittelschalldämpfer abhandengekommen sein, so etwas aber auch. Wegelagerer? Wolpertinger? Wer weiß das schon.

Schwupp, wieder über die Welle, das BMW M4 Safety Car – technisch serienmäßig belassen – jubiliert erneut. Bereits beim Anlassen fällt ein dreckiger Batzen V8-Feuer aus den vier Endrohren, mit leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl droht das Dreiliter-Aggregat seine Absichten an. Okay, es ist vor allem der Auspuff, der die Musik macht, weniger der Motor selbst, aber das verkümmert schnell zur Nebensache. Folgt jetzt das Klagelied auf den Untergang des Achtzylinder-Saugers? Die Verlockung ist groß, schließlich spielen dabei Kosten eine Rolle, denn der alte Vierliter wurde von Hand im Sondermotorenbau in München zusammengefügt.

Zwei klassische Lader machen dem BMW M4 Safety Car Druck

Der Neue läuft ganz normal in Steyr vom Band – und im Bug des Coupés wie angesengt. Der Sechszylinder basiert auf dem N55-Motor, allerdings plustert ihn nicht ein einzelner Turbolader mit Twin-Scroll-Technik auf, sondern zwei klassische Lader machen bis zu 1,3 Bar Druck. Eine zusätzliche Abdeckung in der Magnesium-Ölwanne soll die Schmiermittelversorgung im Rennstreckenbetrieb aufrechterhalten, ein neues Kühlsystem mit Haupt- und zwei Wasserkühlern einen ausgeglichenen Temperaturhaushalt ermöglichen. Der leicht langhubig ausgelegte Sechszylinder des BMW M4 Safety Cars leistet 431 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 550 Newtonmetern, das er bei 1.850 Umdrehungen auf die Kurbelwelle loslässt (der V8 bot 420 PS sowie 400 Nm bei 3.900/min).

Mag ja sein, dass das Biturbo-Aggregat nicht gar so sprunghaft auf die leichtesten Gas-Tapser reagiert, doch es macht auch keine Gefangenen, vollstreckt sofort und unnachgiebig. Die Leistungsentfaltung gelang der M-Truppe hervorragend, die bange Frage ihres Chefs Friedrich Nitschke, ob die Abstimmung der nun elektromechanischen Lenkung des neuen Volumenmodells passt, kennt nur eine Antwort: Passt scho’ – Bayerisch verzichtet ja gerne mal auf emotionale Ausbrüche.

Für Freunde der Freude

Tatsächlich spricht die Lenkung des BMW M4 Safety Cars feinfühlig, aber nicht aufgekratzt an, verlangt selbst im Sport-Plus-Modus nicht nach übertrieben hohen Haltekräften und ermöglicht jederzeit exakte Korrekturen, erfordern sie auch noch so viel Sensibilität. Und ja, Freunde der Freude am Fahren, das passiert im M4 durchaus häufiger, denn der BMW feuert mit einer irren Dynamik über den Kurs.

Das BMW M4 Safety Car testet beim Herausbeschleunigen gerne den Gegenlenkreflex des Fahrers, der aus der – vor allem durch die Recaro-Schalen bedingten – tiefen Sitzposition heraus recht lässig darauf reagieren kann, denn die Haftung reißt nicht schlagartig ab. Und die Vorderräder? Ihr Gripniveau stimmt ebenfalls, einen zu forschen Lenkwinkel mahnen sie leicht wimmernd an – nach einem Patscher Gas stimmt der Kurs wieder. Es donnert erneut, tobt, wütet, das Triebwerk dreht mit nachrichtensprecherischer Nebensächlichkeit bis 7.600/min – wupp, der nächste Gang ist drin, weiter geht’s.

Blubberbläschen zählen

Die Ziellinie fliegt am BMW M4 Safety Car vorbei, komm schon, eine Runde geht noch! Anbremsen von Kehre eins, das Heck schwänzelt, der Leuchtbalken auf dem Dach lässt den Luftstrom vor dem Spoiler abreißen. Aber alles wird gut, einlenken, leicht am Gas bleiben, damit das Differenzial arbeiten kann. Am nächsten Bremspunkt allerdings kommt der Wunsch nach einem etwas festeren Pedalgefühl auf. Nun ja, wer zählt schon die Blubberbläschen im Jahrgangs-Champagner.

Das BMW M4 Safety Car verleibt sich seinen Fahrer einfach ein, packt ihn, hilft ihm jedoch zugleich bestmöglich, die tollwütige Agilität auszukosten. Da vorne taucht sie wieder auf, die Welle nach Kehre sieben. Ihr Überraschungsmoment hat sie längst zugunsten von großer Vorfreude aufgegeben.

Fazit

Neue Nummer, neuer Antrieb – was soll's. Das M4 Coupé dürfte vor allem mit seiner Fahrdynamik die Konkurrenten ziemlich ins Schwitzen bringen. Und seinen Fahrer.