Neuer BMW Z4 (G29) im Fahrbericht
Sportkeil mit Stoffmütze und bis zu 340 PS

Der neue Z4 soll mehr Freude beim Fahren machen: BMW kehrt zum Stoffdach zurück, rückt den Fahrer in die Mitte, kürzt den Radstand, verbreitert die Spur. Erste Ausfahrt im Serienmodell.

SPERRFRIST 07/11/18 00:01 Uhr BMW Z4 G29 2019 Fahrbericht
Foto: Bernhard Limberger

Der aus Australien stammende BMW-Designer Calvin Luk hat die Hülle des neuen Z4 gezeichnet. Als dessen stilistisches Vorbild nennt er den von 2000 bis 2003 gebauten Z8. Die breiten Nieren, das Gittermuster im Frontgrill und die eher vertikal ausgerichteten Scheinwerfer haben es in abgewandelter Form in den Neuen geschafft, ohne retro zu wirken. Der durchbrochene Grill wirkt besonders aufwändig – laut Luk ergeben viele kleine „Flugzeuge“ das Muster. Die Scheinwerfer arbeiten immer mit LEDs, gegen Aufpreis gibt es den Gegenverkehr gezielt ausblendende Matrix-LED-Technik. Rechts unten in der Front versteckt sich das Radar des optionalen Abstandstempomaten – von außen ist es nicht zu sehen.

Unsere Highlights

Die seitlich stark abgerundete Fronthaube endet erst an den Radhäusern, weshalb es beim Z4 vorne nur zu Stummelkotflügeln reicht. Die recht groß dimensionierten Außenspiegel tragen nicht nur aus optischen Gründen drei Seitenstreifen – dies dient auch der Aeroakustik, senkt also das Geräuschniveau. Die von Luk Hauptcharakter-Linie genannte seitliche Lichtkante zieht sich von vorne unten bis hinten oben über die gesamte Flanke und sorgt für ein wechselndes Lichtspiel. Über den Hinterrädern wölben sich kräftige Schultern, was das Heck breit macht. Als Räder können 17- bis 19-Zöller die Radhäuser füllen. Eine große rundliche Heckspoilerlippe verbessert die Aerodynamik. Um Gewicht einzusparen, bestehen die kurzen Kotflügel und der Heckdeckel aus Kunststoff. Die ungeteilten Heckleuchten sind groß, breit und in der Höhe schmal. Diese niedrige Höhe war laut Luk nur möglich, weil unten aus der Mitte des mächtigen Diffusors eine kleine Zusatzleuchte schaut: Sie übernimmt die Funktion des Rückfahr- und des Nebelschlusslichts. Die Abgasanlage verläuft einflutig nach hinten und teilt sich dort in zwei runde Doppelendrohre für den 20i sowie den 30i und eckige Enden für den M40i. Auffällig ist noch der frisch gezeichnete Z4-Schriftzug am Heck, der sich auch in den Überrollbügeln wiederfindet.

BMW Z4 (2019)
BMW
Keilförmig nach vorne orientiert: Der BMW Z4 der Baureihe G29.

Wie beim Z4 Roadster der ersten Generation (E85) schützt ein elektrisch betriebenes Stoffverdeck die Insassen bei Bedarf vor Wind und Wetter. Die zweite Generation (E89) musste als unmittelbarer Vorgänger des Neuen (G29) mit einem nicht ganz so sportlichen Aluminium-Hardtop auskommen. Das neue Stoffverdeck soll den Innenraum leiser halten als noch der Aluminium-Vorgänger. Es schließt und öffnet sich bei bis zu 50 km/h innerhalb von jeweils zehn Sekunden. Während der Entwicklungsphase öffnete ein Ingenieur das Dach versehentlich bei 180 km/h - und nichts ging kaputt. Der Kofferraum fasst sowohl bei geöffnetem als auch bei geschlossenem Dach 281 Liter Gepäck, beim Vorgänger sankt das Stauraumvolumen bei geöffnetem Verdeck auf 180 Liter.

Zum Fahrer orientierter Innenraum

Das aus großen gebrochenen Flächen gestaltete Cockpit ist um acht Grad dem Fahrer zugeneigt. Wer im Roadster Platz nimmt, merkt sofort: Er sitzt viel näher an der Vorderachse. Wie das Außendesign, so ist auch innen optisch alles nach vorne ausgerichtet. In Sachen Ausstattung punkten die Bayern mit einem optionalen Head-up Display – die versammelte Konkurrenz aus Audi TT, Porsche 718 Boxster und Mercedes SLC kann noch nicht mit so einem komfortablen Display dienen. Luftausströmer und Gangwahlhebel sind schon aus dem 8er bekannt, wobei der Wählhebel nicht durchsichtig und lasergraviert sondern schwarzglänzend ist.

BMW Z4 (2019)
BMW
Modern, übersichtlich und um acht Grad zum Fahrer orientiert: Das Cockpit des BMW Z4.

Die schmalen Lichtstreifen der optionalen Ambientebeleuchtung ziehen sich am Cockpit entlang, galvanisierte Streifen lenken den Blick des Fahrers zum Instrumentenbildschirm. Die Ledersitze sind auch für große Insassen geeignet und bieten guten Komfort und gleichzeitig ebenso guten Seitenhalt. Zwischen den Sitzen befindet sich eine kleine Klappe: Tatsächlich konnte es der bayerische Hersteller sympathischerweise nicht lassen, hier eine Ski-Durchlade einzubauen. Allzu breit sollten die Ski aber nicht sein. Zwischen den Überrollbügeln ist Platz für ein Steck-Windschott und rechts und links von der Klappe befinden sich schmale Ablagen und die Lautsprecher der optionalen Harman-Kardon-Audioanlage. Die grob gelochten Lautsprecher-Abdeckungen finden sich auch auf dem zentralen Lautsprecher auf dem Armaturenträger und in den Türen wieder. Die Türgriffe lassen sich sehr bequem greifen – von Roadster-Enge keine Spur.

Assistenten und öffnen per Smartphone

Eine Auffahr- und Personenwarnung mit City-Notbremsfunktion gehört genauso zum Serienumfang wie eine Spurverlassenswarnung. Gegen Aufpreis sind ein adaptiver Abstandstempomat mit Stop&-Go-Funktion, eine Speed Limit Info mit Überholverbotsanzeige, ein Spurwechselwarner sowie eine Heckkollisions- und Querverkehrswarnung zu haben. Per sogenanntem digital Key kann der neue Z4 auch über NFC (Near Field Communication) mit dem Smartphone entriegelt werden. Zudem lässt sich der digitale Schlüssel über die BMW Connected App mit bis zu fünf weiteren Personen teilen.

Topmodell mit 340 PS

Der Z4 M40i ist mit einem Sportfahrwerk mit elektronisch geregelten Dämpfern, einer Sportbremsanlage und einem Sportdifferential im Hinterachsgetriebe ausgerüstet, die Gewichtsverteilung beträgt 50 zu 50 Prozent zwischen vorne und hinten. Sein 3,0-Liter-Reihensechszylinder leistet 340 PS. Der Spurt von null auf 100 km/h gelingt in 4,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt. BMW hat für den Z4 M40i eine Nordschleifenzeit von um die 7:55 Minuten ermittelt, genaueres verraten die Bayern nicht.

Damit ist der Roadster zirka drei Sekunden schneller als der M2. Den Verbrauch des Z4 gibt der Hersteller mit durchschnittlich 7,1 bis 7,4 Liter pro 100 Kilometer an. Als weitere Varianten kommen noch ein Z4 sDrive30i und ein Z4 sDrive20i. Beide werden den 2,0-Liter-Vierzylinder mit Twin-Scroll-Truboaufladung (Trennung der Abgasimpulse) bekommen. Als Schaltung kommt eine Achtgang-Automatik zum Einsatz, die mit einer Launch Control für optimales Beschleunigen aus dem Stand geliefert wird. Für das Basismodell Z4 sDrive20i gibt es ab Juli 2019 auch eine Sechsgang-Handschaltung.

BMW Z4 (2019)
BMW
Der Z4 M40i ist als Topmodell der Baureihe mit einem 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit 340 PS unterwegs.

Ab März 2019 zu haben

Den Z4 M40i wird es in einer speziell ausgestatteten First Edition geben. Die Edition ist in mattem Frozen Orange lackiert – den gleichen Lack bekam schon die Studie. Außerdem sind in dem Sondermodell 19-Zöller, Ledersitze mit Dekorsteppung, Ambiente-Licht, adaptive LED-Matrixscheinwerfer, das Head-up Display, das Live Cockpit und das Audiosystem von Harman Kardon enthalten.

Motorisierungen BMW Z4

Motorisierungen BMW Z4

BMW Z4 sDrive20i

Bauart/Anz. Zylinder/Ventile

R / 4 / 4

Hubraum

1.998 ccm

Leistung

197 PS (4.500 - 6.500/min)

Drehmoment

320 Nm (1.450 - 4.200/min)

Beschleunigung 0–100 km/h

6,6 s

Höchstgeschwindigkeit

240 km/h

Verbrauch

6,0 - 6,1 l/100 km

Emissionseinstufung

Euro 6d-TEMP

Leergewicht nach DIN/EU

1.405 / 1.480 kg

BMW Z4 sDrive30i

Bauart/Anz. Zylinder/Ventile

R / 4 / 4

Hubraum

1.998 ccm

Leistung

258 PS (5.000 - 6.500/min)

Drehmoment

400 Nm (1.550 - 4.400/min)

Beschleunigung 0–100 km/h

5,4 s

Höchstgeschwindigkeit

250 km/h

Verbrauch

6,0 - 6,1 l/100 km

Emissionseinstufung

Euro 6d-TEMP

Leergewicht nach DIN/EU

1.415 / 1.490 kg

BMW Z4 M40i

Bauart/Anz. Zylinder/Ventile

R / 6 / 4

Hubraum

2.998 ccm

Leistung

340 PS (5.000 - 6.500/min)

Drehmoment

500 Nm (1.600 - 4.500/min)

Beschleunigung 0–100 km/h

4,6 s

Höchstgeschwindigkeit

250 km/h

Verbrauch

7,1 - 7,4 l/100 km

Emissionseinstufung

Euro 6d-TEMP

Leergewicht nach DIN/EU

1.535 / 1.610 kg

Zu haben ist der Z4 ab dem 9. März 2019, die First Edition bleibt bis Ende Juni 2019 im Angebot. Gebaut werden soll der neue BMW Z4 bei Auftragsfertiger Magna-Steyr in Graz. Auch die Toyota-Version soll dort von den Bändern rollen.

BMW Z4 im Fahrbericht

SPERRFRIST 07/11/18 00:01 Uhr BMW Z4 G29 2019 Fahrbericht
Bernhard Limberger
Das hochkompetente Fahrwerk überzeugt auf ganzer Linie. Die adaptiven Dämpfer sorgen auf jedem Untergrund für innigen Fahrbahnkontakt, den die versteifte Karosse zu einer unerschütterlichen Straßenlage veredelt.

Generation 2 des Z4 stürzte den Bayern-Roadster in eine Identitätskrise: Mit einem Klappdach wie beim SLK fuhr er auch so ähnlich wie der Konkurrent. Beim Nachfolger sucht allenfalls die Front nach der eigenen Linie, sie soll an den legendären Z8 erinnern, ähnelt aber Kias Tiger Nose. Dabei kommt das Z4 Coupé als Toyota Supra auf den Markt. Die Bezeichnung Roadster für den neuen Z4 ist eigentlich falsch. Der Neue sei ein offener Sportwagen, sagen sie bei BMW. Die endlose Haube ist Geschichte, der Radstand wurde auf 2.470 Millimeter verkürzt und der Fahrer mehr ins Zentrum von Auto und Geschehen gerückt. Insgesamt ist der Z4 sieben Zentimeter breiter (1.861 mm) und acht Zentimeter länger (4.321 mm) geraten als der Vorgänger E89. Bis auf wenige Teile handelt es sich beim G29 um eine komplette Neukonstruktion. Der aufgeladene Reihensechser ist freilich bekannt. Dem M3/M4 entlehnt sind Vorderachskinematik, 19-Zoll Räder mit Mischbereifung (Michelin Pilot Super Sport) und das aktive Differenzial.

Dass die Japaner fahrdynamisch den Bayern vertrauen, darf aber nach der ersten Begegnung mit dem Zweisitzer in Portugal als Zeichen asiatischer Weisheit gelten: Das hochkompetente Fahrwerk überzeugt auf ganzer Linie. Die adaptiven Dämpfer sorgen auf jedem Untergrund für innigen Fahrbahnkontakt, den die versteifte Karosse zu einer unerschütterlichen Straßenlage veredelt. Klassischer konstruktionsbedingter Nachteil bei fehlenden Dächern ist ja die reduzierte Karosserie-Steifigkeit. Dem begegnet BMW mit etlichen Streben und einer Vorderachsanbindung über vier statt drei Punkte, wie bei den echten M-Modellen. Ein messbarer Verlust an Steifigkeit bleibt zwar übrig, erlebbar ist der allerdings nicht. Kein Knacken, kein Verwinden – der neue Z4 liegt satter auf der Straße als je zuvor.

Davon profitiert auch der überraschend verbindliche Komfort. Beides stößt erst an Grenzen, wenn der segmentspezifisch überschaubare Federweg an sein Ende kommt. Dabei lenkt selbst der M40i mit dem um zwei Brennräume über die Vorderachse hinausragenden Sechszylinder spontan ein und lässt sich nicht mal durch Mutwillen zum Untersteuern bewegen. Leuchtet im Display der Schriftzug „Sport Plus“ sorgt die Sperre dafür, dass das Heck sanft drängelt und sich der Stoffmützchen-Träger besonders gierig in die Biegungen dreht. Haftungsabriss? Fehlanzeige. Der Z4 verbeißt sich im Asphalt wie ein dickes Kind in Kaubonbons. Losgelassen wird erst mit Hilfe grober Pedalerie-Provokation.

Leichter Vierzylinder als Handschalter

SPERRFRIST 07/11/18 00:01 Uhr BMW Z4 G29 2019 Fahrbericht
Bernhard Limberger
Wer einen kleinen Z4 ordert, sollte unbedingt das optionale Sperrdifferential einbuchen, denn das ist nur beim großen M40i Serie.

Es ist so, als würde man Räuber und Gendarm spielen, dem Bösewicht aber immer einen Schritt Vorsprung geben, um der Jagd die Spannung zu lassen. Vorausgesetzt das DSC befindet sich in einer Zwangspause und lässt mehr Spielraum in Richtung Grenzbereich zu. Um nochmal kurz auf das genannte Sperrdifferential zurückzukommen: Erstens zeigt sich hier, was für ein Spaßbringer das Bauteil ist. Zweitens sollten alle, die einen kleinen Z4 bestellen, diese Option im Katalog ankreuzen, weil sie nur im M40i Serie ist. So bleibt dann das fröhliche Treiben auf der Strecke allzeit sicher und beherrschbar. Das liegt auch nicht unwesentlich an der tapfer durchhaltenden Stahl-Sportbremsanlage, die selbst nach mehreren Runden nicht verweichlicht. Die Vierzylinder 20i und 30i sollen auf der Vorderachse noch ein wenig agiler sein, aber wer wollte deswegen auf Klang und Durchzug des bulligen und dennoch spontan ansprechenden Turbo-Dreiliters verzichten?

Vielleicht ein paar Handschalt-Fetischisten, denn so was gibt es nur noch beim 20i. Die Achtgangautomatik im M40i liefert indes objektiv keine Argumente zum Downgrade, denn sie reagiert selbst auf vom Fahrer initiierte Gangwechsel schneller, als rechte Hand und linker Fuß es vermögen.

Da verzeiht man dem Neuen leicht, dass sein Stoffdach als äußeres Zeichen seiner Rückbesinnung auf alte Tugenden eigentlich fake ist: Dank flächiger Platten ist es im Inneren ein Hardtop geblieben und sein Mindergewicht kompensieren die größere Karosse, neue Sicherheits- und Komfortfeatures. Aber die stoffumantelte Konstruktion spart 40 Kilogramm an schwerpunktssensibler Stelle – und den Ausklapp-Verdeckkasten. So gibt es auch offen 281 Liter Kofferraum und eine Durchlademöglichkeit. Das könnte reichen, um ein Snowboard von hinten zwischen die Sitze zu schieben. Die gute Dämmung des Verdecks spricht auch nicht gegen die Verwendung als Ganzjahresfahrzeug. Allenfalls, dass der Neue 7,4 Zentimeter breiter ist als der Vorgänger – da kommt auf Passstraßen schon mal der Wunsch nach einem kleineren Auto auf.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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