Cupra Formentor 1.5 TSI im Fahrbericht
Wie fühlt sich der Basis-Formentor mit 150 PS an?

Nach der Kür folgt die Pflicht. Den Cupra Formentor gibt es jetzt auch als 1.5 TSI mit 150 PS. Wir fühlen dem neuen Basismodell im ersten Fahrbericht auf den Zahn.

4/2021, Cupra Formentor 1.5 TSI 2021
Foto: Bernd Conrad

Das Entzücken war groß bei Fans und Kunden. Nachdem die spanische Volkswagen-Tochter Seat ihr Sportlabel Cupra, das es vor allem am Heck potenter Leon-Varianten zu Ruhm gebracht hatte, als eigene Marke ausgegliedert wurde, spendierte man ihr mit dem Formentor das erste eigene Modell.

Seine Premiere feierte der Cupra Formentor mit einem 310 PS starken Zweiliter-Turbobenziner und Allradantrieb. Ein standesgemäßer Antrieb also, vor allem im Umfeld des Cupra Ateca mit 300 PS und ähnlich kräftiger Leon-Varianten.

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Nicht nur Mathematikern dürfte aber klar sein, dass sich – trotz der konzernweit genutzten Basis in Form des MQB (Modularer Quer-Baukasten) – die Entwicklung eines neuen Modells für die kleine Zielgruppe der 300-PS-Kundschaft nicht lohnt. So ist es nicht verwunderlich, dass der Cupra Formentor mittlerweile in neun verschiedenen Motor-Getriebe-Variationen bestellbar ist, darunter auch ein Diesel und zwei Plugin-Hybride. Formentor Nummer zehn läuft sich in Form des VZ5 mit 390 PS starkem Fünfzylinder-Turbo gerade warm. Wir kümmern uns dieses Mal aber um das andere Ende der Preisliste.

Kein Mildhybrid im Formentor

4/2021, Cupra Formentor 1.5 TSI 2021
Bernd Conrad
Der 1.5 TSI-Benziner kommt mit Zylinderabschaltung. Ein Mildhybrid ist er im Formentor aber nicht.

Das neue Basismodell der Baureihe ist der Cupra Formentor 1.5 TSI. Sein Vierzylinder-Benziner mit 150 PS Leistung und einem maximalen Drehmoment von 250 Nm, das er an die Vorderräder schickt, ist aus vielen anderen Modellen der Marke Seat und ihrer Konzernschwestern bekannt. Der Testwagen fuhr mit dem optional erhältlichen 7-Gang-DSG (1.800 Euro Aufpreis) vor. Im Gegensatz zu A3, Golf, Leon und Octavia verzichtet er in dieser Kombination auf die Mildhybrid-Technologie mit Riemenstartergenerator und 48-Volt-Bordnetz. Die bekannte Zylinderabschaltung, die im Teillastbetrieb zwei der vier Töpfe stilllegt, muss als Spritspartechnik genügen.

Ohne die elektrische Unterstützung beim Anfahren ist auch eine leichte Anfahrschwäche spürbar. Ansonsten erledigt das Doppelkupplungsgetriebe aber einen guten Job. Die Schaltpaddels hinter dem Dreispeichenlenkrad sind also mehr Kür als Pflicht.

Straff trotz DCC

Wie fühlt sich denn so ein Basis-Cupra mit 150 PS an? Im Alltag kann Entwarnung gegeben werden: Wie man es erwartet! Trotz optionalem DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern im Komfort-Modus und serienmäßiger 18-Zoll-Felgen liegt der Formentor verbindlich und straff auf dem Asphalt.

Querfugen teilen sich manchmal harsch mit, ansonsten bleibt es im geräumigen Innenraum aber trotz der Abstimmung komfortabel. Dazu passt eine direkte Lenkung, die stets gute Rückmeldung liefert und eine präzise Linie erlaubt.

Auf der Autobahn fühlt sich der Formentor 1.5 TSI ausreichend kräftig an, solange man sich in Geschwindigkeitsbereichen bis 160 km/h aufhält. Laut Werksangabe beschleunigt er auf eine Höchstgeschwindigkeit von 203 km/h, wozu er sich aber Zeit nimmt. Der Wert für die Beschleunigung auf 100 km/h, die in 8,9 Sekunden erledigt sein soll, ist in dieser Leistungsklasse absolut ausreichend.

7,5 Liter Alltagsverbrauch

4/2021, Cupra Formentor 1.5 TSI 2021
Bernd Conrad
Das breite LED-Leuchtenband am Heck entspricht der aktuellen Designsprache von Seat und Cupra.

Trotz des agilen Fahrverhaltens liegt dem Basis-Cupra das entspannte Fahren mehr als eilige Hatz. So pendelt sich der Benzinverbrauch auf 7,5 Liter je 100 Kilometer ein. Das ist ein durchschnittlicher Wert, der sich auf dem Niveau der Konzernbrüder vom Schlage eines Skoda Octavia Combi bewegt. Als Mildhybride schaffen Leon, Golf und Co. mit 150 PS starkem eTSI aber ohne Anstrengung Verbräuche von 6,5 Litern ROZ 95 je 100 Kilometer.

Die haltstarken Sportsitze mit integrierten Kopfstützen haben auch im brav motorisierten Formentor ihre Daseinsberechtigung. Sie bieten nämlich einen optimalen Langstreckenkomfort, der sich durch eine leider nicht vorhandene Sitzflächenverlängerung noch steigern ließe.

Das Cockpit mit der zum Fahrer orientierten Mittelkonsole ist bekannt. Bei der Wahl des Navigationssystems wächst das Format des zentralen Infotainmentdisplays auf 12 Zoll. Die Bedienung erfolgt weitgehend tastenlos über die oft mehrschichtigen Strukturen der Menüführung.

Oft genutzte Funktionen lassen sich über die konfigurierbaren Kacheln des Home-Bildschirms zumindest in die erste Ebene befördern. Der nachts unbeleuchtete Slider unterhalb des Displays für die Temperatur- und Lautstärkeeinstellung nervt im Alltag auch dadurch, dass er manchmal stark verzögert auf Befehle reagiert.

Digitale Instrumente, bei den Spaniern "Virtual Cockpit" genannt, sind serienmäßig, ihre Anzeigen lassen sich über die verständlichen Tasten am Multifunktionslenkrad bedarfsgerecht sortieren. Auch ein Anzeigemodus mit großem, zentralem Drehzahlmesser ist verfügbar – macht aber in den sportlichen VZ-Modellen gewiss mehr Sinn. Wer mag, kann das Ambientelicht mit einer Leiste über Cockpit und vordere Türen in einer von unzähligen Farben und Helligkeiten einstellen. Smart: Auch die Warnleuchten für den Totwinkelwarner sind hier integriert und liegen damit besser im Blickfeld als Leuchtdioden im Glas des Außenspiegels.

Günstiger als der Seat Ateca

In der zweiten Reihe stellt der Cupra Formentor viel Bewegungsfreiheit für die Beine und Füße der Mitfahrer zur Verfügung. Trotz des schrägen Dachverlaufs freuen sich auch großgewachsene Menschen über eine ausreichende Kopffreiheit. Der Kofferraum fasst 450 Liter Gepäck – etwas weniger als das Pendant im praktischer veranlagten Seat Ateca.

Der hausinterne Wettbewerber bietet sich auch zur preislichen Einsortierung ein. 33.290 Euro kostet der Cupra Formentor als 1.5 TSI mit DSG laut Liste. Ab Werk sind auch Ausstattungsdetails eingebaut, die bei Seat Aufpreis kosten. Dazu zählt neben dem Virtual Cockpit, auch eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage im Paket mit automatischer Fernlichtfunktion und Spurhalteassistent.

Ein vergleichbar ausgestatteter Seat Ateca FR 1.5 TSI mit DSG steht für 34.475 Euro in der Preisliste und ist damit etwas teurer als der charmante Neuling der jungen Marke Cupra. Zudem ist der Ateca im Fond etwas knapper geschnitten.

Fazit

Der Cupra Formentor ist ein geräumiger Kompakt-SUV, der hier und da sicherlich auch in die Rolle des Familienautos schlüpfen wird. Wem die Fahrleistungen des 150-PS-Motors reichen, bekommt mit dem Basismodell einen agilen Begleiter mit vielen Qualitäten. Die vertrackte Bedienung im digitalisierten Cockpit ist aber leider auch stets dabei. Überraschenderweise ist der Formentor etwas günstiger als ein vergleichbarer Seat Ateca.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024

Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten