Ford Tourneo Custom Plug-in-Hybrid
Elektrisierter Kasten

Mit den Vans Tourneo und Transit Custom betritt Ford die PHEV-Bühne in der Kastenwagen-Klasse. Die technische Umsetzung ist unkonventionell. Wir waren auf Probefahrt.

Ford Tourneo Custom PHEV
Foto: Thomas Starck

Auch an der Nutzfahrzeugbranche geht das Thema Elektroantrieb nicht vorbei, nun mischt Ford als Vorreiter und erster Hersteller eines PHEV-Kastenwagens mit. Die mittlere Transporter-Baureihe des Konzerns kommt ab sofort wahlweise auch mit einem Plugin-Hybrid-Antrieb zum Kunden.

Die verglaste Pkw-Variante Tourneo Custom und der verblechte Kastenwagen Transit Custom erhalten dabei das identische Antriebspaket installiert, bei dem Ford einen eigenen Weg geht. Statt die Elektromaschine zusätzlich zum konventionellen Verbrenner-Antrieb zum Beispiel an der Hinterachse zu installieren (Parallel-Hybrid), wählte man den vergleichsweise exotischen Aufbau als Serienhybrid.

Unsere Highlights

Der Verbrenner-Motor im Tourneo/Transit Custom ist der bekannte Dreizylinder-Ecoboost-Benziner mit einem Liter Hubraum. Der wurde jedoch aller Antriebstechnik entledigt und arbeitet ausschließlich als Generator. Die Vorderräder werden in jeder Fahrsituation ausschließlich vom Elektromotor angetrieben, für den entweder eine 13,6 kWh-Traktionsbatterie oder eben der Benzinmotor den nötigen Strom liefert.

Ford Tourneo Custom PHEV
Thomas Starck
Nobel geht es im Tourneo Plugin-Hybrid zu, diese Variante ist nur in der Titanium-Vollausstattung zu haben

Voll geladen soll die rein elektrische Reichweite laut Ford bei über 50 Kilometer liegen, danach springt auf freier Strecke ohne Nachlademöglichkeit der Benziner ein. Die nach WLTP ermittelte Reichweite innerorts wird mit 50,4 Kilometer angegeben, nach der NEFZ-Berechnung werden 56 Kilometer Gesamtreichweite verkündet.

Unter Strom fährt der Ford Tourneo Custom PHEV vergleichsweise zügig und aus dem Stand druckvoll, wie man das von einem Elektroantrieb inzwischen gut kennt. Anders sieht die Welt aus, wenn der Traktionsbatterie der Saft ausgeht. Der als Generator arbeitende Ecoboost-Benziner springt an und arbeitet dann nicht etwa mit einer gleichbleibenden Drehzahl als „Notstromaggregat“, sondern reagiert unmittelbar auf die Gaspedalstellung. Der Wunsch nach starkem Beschleunigen lässt sofort die Drehzahl nach oben schießen, ein bisschen fühlt sich das nach defekter Kupplung bei einem Schaltgetriebe-Auto an.

Mit dem Range Extender wird es gemütlich

Der kräftige Antritt ist mit dem Benziner als Stromquelle außerdem Geschichte, solcherart unter Strom gesetzt beschleunigt der Ford Tourneo Custom PHEV ausgesprochen verhalten. Ford spricht hierbei von einem „Grundlastbetrieb“, so fühlt es sich auch an. Jenseits der 80 km/h-Grenze kommt dann endgültig die Zeitlupenfunktion. Besonders schnell können die beiden PHEV-Brüder ohnehin nicht fahren, bei 120 km/h wird abgeregelt. Das ist speziell beim Tourneo Custom etwas schade, denn der komfortable Vielsitzer gibt sich beim Fahrverhalten sehr ausgewogen und nahe am Pkw.

Die Elektrotechnik fordert beim Gewicht ihren Preis. Als bestuhlter Tourneo Custom bringt der Kombi in der einzig verfügbaren Titanium-Ausstattung straffe 2.599 Kilo Leergewicht auf die Waage, 566 Kilo verbleiben als Zuladung. Beim Kastenwagen mit abgetrenntem Ladeabteil hinter den drei Vordersitzen sieht es etwas freundlicher aus: 2.187 Kilo leer und 1.138 Kilo Zuladung lauten hier die Eckdaten. Die Null steht hingegen an anderer Stelle: Ungewöhnlich für ein Fahrzeug aus der Nutzfahrzeug-Schiene ist weder der Transit noch der Tourneo PHEV für den Anhängerbetrieb freigegeben.

Ford Tourneo / Transit Custom PHEV: Der Preis

Beim Blick auf die Preise der PHEV-Transporter wird schließlich deutlich, dass diese Fahrzeuge sich in erster Linie an Anwender richten, die wegen innerstädtischer Verbrennerverbote keine andere Wahl als ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug haben. Von einem Basispreis von 57.066 Euro für den Transporter und 71.900 Euro für den achtsitzigen Tourneo dürften normale Kastenwagen-Kunden kaum zu überzeugen sein. Zum Vergleich: Der Kastenwagen in der vergleichbaren 320L1-Konfiguration startet mit dem Basis-Dieselmotor bei einem Listenpreis von 32.582 Euro.

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Fazit

Wirklich überzeugen kann der Ford Transit/Tourneo Custom PHEV nur im reinen Elektrobetrieb. Muss der Verbrenner als Stromquelle herhalten, wird es mühsam. Hinzu kommt: Die Preise liegen auf sehr hohem Niveau.

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