Fahrbericht K-Car Honda S660
Diesen Mini-Roadster wollen wir auch!

Der Mittelmotor-Roadster Honda S660 macht nicht nur optisch richtig Laune. Er wuselt auch äußerst unterhaltsam über einen flotten Handlingkurs. Ein Plädoyer für preiswerten offenen Fahrspaß und gegen das CVT-Getriebe.

Honda S660
Foto: Jens Katemann

Mittagszeit im Entwicklungszentrum von Honda im japanischen Utsunomiya. Die einheimischen Testfahrer haben Pause und auto motor und sport die Gelegenheit, einige schnelle Runden im S660 auf dem Handling-Kurs zu drehen. Aber offen bitte! Schnell das Faltdach entriegeln, wie Sushi zusammenrollen und im passenden Fach unter der Haube verstauen. Das gelingt weit einfacher und schneller als der Einstieg in die zweisitzige Sardinenbüchse. Das Auto im K-Car-Format – so heißen die in Japan steuerlich begünstigten Kleinstwagen – misst in der Länge nämlich nur 3395 mm und erfordert von uns Mitteleuropäern schon einige Verrenkungen bis wir drin sind. Einmal an Bord passt dann aber alles: Die Sitzposition ist ausreichend tief, die Sitze bieten genug Seitenhalt. Dazu gibt es Instrumente ohne den ganzen Connectivity-Schnickschnack – im S660 geht es eben um puren Fahrspaß. Nur Gepäck sollte man aber besser nicht dabei haben.

Unsere Highlights

Honda S660 mit rund 100 PS Literleistung

Dann schauen wir mal. Der ein Liter kleine Dreizylinder-Turbo knurrt bereits willig im Heck, 658 Kubikzentimeter und 64 PS lassen allerdings eher bescheidene Fahrleistungen erwarten. Offizielle Angaben bekommen wir nicht, aber es geht viel schneller voran als erwartet. Kein Wunder: Der S660 wiegt als Handschalter nur 830 kg. Der Gangwechsel geht flott von der Hand, obwohl es beim japanischen Rechtslenker die ungewohnte linke Hand ist, die Fahrstufen sortieren muss. Knackige Schaltung mit kurzen Wegen, so muss es in einem Roadster sein. Für ein japanisches Auto – dort sind die Fahrwerke traditionell eher komfortabel ausgelegt – wankt der S660 in den Kurven wenig und lässt sich mit der zwar etwas leichtgängigen, aber ausreichend rückmeldungsstarken Lenkung präzise durch die Kurven zirkeln. Cool: Vorne haben die Honda-Entwickler Reifen der Dimension 165/55 R15 aufgezogen, hinten 195/45 R16. Für die passende Verzögerung vor den Kurven sorgen Scheibenbremsen vorne und hinten.

Schon nach wenigen Runden auf der Teststrecke verschmelzen Fahrer und Auto zu einer Einheit und eine Frage drängt sich auf: Warum gibt es dieses Auto nicht in Deutschland? Nach 15 Minuten ist der Spaß dann leider schon vorbei. Gerne würde man ihn mit nach Hause nehmen – im Handgepäck ist doch sicher noch Platz.

Honda S660 auch mit CVT-Getriebe

Aber vorher steht noch der Wechsel auf die Automatik-Version an. Und da kommt schließlich die Ernüchterung. Was sich gerade noch quirlig und flott anfühlte, wirkt nun einfach nur träge. Das stufenlose CVT-Getriebe ist bei der Bereitstellung der passenden Übersetzung so überfordert wie der Autor mit dem Jonglieren von mehr als zwei Bällen. Was Japaner und Amerikaner daran finden, bleibt für uns ein weiterhin ungelöstes Rätsel.

Zuletzt die Preisfrage: In Japan kostet der Honda S660 aktuell 2,18 Millionen Yen, das sind umgerechnet gut 16.000 Euro. In Deutschland würden mindestens 21.000 Euro fällig, wenn er hier angeboten werden würde. Wird er aber wohl nie, denn der einzige Versuch, einen K-Car-Roadster bei uns zu verkaufen, verlief mit dem Daihatsu Copen vor einigen Jahren erfolglos. Vielleicht sind wir aber auch einfach nur ein wenig zu groß für den S660.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten