Mansory La Revoluzione im Fahrbericht
So extrem fährt das V12-Biturbo-Monster

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In Zeiten von Downsizing und Dreizylindern wirkt ein V12 beinahe außerirdisch. Was, zu langweilig? Gut, dass es Tuner Mansory gibt. Der packt noch zwei große Turbolader dazu und nennt den Ferrari F12 dann „La Revoluzione“.

Ferrari F12 Berlinetta Mansory Fahrbericht
Foto: Patrick Lang

Es gibt wenige Autos, die schon zum Angstgegner werden, bevor man überhaupt am Steuer sitzt. Der Mansory La Revoluzione gehört dazu: Er peitscht den Puls bereits nach oben, wenn er seine Umrisse nur schemenhaft durch das Milchglasfenster am Garagentor wirft. Spätestens wenn dich der um 460 PS (!) angereicherte V12 durch seine doppelwandigen Endrohre anschreit, stehen alle Härchen am Körper Spalier. Ein angenehmer Kitzel nicht zu wissen, ob das was nun folgt Strafe oder Belohnung sein wird.

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Auch wenn Edel-Tuner Kourosh Mansory dem F12 Berlinetta ein neues Gewand aus Carbon geschneidert hat, bleibt der Ferrari deutlich erkennbar. Die Außenhaut im roten Finish lässt sich bei Tageslicht betrachtet am besten als dunkelbunt bezeichnen. Sound und Optik? Ausgesprochen bedrohlich. Doch die Angst weicht der Neugier. Wie fühlt es sich an, Herrscher über 1.200 PS zu sein? In einem Auto, das beim Quartett selbst dem Bugatti Veyron Paroli bieten könnte. Es ist genau so wie vermutet – brutal. Auch wenn sich die Cockpit-Gestaltung Mühe gibt, gute Laune zu verbreiten. So als wollten Leder und Nähte dir sagen, dass alles nur halb so wild ist. Sie lügen wie genäht – es ist doppelt so wild.

Mansory La Revoluzione ist verboten rasant

Ferrari F12 Berlinetta Mansory Fahrbericht
Patrick Lang
Sieht fröhlicher aus, als von außen. Doch der Schein trügt. Geht die wilde Fahrt erstmal los, ist es aus mit Friede, Freude, Eierkuchen.

Der V12 giert nach Drehzahl. Wenn er sie nicht bekommt, quittiert er Schaltvorgänge des Doppelkupplungsgetriebes mit trotzigem Geblubber und einem Beben durch das ganze Carbon-Chassis. „Der Kunde wollte das Setup genau so haben“, erklärt ein Mansory-Mitarbeiter vom Beifahrersitz aus. Er hat Mühe, die Sinfonie aus Fauchen und Brüllen zu übertönen. Kaum knackt der La Revoluzione die 4.000er-Marke, bricht ein Sturm los, der seinesgleichen sucht. Ein Klick am Schaltpaddel. Voooosch. Wie schnell die sprichwörtliche Zeit vergeht, weiß eigentlich nur, wer den Mansory-Ferrari mal über Tempo 200 gehetzt hat. Er ist verboten rasant. Für die Spitzengeschwindigkeit reichen weder Mut noch Straße aus. Doch der getunte Ferrari lässt dich keine Sekunde daran zweifeln, dass die angegebenen 370 km/h Topspeed der Wahrheit entsprechen. 890 Newtonmeter drücken bei 6.500 Umdrehungen über die Hinterachse auf die Straße. Ob dort alles ankommt? Das nicht, aber immer noch genug für die eine oder andere kalte Schweißperle auf der Stirn. 2,9 Sekunden braucht es bis Tempo 100. Obwohl man an der 100 so schnell vorbei ist, dass sie einem am Steuer kaum als relevante Größe erscheint.

Neue Software für das Steuergerät, zwei große Turbolader und ein Abgassystem, das auf minimalen Gegendruck ausgelegt ist – so lapidar erklärt Mansory die Leistungssteigerung. Wir glauben allerdings, da ist auch schwarze Magie im Spiel. Drei Ferarri F12 Berlinetta hat Mansory bislang in La Revoluzione-Umbauten verwandelt. Warum so wenige? Nun, die Hexerei ist mit 1,2 Millionen Euro (inklusive Basisfahrzeug) nicht ganz billig. Vielleicht ist es aber auch gar kein Fehler, dass nicht allzu viele Menschen Zugang zu diesem Ungetüm haben.

Fazit

Wie man auf die Idee kommt, einem V12 noch zwei Turbolader aufzusatteln war mir zu Beginn schleierhaft. Ich verstehe es jetzt. Es ist nicht die schiere Leistung alleine, sondern wirkich ein Spiel mit der Angst. Als würde der Mansory La Revoluzione ständig sticheln: „Na, traust du dich? Noch ein bisschen mehr?“ Vielleicht erzählen sich kommende Generationen keine Gruselgeschichten vom Sensenmann, sondern von diesem aufgemotzten Ferrari F12 Berlinetta. Auf jeden Fall ist er ein sehr beeindruckender Schock.

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten