A-Klasse HWA A32
One-Off mit Kompressor-V6 und über 300 PS

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Weil es ein Kunde so wollte, baute HWA 2002 den V6 aus dem AMG C32 in eine A-Klasse. Fahrbericht mit einem 354 PS starken Kleinwagen

HWA A32 Kompressor (2002)
Foto: Hans-Dieter Seufert

Die schnellste Mercedes A-Klasse aller Zeiten hat vieles, aber wahrhaftig kein Überholprestige. Wenn das Kraft-Ei im Rückspiegel auftaucht, macht keiner Platz. Erst recht keiner, der ohnehin schon 200 km/h schnell fährt. Da gibt der Fahrer der kräftig motorisierten Oberklasse-Limousine lieber noch ein bisschen mehr Gas.

354 PS und 450 Nm in einer A-Klasse

HWA A32 Kompressor (2002)
Hans-Dieter Seufert
Mit 354 PS und Hinterradantrieb driftet eine A-Klasse in beliebigen Winkeln.

Was ohne den gewünschten Effekt bleibt, denn der Zwerg lässt sich nicht abschütteln. Kickdown bringt die Motordrehzahl auf das Niveau für beste Beschleunigung, 354 PS und ein maximales Drehmoment von 450 Newtonmeter werden erstaunlich problemlos auf die Straße gebracht. Und dann faucht er davon, der Underdog, der bei Bedarf fast alles in Grund und Boden beschleunigt.

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Genießen kann das nicht jeder, denn den A 32 Kompressor hat sich ein betuchter Kunde als Einzelanfertigung bauen lassen. Bei der Firma HWA in Affalterbach. Affalterbach? Da sitzt doch die Mercedes-Edelschmiede AMG. Und das A für Aufrecht ist auch tatsächlich das gleiche. Hinter HWA steht AMG-Gründer Hans-Werner Aufrecht.

Totaloperation statt Tuning

HWA A32 Kompressor (2002)
Daimler AG/Mercedes-Benz
Von außen ist der Umbau weniger krass als zu vermuten wäre. Unter der Hülle steckt Technik aus dem C32 AMG.

In der Rennabteilung von Daimler-Chrysler können besonders schwere Fälle von automobiler Spielsucht therapiert werden, für die es bei AMG kein passendes Rezept gibt. Beim Projekt A32 genügte kein landläufiges Tuning. Da musste zur Totaloperation geschritten werden, wobei über den Preis der Mantel des Schweigens gehüllt wird. Statt eines Vierzylinders sitzt jetzt ein 3,2-Liter-V6 mit Kompressor unter der vorderen Haube, der ebenso wie die komplette Vorderachse und die Fünfgang-Automatik aus dem C32 AMG stammt.

Die Sitze mussten deshalb um sieben Zentimeter nach hinten ausweichen, das Armaturenbrett entsprechend verlängert werden. Den Weg vom Getriebeausgang bis zu der Raumlenkerachse aus der C-Klasse überbrückt eine speziell angefertigte Kardanwelle. Hinterradantrieb also, und damit ist der A 32 aller Traktionsprobleme ledig, mit denen sich die schwächeren Serienmodelle herumschlagen müssen. Rauchzeichen setzt der Kraftzwerg nur mit deaktivierter Schlupfregelung, und dann ist wahrhaftig Feuer unterm Dach. Das Messgerät signalisiert 5,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Porsche Carrera-Fahrer schaffen das nur, wenn sie Kupplung und Schaltung ohne Rücksicht auf Verluste behandeln.

Fahrwerk und Bremsen vom C32 AMG

Fahrwerkstechnisch stellt der Umgang mit dem brachialen Dampf nicht das geringste Problem dar, bis in den Bereich der Höchstgeschwindigkeit läuft das A-Monster unbeirrt geradeaus. In Kurven verhält es sich so neutral wie die Schweiz, und die Bremse packt auch bei extremer Beanspruchung gnadenlos und ohne Fading zu. Mit abgeschaltetem ESP dürfen Könner auf der Rennstrecke driften bis zum Abwinken, und selbst der Federungskomfort kann sich sehen lassen. Bei geringem Tempo stolpert der Kleine etwas, aber bei schneller Fahrt saugen die Schraubenfedern Bodenwellen in einer Art und Weise auf, von der die Fahrer normaler A-Modelle nur träumen können.

Fazit

Auch in handwerklicher Hinsicht ist der A 32 ein Meisterstück, da wirkt nichts improvisiert. Nach Art des Hauses gehen Qualität und Sicherheit eben vor. Das beweist nicht zuletzt ein kleiner roter Knopf auf der Mittelkonsole. Den, so warnten die HWA-Mannen, solle man doch bitte nicht ausprobieren. Denn sonst werde der ohnehin schon voll gepackte Motorraum auch noch mit dem Schaum aus der dort installierten Feuerlöschanlage gefüllt.

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Erscheinungsdatum 04.02.2022

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