Mercedes C-Klasse Limousine & T (2018) Fahrbericht
Facelift mit 6.500 neuen Teilen

Mercedes gönnt der C-Klasse nach vier Jahren ein subtiles optisches Facelift mit neuen Lampen, Leisten und Interieurs. Dazu kommen neue Motoren, ein Bildschirm-Cockpit und Assistenz aus der S-Klasse. Die Preise beginnen bei 39.948 Euro.

Beinahe zehn Millionen Exemplare der mittleren Mercedes-Baureihe wurden seit 1983 gebaut, seit Jahren schon ist sie das volumenstärkste Modell der Marke. Kein Wunder also, dass die Modellpflege zur Mitte der Laufzeit bei der aktuellen C-Klasse-Generation etwas umfangreicher ausfällt. Freilich nicht so, dass man es sofort sieht. An Front und Heck wurden eher unauffällige neue Akzente gesetzt. Die Leuchteinheiten sind vorn wie hinten neu, es gibt nun zwei Versionen der optionalen LED-Scheinwerfer einschließlich der Multibeam-Lichter mit Ultra-Range-Fernlicht, ganz wie bei den größeren Mercedes-Modellen.

Unsere Highlights

Fünf Diesel und sechs Benziner in der C-Klasse

Wichtiger sind da die Änderungen unter der vorderen Haube. Das Motorenprogramm wurde rundum erneuert, alle Triebwerke erfüllen Euro 6d-Temp. Insgesamt stehen zwölf Antriebsvarianten zur Wahl, zunächst fünf Diesel und sechs Benziner. Wie beim Vorgänger wird es einen C 160 als Einstiegsmotor geben, der ist zum Start jedoch noch nicht verfügbar.

C 200 mit Startergenerator

Mercedes C200 Limousine selenite grey (2018)
Mercedes
Das Facelift fällt beim Hinschauen nicht sofort auf, beim Fahren hingegen schon.

Der wohl interessanteste neue Benziner steckt im C 200. Es ist ein neuer Vierzylinder mit nur 1,5 Litern Hubraum, dafür aber mit 48-Volt-Bordnetz und riemengetriebenem Startergenerator, der mit zusätzlichen 10 kW und 160 Nm anschieben kann. Das funktioniert bei der Probefahrt sehr gut, aber etwas gewöhnungsbedürftig, weil der Verbrenner bereits im Schiebebetrieb abgeschaltet wird oder der E-Motor das Triebwerk im Rollen anwirft. Der Startergenerator hat noch weitere Vorzüge: Überbrücken des Turbolochs, sanfteres Anfahren, weicheres Schalten sowie niedriger Verbrauch und CO2-Ausstoß. Ansonsten gefällt er in der C-Klasse mit guten Manieren und geschmeidigem Lauf. Ebenfalls positiv anzumerken: Mit dem elektrifizierten C 200 bleibt der Mittelklasse-Mercedes knapp südlich der 40.000er-Marke – er ist ab 39.948 Euro zu haben. Für AMG-Kunden spielt der Preis eine kleinere Rolle, eine große aber die Leistung: der C 43 AMG (ab 61.850 Euro) bekommt 23 Zusatz-PS, 390 sind es nun insgesamt. Das ändert wenig an den Fahrleistungen, nach 4,7 Sekunden ist die Limousine 100 km/h schnell. Passt also.

C 220d mit neuem OM 654

Bei den Dieselantrieben ersetzt der neue OM 654 aus Leichtmetall die ältere Motorengeneration OM 651, deren Kurbelgehäuse noch aus Grauguss bestand. Zur ersten Ausfahrt steht der neue Motor im C 220 d T-Modell bereit, das damit 194 PS stark und mindestens 43.994 Euro teuer ist; das Limousinen-Pendant gibt es ab 42.328 Euro. Serienmäßig erfolgt die Kraftübertragung über die 9G-Tronic. Sie arbeitet aufmerksam und geschmeidig wie gewohnt. Für unbeirrbare Selbstschalter bietet die Preisliste noch eine Möglichkeit: den C 200 d mit 160 PS (ab 37.294 Euro). Einen etwas kernigen Unterton kann der neue Leichtmetall-Diesel nicht so ganz verbergen, störend ist das jedoch nicht. Vielmehr überzeugt der Selbstzünder mit sehr gutem Ansprechverhalten, doch das kennen wir auch schon von der E-Klasse. Einen Sechszylinder-Diesel gibt es weiterhin nicht, dafür jedoch einen C 300d, dessen Vierzylinder 245 PS und 500 Nm stark ist.

LED-Licht in der C-Klasse mit 650 m Reichweite

Mercedes C-Klasse T-Modell Kombi Facelift (2018) W205
Mercedes
Auch die Kombiversion der Mercedes C-Klasse erhält das Facelift.

Wer ein wenig näher hinsieht – und vorher Aufpreis bezahlt hat – bemerkt das Neue am W 205. Die klarer gezeichneten Scheinwerfer sind nun auch als Multibeam LED-Lampen mit Ultra Range-Fernlicht erhältlich und strahlen dann bis zu 650 Meter weit. Das LED-Licht erlaubt außerdem Fahrten mit Dauerfernlicht, indem es den Gegenverkehr aus dem Lichtkegel ausblendet. Intelligent Light leuchtet außerdem Kreuzungen, Kreisverkehren und Kurven aus, stellt den Lichtkegel auf Stadt- und Autobahnfahrten ein. Diese Technik gab es bisher nur bei der S-Klasse und im CLS. Serienmäßig strahlt die C-Klasse wie gehabt mit Halogen-Scheinwerfern und LED-Tagfahrlicht.

Interieur und Bedienkonzept

Serienmäßig ist nun auch der Keyless-Go-Start, die entsprechende Taste hat nun eine Turbinen-Optik. Den Schlüssel, der nun beim Anlassen ja in der Tasche bleiben kann, gibt es außer in Schwarz auch in Weiß mit mattem oder hochglänzendem Chromrahmen. Für die Mittelkonsole sind die beiden offenporigen Holzvarianten Walnuß braun und Eiche anthrazit erhältlich.

Die neuen Multikontursitze können ihre Seitenwangen und Lordosenstütze pneumatisch aufblasen. Die Luftkammern in der Rückenlehne können den Rücken mit pulsierenden oder wellenförmigen Bewegungen massieren. Gegen Aufpreis stellt die Energizing Komfortsteuerung Klimaanlage, Beduftung, Sitzheizung und Massagefunktionen sowie Licht- und Musikauswahl zusammen. Jedes der sechs voreingestellten Programme dauert zehn Minuten und enthält je fünf Musiktitel.

Die Bedienung hat Mercedes im Stil der E-Klasse umgeräumt: Neu sind in den Lenkradspeichen die Touch-Bedienfelder für diverse Infotainment-Belange und die Tasten für den Tempomat. Der Controller in der Mittelkonsole gibt nun außerdem auch eine haptische Rückmeldung. Per Sprache lässt sich die C-Klasse auch steuern, neuerdings hört zum Beispiel auch die Sitzheizung auf den Fahrer.

Tacho-Display und drei Anzeigestile

Mercedes C-Klasse Interieur Cockpit Facelift (2018) W205
Mercedes
Mercedes integriert in die C-Klasse zum Facelift ein digitales Kombiinstrument.

Gesteuert wird der Multikontursitz über das Multimedia-System. Das wird nicht auf MBUX umgestellt, wie es A-Klasse und Sprinter bekommen, sondern heißt noch Comand, verfügt aber über das aus der S-Klasse bekannte Anzeigekonzept. Neues gibt es trotzdem, denn die 10,25-Variante des Displays kann sich der Fahrer in Classic, Sport oder Progressive konfigurieren. Serienmäßig ist das Radio Audio 20 mit einem 7-Zoll-Display und einer Auflösung von 960 x 540 Pixeln.

Mit Comand bekommt die C-Klasse zum Facelift ein volldigitales 12,3-Zoll-Tacho-Display: Der Bildschirm mit 1.920 x 720 Pixeln kann Tacho, Drehzahlmesser, Navigation und Fahrzeugdaten ebenfalls in den drei Anzeigestilen Classic, Sport oder Progressive darstellen. In der Serienausstattung bleibt es bei klassischen Instrumenten in zwei Tuben. Zwischen Tacho und Drehzahlmesser befindet sich ein 5,5-Zoll-Display. Smartphones laden in der Ablage in der Mittelkonsole kabellos per Qi-Standard.

Comand Online lagert die Daten wie gehabt auf einer Festplatte, kann nun aber neben 3D-Karten- und Gebäudeansichten auch Car-to-X-Warnmeldungen anzeigen.

Assistenz lernt dazu

Bei der Assistenz lernt die C-Klasse von den größeren Modellen. Der Abstandstempomat Distronic zum Beispiel nutzt die Kartendaten des Navigationssystems, um etwa die Geschwindigkeit anzupassen. Mit Radar und Kamera schaut die C-Klasse bis zu 500 Meter nach vorn, 40 Meter zur Seite und 80 Meter nach hinten. Der serienmäßige Bremsassistent soll Fußgänger und Fahrradfahrer besser erkennen und Unfälle vermeiden helfen. Beim Lenken und Ausweichen helfen ebenfalls Assistenten, auch ein Notfall-Assistent ist neu an Bord.

Motoren, Marktstart und Preise

Zunächst sind ab Juli drei Versionen verfügbar: Der C 200, der C 200 4Matic und der C 220d. Günstigste C-Klasse ist bis zum Start der Einstiegsvarianten die C 200 Limousine für 39.948 Euro. Das T-Modell ist mit 41.614 Euro um 1.666 Euro teurer. Der Allradantrieb 4Matic kostet 2.380 Euro Aufpreis. Für 42.328 Euro gibt es den C 220d als Limousine und für 43.994 als T-Modell.

Preise für Assistenz- und Lichtpakete

Mit dem Fahrerassistenz-Paket Plus für 2.499 Euro kann die C-Klasse dem Fahrer ähnlich assistieren wie eine S-Klasse: Der Abstandstempomat nutzt Streckendaten, der aktive Lenkassistent unterstützt beim Fahren, Abstandhalten und Lenken. Die vom CLS bekannten Multibeam-LED-Scheinwerfer kosten 1.964 Euro extra. Es passt sich mit 84 LED an Verkehrssituationen an und leuchtet mit dem oberhalb von 40 km/h aktiven Fernlicht bis zu 650 Meter weit. Für das digitale Instrumenten-Display berechnet Mercedes 893 Euro.

Neuer Diesel auch als Plug-in-Hybrid

Die Vierzylinder werden auf die beiden neuen Motorenfamilien OM 654 und M 264 umgestellt. Die Dieselmotoren der Baureihe OM 654 ersetzen die bisher verwendeten 2,1-Liter-Aggregate der Baureihe OM 651. Zunächst kommt mit dem Facelift der C 220d auf den Markt.

Der Zweiliter-Turbodiesel ist aus der E-Klasse bekannt, leistet auch in der C-Klasse 194 PS und liefert 400 Newtonmeter in die 9G-Tronic. Die Limousine verbraucht laut Norm 4,4 Liter/100 km, das T-Modell 4,7 Liter. Das entspricht jeweils 117 und 123 Gramm CO2/km. In 6,9 (T-Modell: 7,0) Sekunden beschleunigt der neue C 220d von null auf 100 km/h und läuft 240 (T-Modell: 233) km/h schnell.

50 km elektrische Reichweite

Zum ersten Mal kombiniert Mercedes einen Diesel mit Plug-in-Hybridtechnik. Den OM 654 unterstützt ein Elektromotor mit 90 kW elektrischer Leistung und 440 Nm Drehmoment. Der Lithium-Ionen-Akku mit 13,5 kWh Kapazität soll für 50 Kilometer elektrisches Fahren reichen und kann mit 7,2 kW aufgeladen werden.

Ein C 200d mit 150 PS und ein C 180d mit rund 130 PS dürfen als sicher gelten. Auf einen Sechszylinder-Diesel werden C-Klasse-Kunden weiterhin verzichten müssen.

Benziner mit 48-Volt-Hybrid

Der Vierzylinder-Benzinmotor M 264 kommt zunächst mit 1,5 Litern Hubraum und elektrischer Unterstützung im C 200 und C 200 4Matic. Der Benziner leistet 184 PS, er ist stets mit der Neunstufenautomatik 9G-Tronic kombiniert. Die E-Maschine unterstützt beim Beschleunigen mit bis zu 10 kW und rekuperiert mit 12 kW. Der Verbrauch liegt zwischen 6,0 Litern (C 200 Limousine) und 6,7 Liter (C 200 4Matic T-Modell). Den CO2-Ausstoß gibt Mercedes mit 136 bis 153 g/km an. Die C 200 Limousine beschleunigt in 7,7 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 239 km/h. Varianten mit zwei Litern Hubraum werden folgen.

Gebaut wird die C-Klasse (W 205) in Bremen, East London (Südafrika), Tuscaloosa (USA) und Peking. Das Hauptwerk ist Bremen, der größte Markt für die C-Klasse war 2017 China. Dort baut und verkauft Mercedes auch eine Langversion der Limousine. Insgesamt hat Mercedes 2017 weltweit 415.000 C-Klassen verkauft.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten