Mercedes C-Klasse im Fahrbericht
So fährt die neue Mittelklasse-Limousine

Um an der Konkurrenz vorbeizuziehen, hat Mercedes in seine neue C-Klasse ungewöhnlich viel Entwicklungsarbeit investiert. Einen Eindruck davon konnten wir bei einer ersten Fahrt mit dem Mittelklasse-Modell gewinnen.

Mercedes C-Klasse
Foto: Hans-Dieter Seufert

Nein, wir wiederholen jetzt nicht die Marketing-Sprüche von wegen geschrumpfter S-Klasse. Die neue Mercedes C-Klasse lehnt sich zwar optisch an den großen Bruder an, doch das tat schon sein Urahne 190, der 1982 wie ein W 126 nach einer 90-Grad-Wäsche daher kam. Wir schauen lieber unters Blech und stellen fest, dass für den Baby-Benz ein ungewöhnlich hoher Aufwand getrieben wurde, um an seinen Konkurrenten vorbeizuziehen.

Im Gegensatz zum gemütlichen Vorgänger mit konventioneller McPherson-Aufhängung setzen die Entwickler bei der neuen Mercedes C-Klasse auf eine komplexe Vierlenker-Vorderachse, die Radführung und Federbein voneinander trennt – was unter anderem den Einsatz besonders sensibel ansprechender Adaptivdämpfer ermöglicht. Weiter geht‘s mit einer optionalen Luftfederung sowie einer besonders steifen Karosserie, die zu 50 Prozent aus Aluminium besteht.

Unsere Highlights

Volles Schutzengel-Programm aus der S-Klasse

Trotz Längenwachstums um 95 Millimeter und verbesserter Ausstattung soll die neue Mercedes C-Klasse damit bis zu 100 Kilo weniger auf die Waage bringen als bisher. Hinzu kommen edle Optionen wie Seitenscheiben in Doppelverglasung, adaptive LED-Scheinwerfer oder ein Kofferraumdeckel, der elektrisch auf und zu surrt. Die Botschaft ist klar: Wer Oberklasse-Komfort mit innenstadttauglichen Abmessungen kombinieren möchte, soll zukünftig mit einer C-Klasse glücklich werden. Was auch die Auswahl an Assistenzsystemen verdeutlicht: Bis auf den Nachtsichtassistenten lässt sich das volle Schutzengel-Programm aus der S-Klasse ordern, und zwar nicht in abgespeckter Form, sondern mit ebenso aufwendiger Sensorik. So beäugen bis zu zwölf Ultraschall-, sechs Radarsensoren und ebenso viele Kameras das Umfeld.

Unser Mercedes C 250 Bluetec mit 204 PS und 500 Nm Drehmoment kann daher gleich mal zeigen, ob sich der hohe Aufwand gelohnt hat. Tatsächlich tastet das Luftfahrwerk in Stellung Komfort kurze Verwerfungen sensibel ab, ohne bei bösen Wellen oder unter Zuladung aus dem Tritt zu geraten. Positiver Nebeneffekt: Wer sich für die Airmatic entscheidet, bekommt die Niveauregulierung gleich mitgeliefert.

Mit dem Element Luft verbündeten sich die Mercedes-Entwickler noch für einen weiteren Streich:  Einen cw-Wert von bis zu 0,24 bietet in dieser Klasse sonst keiner, wovon hauptsächlich der Verbrauch profitiert. Weniger Luftwirbel führen jedoch auch zu weniger Windgeräuschen, weshalb selbst bei hohem Tempo kaum mehr als das sonore Brummen des wuchtig durchziehenden 2,1-Liter Vierzylinders zu hören ist. Der passt bestens zur Mercedes C-Klasse, und erfüllt dank Harnstoffeinspritzung und SCR-Technik wie sämtliche Motoren Euro 6.

Mercedes C-Klasse bietet weiterhin hohe Verarbeitungsqualität

Trotz aufwendiger Vorderachse, 20 Millimeter tieferer Sitzposition und reduziertem Gewicht, ist das typisch entspannte Mercedes-Gefühl in der C-Klasse geblieben. Was auch daran liegt, dass die variabel verzahnte Servolenkung mit ihrer geschwindigkeitsabhängigen Unterstützung um die Mittellage nicht übertrieben spitz anspricht.

Angesichts der Karosserie-Neuzeit dürften Mercedes-Traditionalisten jedoch beim ein- oder anderen Punkt schlucken: Denn trotz Längenwachstums um fast zehn Zentimeter fällt das Raumangebot der Mercedes C-Klasse kaum großzügiger aus als bisher. Das coupéartig flache Dach geht sogar zu Lasten des Fond-Einstiegs und der Übersichtlichkeit. Wer in Reihe zwei angekommen ist, hat zudem Probleme, seine Füße unter die Vordersitze zu bekommen während sich die kleinen und hart gepolsterten Kopfstützen nur mühsam ausfahren lassen.

Bei der Verarbeitungsqualität müssen hingegen keine Abstriche gemacht werden: Von den Lüftungsdüsen in Chrom-Optik, hochwertigen Kunststoffen wohin man fasst bis zu den satt klickenden Schaltern und Bedienelementen überzeugt der C mit einer zum hohen Preisnniveau passenden Verarbeitung. Denn günstig ist die Mercedes C-Klasse - wie zu erwarten - nicht geworden. Das Basismodell C 180 kostet mit 33.558 Euro zwar nur 300 Euro mehr als bisher, wer einen stärkeren Motor und viele der neuen Luxus-Optionen wählt, findet sich schnell in E-Klasse-Gefilden wider.

Alle Technik-Highlights der neuen Mercedes C-Klasse im Detail sowie einen ersten Fahrvergleich gegen die schärfsten Konkurrenten BMW 3er und Audi 4 lesen Sie ab dem 20. März in auto motor und sport 7/2014

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