Mercedes EQT
Erste Fahrt im E-Kangoo mit Stern

EQT heißt die elektrische Variante der Mercedes T-Klasse. Sie bedient sich, wie ihre T-Kollegen der gleichen technischen Basis wie der Renault Kangoo. Wir fuhren den EQT rund um Göteborg.

Die Zukunft der Mercedes-Vans ist elektrisch, da sind sie sich bei Mercedes sicher. Ab Mitte des Jahrzehnts soll die neue Plattform VAN.EA, mit welcher die mittleren und großen Vans künftig rein elektrisch fahren. Bei den kleinen bleibt es erst einmal bei der Renault-Kooperation. Aus dem Werk im nordfranzösischen Maubeuge stammt auch unser Testwagen – silbergrau und Zentralstern, Black Panel Grill sowie LED-Scheinwerfern hübsch zurechtgemacht. LED-Licht gibt es freilich nur gegen Aufpreis, serienmäßig funzelt der EQT mit Halogenlicht.

Unsere Highlights

Kangoo-Technik im Mercedes

Hinter dem Stern steckt bekanntlich die Technik, die so auch beim Kangoo Electric zum Einsatz kommt: ein 90 kW und 245 Nm starker Synchronmotor plus 45-kWh-Akku. Da sind beim ersten Kennenlernen keine großen Überraschungen zu erwarten. Im Innenraum sorgt das aus anderen Mercedes-Modellen vertraute Interieur schon mal für andere Akzente, rund um Lenkrad und Zentralmonitor wirkt der EQT mit den Renault-Genen wie jeder andere Mercedes auch. Dazu gehört im Falle des EQT und der T-Klasse auch, dass bei Verarbeitung und Werkstoff-Wahl eine gewisse Nutzfahrzeughaftigkeit zu beobachten ist. Das passt zwar zu einem Fahrzeug dieses Zuschnitts, nicht jedoch zu einem angekündigten Kaufpreis von knapp unter 50.000 Euro (ohne Förderung). Die genauen Preise stehen noch nicht fest, die werden zum Produktionsbeginn und Verkaufsstart im Sommer bekannt gegeben.

Fünf Plätze gibt’s im EQT (der Siebensitzer mit verlängertem Radstand kommt später), davon zwei bessere in der ersten Reihe, obgleich hier den Sitzgelegenheiten anzumerken ist, dass es im Mercedes-Konzern bequemeres Sitzmobiliar gibt. Hinten ist der Aufenthalt dagegen vornehmlich Kindern zu empfehlen. Da sorgt die Batterie unter dem Fahrzeugboden für eingeschränkte Beinfreiheit und knapper bemessene Sitzhöhe.

Viel Platz, wenig Zuladung

Wenig zu meckern gibt es dagegen beim Ladevolumen, bis zu 1.979 Liter passen rein, 551 Liter packt der Kofferraum im Normalzustand. Allerdings beträgt die Zuladung je nach Ausstattung des EQT maximal 516 kg – angesichts der Raumfülle nicht gar so viel. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt nämlich 2.390 kg, das Leergewicht liegt laut Mercedes zwischen 1.874 und 2.015 kg. Da ahnt man es bereits: Der EQT ist kein Elektroauto, mit dem man an der Ampel Sportwagenfahrer in Verlegenheit bringen kann. So trifft es sich gut, dass die erste Ausfahrt rund um Göteborg stattfindet, wo der Verkehr skandinavisch gesittet und das Maximaltempo bei 110 km/h liegt.

So setzt sich der E-Kasten geschmeidig in Bewegung, schwimmt wacker im Verkehr mit, auch das gefällt. Und man vergisst dabei fast, dass von den 90 kW Spitzenleistung nur 51 als Dauerleistung zur Verfügung stehen – nicht allzu viel, wenn rund zwei Tonnen zu bewegen sind. Im ruhigen Verkehr rund um die südschwedische Stadt pendelt sich der Verbrauch auf dem Bordcomputer bei knapp über 20 kWh/100 km ein. Der Ladestand der Batterie gibt noch keinerlei Grund zur Besorgnis. Der 45 kWh große Akku soll bei WLTP-Verbrauch (18,99 kWh/100 km) bis zu 282 km weit reichen. Mit weit über 200 km sollte man im Alltagsbetrieb freilich nicht rechnen.

Komfortabler Familienwagen

Immerhin verfügt der EQT serienmäßig über AC-Lader bis 22 kW, DC-Laden ist bis 80 kW möglich. Lange Autobahnreisen werden demnach nicht zu den bevorzugten Einsatzgebieten des EQT werden. Als urbanes Fahrzeug, das etwa an der heimischen Wallbox über Nacht geladen und tagsüber als Familien- oder Kleingewerbe-Fahrzeug genutzt wird, dafür scheint sich dieser Mercedes eher zu eignen.

Was es sonst zu sagen gibt? Ordentlicher Federungskomfort wird geboten, wenngleich die starre Hinterachse durchaus die ein oder andere Trampeligkeit zeigt. Die Lenkung präsentiert sich leichtgängig und präzise, die MBUX-Bedienung dank exzellenter Spracherkennung einfach und intuitiv. Über das Mercedes-Lenkrad mit den kapazitiven Wischtasten müssen wir hier nicht weiter reden.

Umfrage
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Fazit

Trotz einiger Einschränkungen bei Reichweite, Zuladung und Preis ist der Mercedes EQT eine interessante Alternative fürs urbane Umfeld. Wer ein vollelektrisches Familienfahrzeug mit großem Laderaum und wertigem Auftritt sucht, wird hier fündig.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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