Mercedes ML 250 BlueTEC 4MATIC
Wirklich ein Sparwunder? Erster Test.

Sechs Liter Verbrauch verspricht Mercedes für die neue M-Klasse, wenn der BlueTEC-Vierzylinder in der gewichtigen Karosse steckt. Wir haben das im ersten Test des ML 250 BlueTEC nachgeprüft.

Wirklich ein Sparwunder? Erster Test.

Der Weg zum Fabelverbrauch wird nicht nur vom kleinsten ML-Motor aller Zeiten (selbst der zum Glück nicht lange verkaufte 230er Benziner in der ersten Generation ML war dicker) geebnet. Gleichzeitig wird alle aktuelle Spritspartechnik aus dem Pkw-Segment in die SUV-Oberklasse gehievt. Aerodynamischer Unterboden, ein extrem niedriger cw-Wert und ein auf Effizienz überarbeitetes Gesamtpaket bei der Technik, bei dem von der elektrischen Servolenkung über Lichtmaschine und Klimakompressor bis hin zur Spritpumpe alles auf sparsamere Arbeit getrimmt wurde.

Unsere Highlights

ML 250 BlueTEC: 6,0 Liter Verbrauch?

6,0 Liter Normverbrauch verspricht das Datenblatt – nicht wenige Motorräder mit einem Zehntel des ML-Gewichtes haben größeren Durst. Selbst für ein Kompakt-SUV wäre diese Marke aller Ehren wert.

Alle Mercedes ML der neuen Generation bekommen die neue 7G-Tronic-Automatik mit Start-Stop-Funktion, an Ampelpausen in der Stadt hilft das auch beim knausern. Der ML 250 Bluetec ist außerdem, das hören wir hier bei 4wheelfun nicht so gerne, ab Werk tiefergelegt. Allerdings nur, solange die Basis-Stahlfederung eingebaut ist. Mit dem aufpreispflichtigen Offroad-Paket samt Airmatic-Luftfederung ist die Welt wieder in Ordnung, dank maximal 285 Millimeter Bodenfreiheit.

Testfahrt mit dem ML 250 BlueTEC

Losfahren also, das Versprechen nachprüfen. 250 Kilometer stehen als erste Tagesetappe an. Die nehmen wir zwar nicht volley, aber auch bewusst nicht im Kriech-Modus. Ganz normale Fahrt, auf der Autobahn allerdings nach Möglichkeit maximal Tempo 140, auf den Landstraßen und Ortsdurchfahrten stets so schnell wie erlaubt. Der Bordcomputer notiert dienstbewusst mit und meldet sich am Ende mit einer Bestmarke: 7,2 Liter Verbrauch errechnet er. Das ist zwar deutlich vom Normverbrauchs-Versprechen entfernt, doch für den ML ein durchaus beeindruckender Wert. Denn zwischendurch gab es auch noch eine Zehn-Kilometer-Hatz mit Maximaltempo auf der freien Autobahn, um auch dort dem Neuling auf den Zahn zu fühlen.
 
Dass der ML 250 Bluetec das sparsamste SUV seines Segments ist, dürfte damit feststehen. Wie sieht es mit den restlichen Qualitäten aus? Da gibt sich die neue M-Klasse schmeichelweich. Das Luftfederfahrwerk (kostet 2.023 Euro extra) bietet Federungs- und Fahrkomfort auf dem Level einer Oberklasse-Limousine. Wer fleißig in der 20 Seiten umfassenden Aufpreisliste ankreuzt, bekommt auch die Features einer solchen Limousine – bis hin zu klimatisierten Sitzen, Internetzugang und einer sehr, sehr langen Liste an Assistenzsystemen. Am auffälligsten ist allerdings das Geräuschniveau. Selbst wenn der Pilot volle Kraft voraus befiehlt, herrscht Lounge-Atmosphäre in der neuen M-Klasse. Im gedämpften Ton lässt sich bei Tempo 200 über die Vorzüge der Designo-Lederausstattung philosophieren, Windgeräusche finden praktisch nicht statt. Fahrwerks- oder Motorgeräusche werden ebenso ausgeblendet, eine beeindruckende Vorstellung.

Neue M-Klasse: Superleise

Der kleine Dieselmotor gibt sich akustisch nur dann also solcher zu erkennen, wenn bei niedrigen Geschwindigkeiten der Gasfuß gesenkt wird. Dann ist aus der Ferne ein etwas mürrisches Knurren zu vernehmen. In Sachen Vortrieb müht sich der Vierzylinder redlich. Trotz 204 PS und 500 Newtonmeter wäre es übertrieben, ihm Spritzigkeit oder vehementen Vortrieb zu attestieren. Ganz lässt sich die Physik nicht austricksen, auch die neue M-Klasse ist groß und schwer. Man fühlt sich ausreichend motorisiert und kann auch mal ein keckes Überholmanöver auf der Landstraße wagen, mit den modernen Sechszylindern aus der Nachbarschaft legt man sich aber besser nicht an. Dennoch ist der ML 250 Bluetec für den Alltag ein ausgezeichneter Motor, solange man nicht ständig auf der Suche nach der Ideallinie auf kurvigen Serpentinen die Luft zerschneiden möchte.
 
Wirklich gut gelungen ist das Start-Stop-System. Während bei Schaltgetriebe-Autos an der Ampel erst der Leerlauf eingelegt und dann das Kupplungspedal verlassen werden muss, genügt der neuen M-Klasse normales Verhalten: An der Ampel oder im stop-and-go-Verkehr tritt man bei einem Automatik-Auto eben auf die Bremse. Bei der neuen M-Klasse geht dann bei Stillstand der Motor aus. Bremse auf, Motor an, trotz eingelegter Fahrstufe. Das geht flink genug, um vom Hintermann nicht als Schlafmütze angehupt zu werden und auf Abbiegespuren vor entgegen kommenden Autos über die Gegenfahrbahn zu huschen.

ML 250 BlueTEC im Gelände

Auf einem recht anspruchsvollen Geländeparcours konnten wir auch einen ersten Ausblick auf die Offroad-Fähigkeiten der neuen M-Klasse nehmen. Das Offroad-Paket, inklusive der hierfür erforderlichen Airmatic-Luftfederung, kommt mit 4.484 Euro Aufpreis nicht wirklich preisgünstig daher, macht aus dem ML 250 Bluetec aber einen patenten Kletterfreak. Insbesondere die Luftfederung wirkte im ersten Gelände-Eindruck feinfühliger und flexibler als beim Vorgängermodell.
 
Man muss nur vor dem Geländeausflug eine kleine Kaffepause einlegen, um zwischen den diversen Drehreglern und Tastschaltern zu dirigieren und das gewünschte Programm für die anstehende Abenteuertour auszuwählen. Zur Überbrückung der Wartezeit zeigt das Multimedia-System (Comand Online, ab 3.117,80 Euro) derweil unterhaltsame Farbbilder, damit auch der Beifahrer erkennt, welche Knöpfe da gerade gedrückt, geklickt und gedreht werden. Auch das gehört bei der neuen M-Klasse zum Fahrerlebnis.

M-Klasse 2012 mit reichlich Assistenz-Systemen

Mit der im Offroad-Paket enthaltenen Getriebeuntersetzung, unterstützt von einer neu und feinfühliger abgestimmten Traktionskontrolle und den heute üblichen Assistenten für Bergauf- und –abfahrt lässt sich im Gelände schon einiger Unsinn anstellen. Messen konnten wir die Verschränkung des neuen Luftfederfahrwerks noch nicht, gefühlt ist sie allerdings besser als beim Vorgänger. Auch das unvermeidliche aufsteigen und herunterplumpsen moderner Einzelrad-Aufhängungs-SUV in Verschränkungs-Passagen fühlt sich in der neuen M-Klasse nicht ganz so hölzern an wie bisher.

Die Traktionskontrolle arbeitete beim ersten Gelände-Ausritt recht feinfühlig. Die Bergabfahrkontrolle lässt sich über den Tempomatschalter stufenlos im Bereich von zwei bis 18 km/h einpegeln. Für’s Protokoll: 600 Millimeter Wattiefe, 100% Steigfähigkeit, Böschungswinkel vorn/hinten 31/29 Grad, jeweils mit dem Offroad-Paket. Das und die 285 Millimeter maximaler Bodenfreiheit können sich schon sehen lassen. Der erste Eindruck spricht jedenfalls dafür, dass die Geländefähigkeit der neuen M-Klasse gegenüber dem Vorgänger gewonnen hat – in den heutigen Zeiten ist das durchaus einen Szene-Applaus wert.

Neue M-Klase: die Kosten

Was kostet der Spaß? Wenigstens 54.978 Euro für den ML 250 BlueTEC als Basismodell. Der hat zwar eine durchaus über vier Räder und ein Lenkrad hinausreichende Serienausstattung, dürfte aber in den seltensten Fällen wirklich nackt geordert werden. Die Länge der Optionsliste wurde in diesem Beitrag bereits erwähnt. Für den spaßiger motorisierten V6-Dieselbruder ML 350 Bluetec werden 58.726 Euro fällig, der ebenfalls mit einem V6-Motor bewaffnete Benziner ML 350 will mit 56.763 Euro beim Händler abgelöst werden. Die Auslieferung startet im November.


Fazit:

Der neue ML 250 Bluetec schafft tatsächlich den dreifachen Spagat: Sehr sparsam im Alltag, luxuriöses Fahrverhalten und, sofern dafür bezahlt wird, hochanständige Offroad-Fähigkeiten. Das wird der süddeutschen Nobel-Konkurrenz einige Kniffelaufgaben stellen, zumal dort Geländetauglichkeit ganz weit hinten im Lastenheft steht. Wir sind gespannt auf den kommenden Supertest.

Technische Daten
Mercedes ML 250 BlueTEC 4Matic
Grundpreis56.228 €
Außenmaße4804 x 1926 x 1796 mm
Kofferraumvolumen690 bis 2010 l
Hubraum / Motor2143 cm³ / 4-Zylinder
Leistung150 kW / 204 PS bei 3800 U/min
Höchstgeschwindigkeit210 km/h
Verbrauch5,8 l/100 km