Mini Cooper SE Cabrio
Open-Air-Stromer

Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört: E-Antrieb meets Cabrio, wenn auch nur als Mini Cooper S-Einzelstück. Aber immerhin ...

Mini Cooper SE Cabrio
Foto: Bernhard Filser

Das wurde aber auch Zeit: Da überrollen uns die Hersteller mit Karawanen von SUV- und Crossover-Geräten in allen Formen und Farben, mit Verbrennungsmotor oder elektrifiziert, doch wo bleiben die Kleinen, die Pfiffigen, die Spaßigen? Kleine Cabrios zum Beispiel. Bezahlbar. Für großen Spaß zum kleinen Preis. Gern mit umweltfreundlichem Antrieb. Schon klar, es gibt die offenen Varianten des Fiat 500 und vom Smart Fortwo, doch das komplette Cabrio-Aroma bringen die zwei nicht rüber, oder? Eher sowas wie Rolldach-Flair oder Landaulet to go. Deshalb ist es Zeit für den offenen Elektro-Mini, das Cooper SE Cabriolet. Bevor sie nun sofort mit Sonnenbrille, -hut und Scheckbuch zum Händler rennen: Gemach. Es gibt nur einen. Gebaut von Mini selbst. Unverkäuflich. Zum Zeigen, was geht.

Unsere Highlights
Mini Cooper SE Cabrio
Bernhard Filser
Für die Insel Mallorca reicht die Ladung offensichtlich.

Ich war mal ein Cooper S Cabrio

Was geht. Gutes Stichwort. Wir dürfen als erster und exklusiv ran an den offenen Stromer. Mallorca, 22 Grad, Sonne. Alles gut so weit. Auch beim SE, der wie sein verlöteter Serienbruder unternehmungslustig lossummt, bei niedrigem Tempo das synthetische Fußgängerschutzlied anstimmend. Das Dach öffnet per Taster im Scheibenrahmen in 18 Sekunden auch während der Fahrt bis 30 km/h und auf Wunsch mit der nach wie vor ebenso pfiffigen wie einzigartigen Schiebedachfunktion – sowas wie die Übergangsjacke im Cabrio-Universum. Alles wie gehabt. Kein Wunder, der Typ ist ein umoperiertes Cooper S Cabrio.

Bei Mini grübelten sie an beiden Varianten: einen Cooper SE zum Cabrio skalpieren oder einem Cooper S Cabrio den Zweiliter rausrupfen und ein Stromer-Herz einpflanzen. Letzteres erwies sich als einfacher. Und ist als Erprobungsfahrzeug auch problemlos auf den Straßenverkehr loszulassen. Und das in hundertprozentiger Qualität. Nix Bastelbuden-Frickelei, obwohl ein Einzelstück liefert, der SE Serienqualität. Wegen der ohnehin steifen Basis knarzt nix und zittert nix. Kenner preisen den Stromer ohnehin als den vielleicht besten Mini. Sein Motor läuft kultiviert und leise, drückt vom Start weg mit maximalem Drehmoment von 270 Newtonmetern. Und um die, nur um die geht es beim Cabriowandern oder -sausen.

Wir sausen jetzt mal ins Tramuntana-Gebirge. Wie gemalt hangeln sich die engen Kurven am Berg entlang, um ihn dann zu überkraxeln und in Sa Calobra zu enden. Sa Calobra? Da grinsen nicht nur Rennradfahrer. Sa Calobra – die vielleicht coolste Kurve der Welt. Schon bei Tag klasse, bekommt die Szenerie im Abendrot nochmal Extra-Atmosphäre. Extra-Atmosphäre hatten wir vorher auch auf der Anreise. Normalerweise fordernde, schon wegen der Radfahrer, die ab Frühjahr von neun bis 17 Uhr sämtlich Bergpisten in Beschlag nehmen und Autofahrer zu Kompromissen zwingen.

Deeskalation statt Motorengebrüll

Im offenen SE kein Problem. Der Freiluft-Stromer deeskaliert maximal. Wo Du sonst mit brummendem Motor hinter den Radlern herschleichst, um sie bei erster Gelegenheit mit aufheulendem Motor zu überholen, flüstert der offene Mini geräuschlos an ihnen vorbei. Und schnell! Wo man sonst erstmal ein, zwei Gänge runterschaltet, damit richtig was geht, drückt die E-Maschine den 1,5-Tonner mit Instant-Drehmoment und ohne Rumgeschalte rückstandsfrei am Hindernis vorbei. Runterschalten, hochdrehen war einmal. Klar, mag der eine oder andere Old-Schooler das Pfeifen des Turboladers und das Zwitschern des Abblasventils vermissen, das der Cooper S liebevoll zelebriert. Aber hier und heute im Peloton fährt es sich mit dem elektrischen Cabrio wesentlich gelassener.

Mini Cooper SE Cabrio
Bernhard Filser
Das Cockpit des Mini Cooper SE Cabrio-Einzelstücks.

Sportlich obendrein, denn der Typ krallt sich die unendlichen Kurvenserien mit mindestens soviel Elan wie der 178 PS starke Zweiliter-Benziner der zum Vergleich mitröhrt, profitiert vom tiefen Schwerpunkt und der feinen (aktornahen) Traktionsregelung des Elektromotors. Nullhundert? Siebensieben. Junge, Junge. Dennoch seltsam, so offen, so leise und so schnell, um die Kurven zu witschen, vorbei an Felsen, kleinen Mäuerchen und Baumgrüppchen.

35 kW verlangen nach Planung

Also fix wieder zurück in den Cruising-Modus, mit dem man durch die Landschaft streift, ohne jemanden zu behelligen. Kein Geräusch, kein Abgas, kein Stress. Wobei – im Unterschied zum Cooper S sollte man beim SE die Akkuanzeige im Blick haben. 35 kWh sind nicht sooo üppig und verlangen nach cleverem Haushalten. Der SE lädt wie gehabt an Haushaltsstrom, der 11-kW-Wallbox oder 50-kW-Schnellladern. Die jedoch im Tramuntana nicht hinter jeder Lärche lauern. Mit etwas Planung kann man dennoch einen schönen Fahrtag ohne Nachladen unterwegs hinbekommen. Wir haben das jedenfalls geschafft, spätestens in Palma gibt’s Schnelllader. Vorteil Mallorca. Insel der kurzen, dafür umso schöneren Wege.

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Fazit

Das Mini Cooper SE Cabrio zeigt, wie gut E-Antrieb und Offenfahren zusammenpassen, ja eigentlich zusammengehören. Mal sehen, was da noch auf uns zukommt. Das Mini-Einzelstück ist immerhin ein Anfang.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten