Nissan Ariya Evolve+ Pack (2024)
Probefahrt im erstarkten Elektro-Japaner

Der Nissan Ariya mit optionalem Evolve+ Pack bekommt eine Systemleistung von 290 kW (394 PS) aus zwei Elektromotoren. Wir waren mit dem Neuling unterwegs, hier ist unser Fahrbericht.

Die japanische Marke erweitert das Modellprogramm beim elektrischen Ariya um eine leistungsstärkere Variante. Dabei handelt es sich aber (noch?) nicht um eine scharfe NISMO-Version, wie sie im Januar auf der Tuningmesse Tokyo Auto Salon gezeigt wurde.

Unsere Highlights

Die neue Version hört auf den etwas sperrigen Namen Nissan Ariya Evolve+ Pack. Ein Hinweis auf die erweiterte Serienausstattung im Vergleich zum Evolve Pack ohne das kleine Plus, zu der blaue Nappaleder-Bezüge im Innenraum um 20 statt 19 Zoll große Leichtmetallfelgen gehören.

In 5,1 Sekunden auf Landtraßentempo

Außerdem erfährt der Zweimotoren-Ariya dank neuer Codes eine Leistungsspritze von 65 kW (88 PS). Die beiden E-Maschinen, deren elektrifizierter Allradantrieb bei den Japanern e-4orce genannt wird, bringen es somit auf eine Systemleistung von 290 kW (394 PS). Das maximale Drehmoment von 600 Newtonmetern, das auch der Ariya mit Evolve Pack und 225 kW (306 PS) bietet, bleibt unverändert.

In 5,1 Sekunden – und damit um 0,6 Sekunden schneller – soll der stärkste Ariya aus dem Stand auf Tempo 100 spurten. Im Sportmodus ertönt dabei ein künstliches Motorgeräusch über die Innenlautsprecher. Auf der Autobahn kann man linear bis zur Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h beschleunigen.

2/2024, Nisan Ariya Evolve+ Pack 2024
Nissan

In Kurven macht sich das hohe Gewicht des Elektro-SUV bemerkbar.

Angesichts des hohen Leergewichts von gut 2,3 Tonnen darf man der Längsdynamik Anerkennung zollen. Die großen Räder sorgen dabei für eine straffe Grundnote im Federungskomfort, adaptive Dämpfer gibt es nicht. Auf kurvigen Landstraßen drängt der Brocken aber, den physikalischen Gesetzen folgend, früh in Richtung Kurvenaußenrand. Lenkbefehle lassen sich gut dosieren, wenngleich das Gefühl am Volant um die Mittellage etwas diffus ist.

Übungen, die man im Alltag mit einem Elektroauto eher selten absolviert, zu schnell werden dann die Zellen im 87 kWh großen Lithium-Ionen-Akku leergesaugt und der SUV muss an die Leine. Über den CCS-Anschluss fließt Wechselstrom mit bis zu 130 kW. Ein ordentlicher Wert, wenngleich viele Mitbewerber deutlich mehr bieten.

Vorteile an Wallbox und Ladesäule

Wer im Alltag regelmäßig öffentliche Ladesäulen nutzt oder eine entsprechende Wallbox in der heimischen Garage hat, freut sich über die Motivation des Ariya bei der Aufnahme von Wechselstrom. Hier lädt der Nissan dreiphasig mit bis zu 22 kW, steht damit nur halb so lange wie VW ID.4, Hyundai Ioniq 5 und Co. Ein Vorteil, den sich der Japaner mit den Plattform-Brüdern sowie Allianz-Kollegen Renault Megane und Scenic teilen darf.

Den tatsächlichen Stromverbrauch und die Ladedauer können wir am Tag der Probefahrten nicht selbst testen, vertrauen also der Anzeige des Bordcomputers. 25 Kilowattstunden je 100 Kilometer stehen "auf der Uhr", auch bedingt durch einen längeren Autobahnanteil. Der kombinierte WLTP-Normwert wird vom Hersteller mit 20,4 kWh / 100 km angegeben, was für eine Reichweite von 498 Kilometern sorgen soll.

Die Energie-Rekuperation lässt sich über die B-Stufe am Getriebe-Steinchen auf der Mittelkonsole erhöhen. Außerdem kann man per Druck auf das entsprechende Bedienfeld den E-Pedal-Modus aktivieren. Dann lässt sich der Elektro-SUV nur mit Bewegungen am Fahrpedal steuern. Auch das Anhalten vor einer roten Ampel gelingt ohne Betätigung der Bremsanlage.

Der Innenraum des Nissan Ariya ist reduziert, aber dennoch wohnlich. Die Dekore sind optisch und haptisch gut gelungen, die Bedienelemente als hinterleuchtete Icons anstelle von Tasten in Armaturenbrett und Mittelkonsole eingelassen.

Die Mittelkonsole lässt sich elektrisch in der Länge verstellen. Eine weitere Eigenheit: die auf Tastendruck ausfahrbare Schublade in der Mitte des Armaturenbretts. Sie dient als zweites Handschuhfach oder mit Abdeckung als Tisch – beispielsweise für die Kaffeepause am Schnelllader.

Die Menüstruktur auf dem Touchscreen-Display ist eingängig und entspricht dem aktuellen Markenstandard. Lediglich die angejahrte Grafik der Navigationskarte passt nicht so recht ins Bild.

Der teuerste Nissan

Konfigurator und Preisliste nennen für den Nissan Ariya Evolve+ Pack einen Tarif von üppigen 65.490 Euro. Damit liegt er 5.000 Euro über der Allrad-Variante mit 225 kW. Wenn man dort die (aus Gründen des Fahrkomforts verzichtbaren) 20-Zöller und die blaue Lederausstattung als Einzeloptionen bestellt, reduziert sich der Mehrpreis für die Leistungssteigerung auf 2.500 Euro.

Im Vergleich zur Konkurrenz ist der Nissan Ariya, auch nach der Senkung um einige tausend Euro im vergangenen Herbst, selbstbewusst kalkuliert. Er liegt auf dem Niveau eine vergleichbaren Hyundai Ioniq 5, der mit 800-Volt-Technologie vor allem an der Ladesäule Vorteile bietet. Der VW ID.4 GTX mit 250 kW kostet, ähnlich ausgestattet, rund 66.000 Euro – im Moment bieten die Wolfsburger ihre Elektroautos mit Rabatten aber deutlich günstiger an. Nachfragen, ob der Verkaufsberater im Nissan-Autohaus mit Hauspreisen mithalten kann, könnte helfen.

Umfrage
Elektro-SUV egal welcher Marke sind ...
81363 Mal abgestimmt
.. ein "must-have"!... überflüssig

Fazit

Der Nissan Ariya ist ein ausgereiftes, gut verarbeitetes und hochwertig eingerichtetes Elektroauto. Bei der Leistung am Schnelllader ist der Japaner nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, macht dies jedoch mit einem 22-kW-Onboard-Charger wieder gut.

Die Mehrleistung von 65 kW der neuen Ausstattungslinie dürfte nicht kaufentscheidend sein, zumal die größeren Räder den guten Fahrkomfort leicht beeinträchtigen.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024

Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten