Nissan Armada Mountain Patrol
Offroad-Kraftprotz aus den USA im Fahrbericht

Der Nissan Armada Mountain Patrol ist ein echtes Tier im Gelände. Mit 390 PS-V8 und einem Komplett-Umbau lässt er nichts anbrennen. Wir haben ihn in der Wüste ausprobiert.

Nissan Armada Mountain Patrol Fahrbericht
Foto: Nissan

2016 sorgte Nissan in den USA für Aufsehen, als der neue Armada vorgestellt wurde. Fortan sollte der Fullsize-Geländewagen nicht mehr auf dem Riesen-Pickup Titan basieren, sondern auf dem luxuriösen Patrol. Beim Thema Einzelradaufhängung, Folge dieser Maßnahme, bekommen zwar nach wie vor viele gusseiserne Offroader nervöse Pusteln, aber der Armada zeigt, dass man auch ohne Starrachse ziemlich lustig unterwegs sein kann.

Der Nissan Armada ist eigentlich ein Patrol

An sich ist der Armada, so wie er serienmäßig bei den US-Nissan-Händlern parkt, ein kreuzbraves, aber ausgesprochen geräumiges und luxuriöses Familienauto. Das hat Gründe, denn es handelt sich bis auf das Namensemblem um den besonders im Nahen Osten sehr beliebten und zum Luxus-Cruiser gereiften Nissan Patrol. Allerdings hat der US-Armada das letzte Facelift des Patrol nicht mitgemacht, der Ende 2019 eine überarbeitete Fassade (bei gleicher Technik) erhielt. Gebaut wird der Armada wie auch der Nissan Patrol in Japan, während der 5,6-Liter-V8 in den USA gefertigt wird. Und der hat durchaus Aroma: 390 PS und 530 Newtonmeter Drehmoment, ganz ohne Turbolader.

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Nissan
Eigentlich recht kuschelig: Das originale Cockpit des Armada vor dem Umbau

In den drei Ausstattungsvarianten SV, SL und Platinum lässt sich der Luxus-Level des Nissan Armada je nach Finanzpolster von beachtlich auf überschwänglich steigern. Leder und Holz sind gesetzt, das Entertainment-Navi-System mit 8-Zoll-Display ebenso, dazu lässt sich ein wattstarkes Bose-Soundsystem ordern. Selbst eine Echtzeit-Wettervorhersage ist verfügbar, die kostet aber bei Benutzung extra. Besonders wichtig war den Entwicklern das reduzierte Innengeräusch. "Library Level" nennen sie das, "Bibliotheks-Niveau". Neben einem verstärkten Einsatz von Dämmstoffen soll das verwendete Spezial-Akkustik-Glas für die Flüsteratmosphäre sorgen.

Hier wird nicht geflüstert!

Beim Armada "Mountain Patrol", den wir in der marrokanischen Wüste unter die Lupe nahmen, ist dagegen alles anders, und geflüstert wird da auch nicht. Sondern gebrüllt. Bei dem Umbau-Armada handelt es sich um ein Themenauto von Nissan USA, das unter Social-Media-Beteiligung der dortigen Fangemeinde entstand und jetzt als Promo-Fahrzeug eingesetzt wird. Zur Technik, die für richtiges Aufsehen sorgt, im Telegramm-Stil: Verstellbares Gewindefahrwerk von Icon Vehicle Dynamics, 35er MT-Reifen auf 17-Zoll-Rädern, Magna Flow Edelstahlauspuff. Gegen böses Geröll in ernstzunehmender Größe stemmen sich Rockslider von Calmini, aus derselben Quelle stammen die Stahl-Bumper vorne und hinten sowie der schwenkbare Reserveradträger. Das Vier-Personen-Dachzelt "Mt. Shasta" hält die Insassen sicher über dem Boden und ein wenig näher an den Sternen. Passend zum Dachzelt lieferte Rhino Racks eine maßgeschneiderte Markise und Alps Mountaineering ein zusätzliches Pop-up-Zelt, Schlafsäcke und Stühle.

Nissan Armada Mountain Patrol
Nissan
Volle Hütte: Die Umbauten am Nissan Armada Mountain Patrol

Dass auch innen reichlich aufgerüstet wurde, ist da schon fast Ehrensache: ARB Schubladensystem, eine Dometic Kühl-Gefrierkombi, Lowrance-Satellitennavigation und ein Amateurfunkgerät komplettieren die Innenausstattung. Bei schnellen Richtungswechseln wird der Besatzung in Sachen Seegang zwar nichts geschenkt, dafür ist der Federungskomfort auf rüdem Untergrund wirklich herrschaftlich. Und Kraft hat das dicke Ding ohnehin im Überfluss, schließlich legt sich der 5,6-Liter-V8 genüsslich grunzend ins Zeug. Mit geradezu arroganter Lässigkeit schüttet der frei ansaugende V8-Benziner sein Drehmoment aus, wo sich ein Turbodiesel noch sekundenlang um das Erreichen des ausreichenden Ladedrucks bemüht. Der Achtzylinder ist sofort und unmittelbar zur Stelle, was ganz speziell im Tiefsand die optimale Antriebsquelle ist: Konzentriertes und zügiges Fahren in der Ebene und beim Auftauchen einer Dünensteigung Feuer frei. Dass im Gegensatz zum Technik-Spender Patrol keine Differentialsperren verfügbar sind, ist zumindest im Sand ohne Belang.

Im Video: Der Nissan Armada Mountain Patrol

Allerdings mutiert der Armada Mountain-Patrol mit der Höherlegung, den Anbauteilen aus Vollmaterial und der Dachbeladung nicht eben zur Kurvenprinzessin. Der deutlich nach oben verschobene Schwerpunkt und das langhubige Fahrwerk ermöglichen abenteuerliche Schräglagen bei pfeifenden Reifen, flotte Spurwechsel sind jedoch nichts, was man in diesem Auto mehr als einmal erleben möchte. Auch ein Grund, warum Nissan USA das Showcar zuletzt ein wenig zurück gebaut hat: Kürzere Federn bringen statt der bisher 15 (!) Zentimeter Fahrwerkshöherlegung einen Lift um "nur noch" acht Zentimeter, dazu wurden kompaktere Reifen aufgezogen und der Dachgarten entrümpelt. So startete der (immer noch sehr abenteuerliche) Armada Mountain Patrol Ende 2019 auf eine Offroad-Rallye in den USA.

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Fazit

Mit dem "Mountain Patrol" hat Nissan USA den großen Armada zu einem robusten Geländegänger umgebaut. Die Details hatten Fans der Marke in den sozialen Medien abgestimmt. Das Showcar ist offroad eine Wucht, auf der Straße jedoch gewöhnungsbedürftig.

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