Nissan Juke Hybrid Rally Tribute
Jubiläums-Staubwedel mit Hybrid-Antrieb

Nissan präsentiert ein Rallye-Hybrid-Unikat mit überschaubaren 94 Vierzylinder-PS im Zusammenspiel mit einer 48 PS starken E-Maschine.

Nissan Juke Hybrid Rally Tribute
Foto: Nissan

Nissan hätte das Jubiläum einfach verstreichen lassen können. Haben sie aber nicht und 50 Jahre nach dem Gewinn der East African Safari einen rausgehauen. Und zwar genau einen. Den Juke Hybrid Rally Tribute. Juke Hybrid? Klingt jetzt nicht sooo Hardcore-Safarimäßig. Ist es aber. Schon als im letzten Jahr die ersten Computer-Renderings auftauchten war klar: Das Gerät müssen wir fahren! Motor? Technik? Egal. Hauptsache ran an das scharfe Teil. Damals wiegelte die Nissan-Truppe noch ab. Erstmal sehen, was draus wird, hieß es. Und dann – schwupps- stehst du zwei Jahre später drei Flugsegmente entfernt irgendwo in Marokko. (nein, nicht irgendwo, sondern in Erfoud), und jemand zieht das schwarze Tuch von der prägnanten Silhouette mit den beiden Scheinwerferhutzen auf der Haube.

Unsere Highlights

Sie haben es tatsächlich geschafft – das computeranimierte Marketing-Abziehbild zum lebendigen Auto transformiert. Und wie: Rot, mattschwarze Haube, dicke Räder mit breiter Spur unter den fetten Verbreiterungen, Startnummern, Sponsoraufkleber. So als ob sich der Juke eine Quartalspackung Proteinpulver durch den Luftfilter gezogen hätte.

Unikat mit Humor und Käfig

Wettkampfbereit, kein Fett, nur Figur. Und die Startnummer 11, mit der auch das Vorbild Nissan 240 Z am 12. April 1971 durchs Ziel in Nairobi röhrte. Navigiert vom deutschen Beifahrer Schüller steuerte Edgar Herrmann das 4,12-Meter-Coupé mit dem 210 PS starken 2,4-Liter-Reihensechszylinder L24 über die Fünftage-Distanz. Durch Staub, Matsch, Schlaglöcher, über wellige Pisten, durch Flüsse futternd, vorbei an Elefanten, Giraffen und strauchelnden Kollegen marathonierte die Fairlady durch Mombasa und Dar es Salaam, vorbei am Kilimanjaro. Und selbst wenn der Juke streng genommen technisch nichts mit dem 240Z gemein hat, (nicht mal die Antriebsart: Vorderrad- vs. Hinterradantrieb), der Spirit des nur eine Tonne schweren Urtyps färbt ab. Zumal sie das Juke-Unikat mit Liebe und Humor aufbauten. Nicht nur optisch, auch technisch mit längeren Federwegen am offroadtauglichen Fahrwerk, verstärkten Radaufhängungen, vollflächigem Unterbodenschutz. Durch den Fond ästelt sich der Rohrkäfig, an den Sitzen baumeln die Anschlüsse fürs Interkom, durch die modifizierte Heckklappe lugen zwei Ersatzräder. Von Serien-Sportsitz aus kommandiert man das Alcantara-Lenkrad und den langen Stock der hydraulischen Handbremse. So sieht Rallye aus. Okay, ein bisschen. Und nur bis hierhin, denn ab Startknopf drücken wird es dann wieder seriennah, der Antrieb bleibt original.

Krawall und Remmidemmi

Fast, denn wie raunte einer der Spanier, die das Unikat bauten: we use a straight exhaust pipe. Also ein Auspuff, der sich der Schalldämmung nur rudimentär verpflichtet fühlt, aus dem nachhaltig braven 1,6 Liter einen akustischen Anarcho macht. So, als ob sich Vati abends in der Bar die Krawatte runterreißt, angeschickert das Karaoke-Mikro krallt und "The time of my life" schmettert.

Nissan Juke Hybrid Rally Tribute
Nissan
Das Cockpit des Nissan Juke Hybrid Rally Tribute.

Aus dem mittigen Doppelrohr brodelt und röhrt es jedenfalls so basslastig wie möglich samt spratzelnden Obertönen. So, als ob der Vierzylinder ernsthaft angreifen wolle. Dabei ist er im Grunde seines Ölsumpfes ein harmloser Typ, dessen überschaubare 94 PS von einer 48 PS starken E-Maschine gedopt werden. Obwohl kein Plug-in und nur mit kleinem 1,2 kWh-Akku versehen, choreographieren der Vierzylinder, die E-Maschine und der Startergenerator den Vortrieb, spielen sich mit vier Verbrenner- und zwei EV-Gängen permanent den Antriebsball zu, rollen zwischendurch kurz mal rein elektrisch. Nicht unbedingt synchron zur Gaspedalstellung, da über Kupplungen, und Multimodal-Getriebe gemanagt (seriell, parallel, leistungsverzweigt), doch wer fest aufs Pedal tritt, bekommt jederzeit volle Kraft.

Waschbretter und Wüstenstaub

Bei unserem Ortstermin zwar nicht Ostafrika, aber immerhin Marokko. Und dort scheuchen wir den Rally Tribute über Steinfelder bei Jbel Medouar, Waschbrettpisten Richtung Tisserdmine und zu den Dünen des Erg Chebbie. Die wir nur zart streifen, denn zum richtigen Sandsurfen fehlt dem vorderradgetriebenen Juke einfach die Traktionssicherheit und irgendwann auch die Power. Trotz griffiger Pneus und massiv abgesenktem Luftdruck. Auf der Geraden gibt er aber alles, 100 kommen einem vor wie 180, so wie es rüttelt und die ruckzuck die Kabine mit Wüstenstaub flutet. Da hilft es auch wenig, die Kima auf Umluft zu parken, das Zeug dringt durch die Ritzen. Stilecht. Nach einer halben Stunde kommt langsam Rally-Feeling auf. Eingedenk des Wissens, dass die Jungs bei der echten Safari tagelang praktisch nonstop im Auto hockten und in zwei großen Schleifen von der Stadthalle Nairobi aus durch die Wildnis bretterten. Die Datsun ganz gut lag, wie die Erfolge zeigen. Alleine zwei davon holte der 240Z, der Tempo und Ausdauer paarte. Heute steht er im Museum in Zama/Japan. Mit den originalen Dellen, Beulen, Kampfspuren. Schön analoges Blech im Vergleich zu den Flügelmonstern von heute.

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Fazit

So cool kann Hybrid sein. Nissan pimpt den Juke und heraus kommt ein scharfes Spaßgerät was zeigt, dass man auch ohne höllische Motorleistung Freude haben kann. On- und Offroad.

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