Nissan Navara N-Guard Off-Roader AT32
So fährt das neue Navara Pickup-Topmodell

Nissan stellt in Zusammenarbeit mit den Offroad-Spezialisten von Arctic Trucks ein besonders geländetaugliches Sondermodell des Pickup Navara auf die Räder. Was der umgebaute Allrad-Truck drauf hat, konnten wir bereits testen. Der Verkauf des limitierten Sondermodells ist nun gestartet.

Nissan Navara AT32 Pickup
Foto: Torsten Seibt

Anlässlich des Weltmeerestages im Sommer 2018 hatte Nissan ein Sondermodell des Navara vorgestellt. Die Sonderversion namens „Off-Roader AT32“ wurde gemeinsam mit dem isländischen Unternehmen „Arctic Trucks“ entwickelt. Der Navara AT32 kommt nun regulär ins Modellprogramm in Deutschland, allerdings als limitierte Sonderversion: 50 Einheiten des Pickups mit dem ellenlangen Namen „Nissan Navara N-Guard Off-Roader AT32“ kommen zu uns. Der Navara AT32 erhält dabei einen einen umfangreichen Umbau, den Arctic Trucks durchführt. Wichtigstes Detail dabei ist das neue Fahrwerk. An der Vorderachse setzt Arctic Trucks auf ein höhenverstellbares Gewindefahrwerk, die Hinterachse bekommt von Bilstein neu abgestimmte Schraubenfedern. Die Dämpfer der Hinterachse und in den vorderen Federbeinen liefert ebenfalls Bilstein speziell für den Navara zu. Die Höherlegung durch das Fahrwerk beträgt 20 Millimeter. Weitere 20 Millimeter Höhenzuwachs steuern die höheren Reifen bei.

Unsere Highlights
Nissan Navara AT32 Pickup
Torsten Seibt
Der Schnorchel gehört für deutsche Fahrzeuge nicht zum Umbau-Umfang

Arctic Trucks liftet den Navara

Die Radhäuser erhalten entsprechende Verbreiterungen. Ein kompletter Unterfahrschutz ab dem vorderen Stoßfänger sichert Motor, Tank und Getriebe gegen Bodenkontakt ab. Bei der Bereifung setzt Arctic Trucks, wie der Name des Sondermodells verrät, auf 32 Zoll große Geländereifen, die auf 17-Zoll-Leichtmetallräder montiert sind. Die Reifengröße definiert traditionell den Typnamen von Arctic Trucks-Umbauten: Neben dem AT32 gibt es Umbau-Kits bis hin zu 38 Zoll großen Reifen, entsprechend heißen solche Modelle dann AT38.

Die Umbaumaßnahmen bringen beim wichtigsten Kennwert der Geländetauglichkeit, der Bodenfreiheit, entsprechend insgesamt 40 Millimeter zusätzliche Luft, gerade bei einem Pickup mit langem Radstand und großen Hecküberhang eine begrüßenswerte Maßnahme. So wachsen die Bodenfreiheit auf 243 Millimeter und die Böschungswinkel auf 35 beziehungsweise 25 Grad (vorne/hinten). So gerüstet machten wir uns zum ersten Fahrtest auf nach Marokko. Das Gelände dort: Geröll- und Sandwüste, Schlamm und Wasser.

Nissan Navara AT32 Pickup
Torsten Seibt
Reifen- und Fahrwerksumbaui bringen 40 Millimeter mehr Bodenfreiheit.

Erste Fahrt im Nissan Navara N-Guard Off-Roader AT32

Der vier Zentimeter höhere Zustieg in den Pickup erfordert keine Kletterkünste, es ist jedoch speziell beim Aussteigen noch schwieriger, sich nicht die Hosenbeine an den unter dem Schweller herausragenden Trittbrettern mit Geländespuren zu verschönern. Im Innenraum des AT32 gibt es keine Änderungen zur Serie, mit Ausnahme eines weiteren Schalters links des Lenkrads: Arctic Trucks bietet auch eine zusätzliche Differentialsperre für die Vorderachse an (eine hintere ist beim AT32 Serie). Diese ist jedoch nicht Bestandteil des offiziellen Umbaukits und muss bei Bedarf extra bezahlt werden. Gleiches gilt für den Ansaugschnorchel des renommierten australischen Anbieters „Safari Snorkel“ – auch dieser gehört nicht zum AT32-Paket, kann aber problemlos bei deutschen Offroad-Zubehöranbietern gekauft und montiert werden.

Das Bilstein-Fahrwerk zeigt sich bei der Testfahrt in die Steinwüsten im Süden des Atlasgebirges etwas kundenfreundlicher als die Serienausführung. Die harten Stöße und Nickbewegungen, die der Navara vor allem bei kurzen Impulsen austeilt, werden gut kaschiert, auf fiesen Wellblechpisten hält das Fahrwerk zuverlässig Bodenkontakt und filtert die gröbsten Schläge passabel weg. Die erhöhte Bodenfreiheit macht sich ebenfalls bezahlt, herumliegende Steine größeren Formats können gefahrlos überfahren werden, ohne den Unterboden umzumodellieren.

Die Automatik korrespondiert gut mit dem Biturbomotor, schaltet ruckfrei und sinnvoll. Ein spürbarer Unterschied in den Fahrleistungen durch den höheren Abrollumfang der 32-Zoll-Reifen ist subjektiv nicht feststellbar, der Pickup geht ausreichend rasch voran. Auffällig ist, wie selten die Hinterachssperre trotz teils herausfordernder Geländesituationen benötigt wird: eigentlich gar nicht. Der Grund ist die für einen Pickup ausgezeichnete Verschränkung. So lassen sich auch steile Ab- und Auffahrten in den trockenen Flussläufen auf der Testfahrt ganz gemütlich bewältigen.

Seine zweite Bewährungsprobe besteht der Nissan Navara AT32 dann in den Ausläufern der Sahara am Erg Chebbi, mit reduziertem Reifendruck geht es ab zum Dünensurfen im Tiefsand. Hier zieht der 2,3-Liter-Motor völlig unbeeindruckt durch, hat genügend Kraftreserven auch für steile Anstiege im Sand, bei denen teilweise nur wenig Strecke zum Anlauf nehmen vorhanden ist. Steile Dünenkämme nimmt der Pickup mit Schwung, Festfahren und Freischaufeln steht an diesem Testtag nicht auf dem Programm. Mission erfüllt.

Nissan Navara AT32 – der Preis

Nissan vertreibt das Sondermodell im sogenannten Zweirechnungs-Geschäft, das in der Nutzfahrzeugbranche oft Anwendung findet: Man liefert das Basisfahrzeug an den Umbauer, von dem der Kunde eine zweite Rechnung für die Umbaumaßnahmen erhält. Den Basispreis für den Navara Doppelkabiner N-Guard mit 190-PS-Diesel und 7-Gang-Automatik gibt Nissan mit 46.049 Euro an, für die Aufrüstung bei Arctic Trucks werden weitere 6.890 Euro fällig. Sowohl Nissan als auch Arctic Trucks gewähren fünf Jahre Garantie auf Fahrzeug und verbaute Komponenten.

Fazit

Den größten und auch spürbarsten Vorteil des AT32-Umbaus bietet das Höherlegungsfahrwerk. Im Gelände keine Überraschung, denn hier zählt schon immer jeder Zentimeter. Zusätzlich federt das Bilstein-Fahrwerk verbindlicher und komfortabler als die Serienvariante, kommt aber immer noch nicht an den Klassenbesten heran: Die mit dem Navara bekanntlich eng verwandte Mercedes X-Klasse ist hier weiterhin Referenz. Der verbaute Unterbodenschutz bringt Vertrauen und Sicherheit. Der 2,3-Liter-Biturbo beweist im Düneneinsatz, dass er ausreichend und situationsgerecht seine Leistung abliefern kann. Insgesamt zeigt sich der Navara AT32 als gelände- und fernreisetauglicher Kumpel für alle Situationen.