Im Schnee mit dem Nissan X-Trail
Wie weit bringen uns e-POWER & e-4ORCE?

Oha! Der Winter ist schon fast vorüber und weder flog ein Schneeball noch gab es Schnee unter die Reifen. Das kann so nicht bleiben! Also schnell in den X-Trail e-4ORCE und einfach der Nase nach!

Nissan X-Trail e-POWER
Foto: Hans-Dieter Seufert

Dass ein Ereignis plötzlich vor der Tür steht und einen komplett unvorbereitet trifft, kennt wohl jeder. Hochzeitstag, Weihnachten, der Geburtstag der Schwiegermutter: Plötzlich ist das morgen, obwohl ja ziemlich genau ein Jahr Zeit war, sich drauf vorzubereiten und Geschenke zu kaufen.

Doch auch Zustände können überraschen. Indem sie absehbar enden zum Beispiel. Das gilt für die Vorherrschaft des Verbrennungsmotors in Autos. Da sickern ja jetzt Voll- und Teilzeitstromer unterschiedlicher Konzeption in zunehmend mehr Segmente ein. Oder die Schnee-Saison. Plötzlich merkst du, dass du bislang noch nicht ein Mal richtig im Schnee warst. Mit Schneeball in den Händen und Schnee unter den Rädern.

Unsere Highlights

So kam es, dass wir uns aufmachten, noch mal Weiß zu erleben vor dem baldigen Grün. Und mit dem Nissan X-Trail e-POWER fühlten wir uns bestens vorbereitet. Warum? Elektrischer e-4ORCE-Allradantrieb, gute Winterreifen und keine Reichweitenangst, denn e-POWER bedeutet ja: Der Nissan macht sich seinen Strom selbst.

Anlauf in Bregenz

Als relativ schneesicher haben wir die Grenzregion zwischen Deutschland und Österreich, Startpunkt Bodensee, ausgemacht. Also in Stuttgart auf die A 8 Richtung München und laufen lassen. Reisetempo 150, 160 erweist sich als überaus angenehm. Die mit schön abgestepptem Leder bezogenen Sitze sind sehr kommod, und die Geräuschdämmung nimmt ihre Aufgabe ernst. Vom Motor da vorn ist nicht viel zu hören. Bei konstantem Tempo dreht er mit niedriger Drehzahl und klingt angenehm souverän, beim vollen Beschleunigen bis auf 188 km/h auf dem Digital-Tacho des Head-up-Displays hebt er zwar Drehzahl und Stimme, wirkt aber weder angestrengt noch nervig.

So geht es fluffig bis Memmingen, wo wir dann auf die A 96 Richtung Bodensee abbiegen. Jetzt immer der Nase nach, eigene Wege entstehen ja erst beim Gehen und Planung im Internet ist was für Weicheier. Ja, nun.

Entlang der Autobahn gibt es Grün zu sehen, richtig viel Grün. Auch als wir uns von Bregenz aus nordöstlich in die Berge vorarbeiten, wird es nicht wirklich winterlich. Die Berge, die etwas später den Horizont unterm leicht bewölkten Himmel bilden, sehen nicht so weiß gepudert aus, wie man sich das als Schneesuchender erhofft.

Na ja, uns hetzt ja niemand. Also hier mal gucken und da mal schauen. Sich – sehr oft minutenlang rein elektrisch fahrend – treiben lassen und die erstaunlich grüne Landschaft auf sich wirken lassen. Hin und wieder schaltet sich der Benziner eigentlich unmerklich zu und lädt den kleinen Speicher-Akku. Doch nach kurzer Zeit vergessen wir, dass der e-POWER-Antrieb ein ziemlich komplexes Ding ist. Denn auch an grimmigen Steigungen dreht der Motor nicht bei jedem winzigen Gasbefehl plärrig hoch wie bei konventionellen Hybrid-Antrieben, die ja neben den Elektro- auch Benzin-PS an die Räder schicken. Der 1,5-Liter hebt in mehreren Stufen die Drehzahl an und liefert so genügend Saft, dass die E-Motoren die Räder in Schwung halten.

Souverän, nicht kurzatmig

Das klingt und wirkt nicht kurzatmig und hektisch, sondern alles in allem ziemlich souverän. Der Riedbergpass kommt uns in den Sinn, Deutschlands höchster Pass. Also grob Richtung Osten. Bald tragen die fernen Gipfel durch die Bank weiße Schneehauben, die sich bis in jene Hänge halten, die wohl überwiegend im Schatten liegen. Wir verfranzen uns, wählen auch mal kleine, unbefestigte Wege, an denen Schilder ziemlich nutzlos daran erinnern, bei Schnee Schneeketten zu montieren.

Langsam, bergab mit erhöhter Motorbremse, arbeiten wir uns durch diese unter einem grünen Dach aus Blättern liegenden Wege, auf denen in unserer Fantasie vor einigen Jahrzehnten Schmuggler den nicht ganz gesetzeskonformen kleinen Grenzverkehr pflegten. Hier plätschert ein Bächlein, dort warten geschlagene Baumstämme auf den Abtransport. Durch die Baumkronen fällt warmes Licht auf die teilweise vereiste Buckelpiste, in der tiefe Pfützen keinen Zweifel daran lassen, dass es der Winter gerade mal nicht so ernst meint mit Eis und Frost. Klasse, wie fein sich die Kraft dosieren lässt beim sanften Passieren rinderkopfgroßer Schlaglöcher. Dass der X-Trail das oft rein elektrisch macht, steigert den Reiz der Offroad-Einlage. Auf leisen Sohlen durchs Gehölz – klasse.

Na ja, da geht noch mehr

Der Riedbergpass, eine breite Asphaltstraße mit weiten Kurven, entpuppt sich als Enttäuschung. Ja, er führt östlich von Balderschwang durch eine weiß strahlende Landschaft, aber so richtig Schnee unter die Räder bekommt der X-Trail nicht. Klarer Fall von schlechtem Timing. Wir hätten ein paar Tage eher starten müssen. Oder später?

Hier wird das jedenfalls nichts. Also muss Plan B greifen – der mit den Reisetaschen. Nun kommt die Navigation zum Einsatz, sie leitet uns zu einem verwunschenen Hotel mitten im dunklen Wald, wo es nicht nur ein ausgezeichnetes Essen, sondern auch noch freie Zimmer und einen tiefen Schlaf gibt.

Am nächsten Tag dann also ein neuer Anlauf. Auf nach Österreich, beschließen wir. Jetzt, wo ein zweiter, voller Tag gefüllt werden kann, rollen wir noch gelassener durch kleine Ortschaften und über gewundene Straßen, die staubtrocken und gut asphaltiert sind. Ob der Verbrenner gerade läuft oder nicht, dringt kaum einmal in unser Bewusstsein, denn bei dieser Fahrweise arbeitet er meist mit nur leicht erhöhtem Standgas.

Fast unbemerkt hat sich dann wie erhofft der Schnee angeschlichen. Erst ist er kaum mehr als ein grauer Schleier hier und da, dann säumt er zunehmend unübersehbar als geschlossene Schicht die Bundesstraße 200. Entlang der Straße quetschen sich Autos jener Skifahrer dicht an dicht in den Schnee, die wir als kleine Punkte die Pisten talwärts flitzen sehen. Offroad sollte hier was gehen.

Und richtig: Schon der kleine Weg, der von der Hauptstraße abführt, lockt mit einer geschlossenen Schneedecke, drei Kurven weiter türmt sich die weiße Pracht schon knietief am Wegesrand. Wie genau der Nissan seine Kraft im Drive Mode Snow zwischen den Achsen verteilt, darüber lässt er uns im Unklaren. Aber er macht das ziemlich gut, denn wir kommen so weit, dass die Radnaben nahezu im Schnee versinken. Traktion und Bodenfreiheit reichen dicke, nur wollen wir es nicht übertreiben: Die Antriebsschlupfregelung lässt sich nicht abschalten, und uns festzufahren wegen des letzten Kicks, erscheint uns nicht so reizvoll.

Dennoch: Mission accomplished. Die 235er-Winterreifen haben reichlich Schnee gesehen und der e-4ORCE-Allradantrieb durfte zeigen, was er kann. Darüber hinaus haben wir am Ende des Tages einiges gelernt. Erstens: Ein Heißluftballon ist beim Start deutlich lauter, als es ein X-Trail jemals sein kann. Zweitens: Er hat mit Sicherheit eine geringere Reichweite – und drittens: Pulverschnee taugt nicht für Schneebälle. Er rieselt dir durch die Finger. Für ein kleines Schneegestöber reicht er aber.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

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