Ram TRX (2021) im ersten Fahrbericht
So fährt der stärkste Pick-up aller Zeiten (711 PS)

Im Sommer kommt der RAM TRX auch in Deutschland in den Handel. Wir konnten bereits jetzt mit einem Vorserienmodell losbrüllen.

AEC Ram TRX 2021 Fahrbericht
Foto: Torsten Seibt

Fünf Jahre ist es her, dass FCA mit dem spektakulären Ram Rebel TRX-Concept die amerikanische Offroad-Szene zum kollektiven austicken brachte. Ein Full-Size-Pick-up mit dem Fahrwerk eines Baja-Racers und dem fiesesten V8, den man im Konzernregal finden konnte, da nahm so mancher bereits gedanklich eine Hypothek auf sein Eigenheim auf.

Wie alles begann: Der erste TRX-Prototyp aus 2016 im Video

Der Ram TRX kommt auch nach Deutschland

Letztlich hat es dann doch ein bisschen gedauert, bis aus den zahlreichen Prototypen und Konzeptfahrzeugen tatsächlich ein kaufbares Auto wurde, im Sommer 2020 war Premiere für den Ram TRX. Und der offizielle Europa-Vertrieb für Dodge und Ram-Trucks, die AEC Europe GmbH, holt den stärksten Serien-Pick-up aller Zeiten in diesem Jahr auch zu uns. Genauer gesagt: Einen haben sie schon geholt. Das aus allerlei firmeninternen Gründen in psychedelische Tarnfolie gehüllte Exemplar dient aktuell als Homologations-Auto, um die behördlichen Zulassungsprüfungen zu durchlaufen. Und in einer kurzen Pause dieser hochoffiziellen Tätigkeit durften wir dem Monster mal ein bisschen auf den Pinsel steigen.

Unsere Highlights

Größe ist immer relativ. Dass ein US-Fullsize-Truck in einer europäischen Altstadtgasse mühelos als Abrisskommando zweckentfremdet werden kann, ist nicht neu. Beim Ram TRX ist das noch ein bisschen verschärft, weil sie ihm gegenüber dem eh schon fetten Basis-Ram 1500 die Achsen noch einmal (um 6 Zoll, rund 15 Zentimeter) tüchtig in die Breite gezogen und deshalb auch die Karosserie über den Rädern zusätzlich ein bisschen extrabreit ausgebuchtet haben. Um dieses Thema gleich zu Beginn abzuhandeln: 5,92 Meter Länge, 2,23 Meter Breite (natürlich ohne Spiegel), 2,05 Meter Höhe und ein Radstand, bei dem man jeden Gedanken an spielerisches Handling gleich fahren lässt: 3,68 Meter.

Der Ram TRX ist fast sechs Meter lang

Und dann steht dieses Trumm vor dir, in diese merkwürdige Fehlsichtigskeitsfolie gehüllt (die auch ein bisschen als optischer Schlankmacher funktioniert, wirklich) und der erste Weg führt ausgerechnet mitten durch die Münchner Innenstadt. Das Einsteigen übrigens, darüber wird in Fahrberichten exotischer Autos ja gerne referiert, hat eher etwas von Aufsteigen. Nicht unähnlich zum Entern eines Steigbügels geht es nach oben in die Kabine, der lenkradlose Beifahrer freut sich über den Haltegriff als Zustiegshilfe.

Der TRX strömt also erst einmal harmlos durch den Stadtverkehr. Ist bemüht, nicht aus Versehen einen Smart zu überrollen und keine Buswartehäuschen niederzurempeln. Geht überraschend gut, weil sich der Ram TRX im Schleichfahrt-Modus ganz zivil fährt, nur ein bisschen vor sich hin bollert und vom Steuerstand aus auch gut einzuschätzen ist – alle Ecken und Enden sind gut im Blick. Dem restlichen Verkehr bis hin zum ausgewachsenen Van kann man aus dem Seitenfenster prima aufs Dach schauen, das Truckerfeeling kommt schon auf den ersten Metern in Schwung.

AEC Ram TRX 2021 Fahrbericht
Ram Trucks
So sieht unser Testwagen ungetarnt aus, fröhliches Rot statt Fehlsichtigkeitsfolie.

Stadtende, Autobahnauffahrt, den 6,2-Liter-V8 ein bisschen klingeln lassen, die kurze Tunnelpassage kommt da wie gerufen. Tritt nach unten, der Automatik eine Millisekunde Zeit zum reagieren geben und Jerichos Trompeten werden zum Kurkonzert degradiert. Wenn jetzt einer neben dem Ram TRX das Fenster auf hat, gibt es zwei Stunden Tinnitus. Die Ram-Besatzung grunzt vor Vergnügen.

Auch sonst kommt dem 711-PS-Gerät eine bundesdeutsche Autobahn sehr entgegen, nicht nur wegen der gelegentlichen Tempolimitlosigkeit, sondern vor allem wegen der Norm-Breite des Fahrstreifens (3,75 Meter, wieder was gelernt).

Wo obenrum Schluss sein wird, ist bei AEC noch nicht offiziell entschieden, im Testwagen regelte kein Limiter, sondern das Verkehrsgeschehen ab. 190 standen kurz auf der Uhr und das fühlte sich noch nicht einmal besonders aufregend an. Denn bis auf die berserkermäßige Kraft, die bei dem 2,9 Tonnen-Pick-up bei jedem "pedal to the metal" einen ganz dicken Tritt ins Kreuz verpasst, fährt sich das Riesentrumm extrem entspannt, auf der Geraden spursicher und sehr beherrschbar. Auch das Ambiente vermittelt eher Flauschigkeit als Rennsport, was den stärksten aller Pick-ups zu einem überraschend alltagstauglichen Gefährt macht.

AEC Ram TRX 2021 Fahrbericht
Ram Trucks
Die wahre Kommandozentrale: Schalterblock für Fahrprogramme und Launch Control.

4,5 Sekunden sollen, verspricht der Hersteller, für den US-Sprint von Null auf 60 mp/h (96 km/h) genügen. Was angesichts der kurzen Testfahrt nicht überprüft werden konnte, aber ausgesprochen glaubhaft erscheint. Dass sie dem dicken Ding allerdings sogar eine Launch-Control installiert haben, wirkt dann doch irgendwie übertrieben in diesem Gehäuse. Großes Kino sind dagegen die Fahrprogramme, die sich mit bunten Grafiken im Armaturendisplay zum Dienst melden, ausgewählt wird über ein Schalt-Panel neben dem Lenkrad.

Variabler Allrad, elektronisch gesteuerte Dämpfer

Nicht nur die Verteilung der Antriebskraft (von 50/50 bis zu 25/75 vorne/hinten) lässt sich damit einstellen, auch die Getriebesteuerung orientiert sich bei der Schaltdrehzahl und beim Ganghalten an der Auswahl. Vor allem aber das Fahrwerk, das eigentlich das herausragendste Detail an diesem Riesentrumm darstellt. Vorne sind es Federbeine, hinten eine Schraubenfeder-Dämpfer-Kombi, die den Koloss mit dem Fahrweg verzahnen. Die Bilstein-Dämpfer verfügen über ein externes Reservoir, das schafft Sicherheit vor Überhitzung im harten Einsatz.

Durch die elektronische Regelung der Dämpfer lässt sich aus dem Ram TRX auf Knopfdruck ein anderes Auto machen. Komfortable Alltagseinstellung oder knackig-kernig im Sportmodus. Und als Sahnehäubchen die "Baja"-Einstellung, die das Fahrwerk in einen Modus versetzt, den man so nur von Rallye-Raid-Geländewagen kennt: Sanft wiegend und unfassbar schluckfreudig lässt sich damit durch tiefe Schlaglöcher und über Sprunghügel schanzen.

Der Ram TRX im Video

Mit Highspeed durchs Gelände turnen kann der Ram TRX also unbedingt, auf der Straße hat allerdings die Physik noch einzwei Wörter mitzureden. 2.880 Kilo Leergewicht stehen auf der Haben-Seite, dazu die bereits thematisierten Dimensionen. Und dann wären da noch die Reifen, nicht gar so zierliche 325/65-18er Goodyear Wrangler mit lustigem Klötzchen-Profil.

Da wird aus der Ideal- eine Ungefährlinie, wenn man die schwere Fuhre in eine enge Biegung wirft und mit tüchtiger Schlagseite im Hinterkopf schon mal den seitlichen Freiraum checkt, ob für die vierrädrige Kontinentaldrift noch ausreichend Straße zur Verfügung steht. Nein, Sportwagen im Gebirge ärgern, auf diese Idee sollte man im Ram TRX nicht kommen. Für alles andere aber ist dieser gedopte Blechberg das totale Vergnügen. Bis auf die Tankstelle. Aber das war ja von vorneherein klar.

Ram TRX 2021 – die Preise

Noch kann man den Ram TRX bei den AEC Vertragshändlern nur vorreservieren, eine Bestellung ist noch nicht möglich. In der zweiten Jahreshälfte will der Importeur die exakten Preise in den verschiedenen Ausstattungsoptionen mitteilen. Der Rahmen ist jedoch bereits recht genau gesteckt: 119.000 bis maximal 140.000 Euro mit Vollausstattung muss man in den fetten Beat investieren.

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Fazit

Großes Auto, großes Herz, gewaltiger Auftritt. Wenn man nach der blech gewordenen Antithese zu einem Toyota Prius sucht – der Ram TRX ist genau das. Die schon aus anderen Autos bekannte Urgewalt des Hellcat-V8 trifft mit dem eisernen Riesengebirge zwar auf die größte Herausforderung bislang, kann aber auch in diesem Sechsmeter-Gehäuse unnachahmlich beweisen, wo wirklich der Hammer hängt. Der Ram TRX ist in jeder Hinsicht einfach spektakulär.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

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