Range Rover TDV8 4.4 2011 im Fahrbericht
Erster Test mit dem neuen Range Rover TDV8

Zum 40. Geburtstag der Modellreihe bringt Land Rover den ultimativen Diesel für den Range Rover TDV8. Der 4,4-Liter-Achtzylinder treibt den Luxus-Geländewagen mit 313 PS durchs Leben. Wir haben Land Rovers neues Flaggschiff zur Testfahrt ausgeführt.

Range Rover TDV8 4.4 2011

Ein schönes Geburtstagsgeschenk: seit 40 Jahren ist der Range Rover der Inbegriff des luxuriösen Geländegängers. Pünktlich zum Jubiläum krönt Land Rover das Topmodell der Marke mit einem Power-Diesel und einer neuen Achtstufen-Automatik. 0,8 Liter mehr Hubraum als der Vorgänger, ein Drehmoment-Gebirge von 700 Newtonmeter und gleichzeitig ein um 18 Prozent verringerter Verbrauch – die Daten lesen sich beeindruckend. Das Versprechen wird auch gehalten.

Unsere Highlights

Range Rover TDV8: Getriebesteuerung per Drehschalter

Statt eines Wählhebels wird das neue ZF 8HP70-Automatikgetriebe mit einem Drehschalter bedient, der bei eingeschalteter Zündung aus der Mittelkonsole herausfährt. Schaltpaddel am Lenkrad erlauben die manuelle Gangwahl, was sich im Straßen-Einsatz aber als überwiegend überflüssig erweist – die Achtstufenautomatik ist mit reichlich Intelligenz versehen. So bleibt das Getriebe bei Kurvenfahrt im niedrigen Gang, um unnötige Schaltmanöver zu vermeiden, erhöht bei hohen Außentemperaturen die Motordrehzahl zur besseren Kühlung oder koppelt sich beim Stillstand an der Ampel weitgehend ab, um Kraftstoff zu sparen.

Zwei Turbolader mit bedarfsweisem Einsatz

Ähnlich clever ist der Motor konstruiert, der von zwei Turboladern beatmet wird. Die Tagesarbeit übernimmt ein kleinerer Lader mit variabler Geometrie, erst bei über 2.400 Umdrehungen wird der zweite Lader über ein Schaltrohr in Betrieb genommen. Das verringert bei niedrigen Drehzahlen den Abgas-Gegendruck und damit den Verbrauch.
Der spontane Tritt ins Kreus bleibt beim neuen Diesel aus – so etwas wie Anfahrschwäche oder Turboloch kennt der Achtzylinder nur vom Hörensagen. Vom Start weg schiebt der Power-Motor erbarmungslos vorwärts, unterstützt vom sahnigen Schaltverhalten der Automatik, deren Schaltvorgänge man fast nur am Drehzahlmesser ablesen kann. Selbst jenseits 130 km/h lässt sich noch grimmiger Schub abrufen, Autobahnsteigungen ignoriert der V8-Diesel einfach. Ein Wert verdeutlicht die neue Kraft besonders deutlich: den Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h hakt der Diesel-V8 in gerade einmal 5,1 Sekunden ab. Damit ist er in dieser Disziplin sogar fixer als der 510 PS starke Kompressor-Benziner, der weiterhin im Programm bleibt. Dabei ist der Diesel klar die wirtschaftlichere Alternative: 12,5 Liter meldete der Bordcomputer während unserer ersten Testfahrt als Durchschnittsverbrauch für die zügig gefahrenen Straßenetappen und die schwierigen Geländesektionen. 9,4 Liter lautet die Werksangabe im EU-Zyklus.

Der Range Rover TDV8 bietet Fahrkomfort auf dem Niveau einer Luxus-Limousine

Dabei verwöhnt der Range seine Besatzung mit einer extrem niedrigen Geräuschkulisse, erlesener Ausstattung und sänftenartigem Fahrverhalten. Das zum Facelift in 2010 überarbeitete Fahrwerk bringt ausreichend Straffheit, um den Range Rover auch auf kleinen Landstraßen zügig zu bewegen. Allerdings merkt man bei rascher Kurvenfahrt am früh und sanft einsetzenden ESP, welche Kräfte hier am Werk sind. Denn je nach Ausstattung wiegt das Flaggschiff der Engländer bis zu 2,8 Tonnen – leer.
Für das Modelljahr 2011 wurde die Ausstattung nochmals überarbeitet. Dazu gehören unter anderem als besonders exklusives Extra die Einzelsitze im Fond, die sich elektrisch verstellen lassen. Das chauffiert werden im Range Rover ist damit eine Klasse für sich. Das Terrain-Response wurde um neue Hangfahr-Programme ergänzt. Die Bergabfahrgeschwindigkeit lässt sich per Tempomatschalter einstellen, außerdem ist jetzt ein Berganfahr-Assistent integriert. Damit setzt Land Rover nach wie vor auf volle Geländefähigkeit des Luxus-Allradlers. Die bleibt auch beim TDV8 erhalten, wie unsere Testfahrten zeigten.

Gelände-Testfahrt mit MT-Bereifung

Auf grobe MT-Reifen ummontiert fahren wir das 2011er-Modell im portugiesischen Hinterland durch herausfordernde Geländeformationen. Tiefe Wasserdurchfahrten, Felsenpassagen und kernige Steilhänge stehen auf dem Programm. Der TDV8 bewältigt alles mit der gleichen Mühelosigkeit, die seine Modellreihe bereits seit langem an der Spitze unserer Supertest-Wertung rangieren lässt.
Vor dem Fahrspaß mit dem neuen Diesel steht wie bei Range Rover üblich eine beachtliche Hürde: der Preis. Los geht es bei 88.500 Euro für den TDV8 HSE, der sich noch mit allerlei Aufpreis-Extras verfeinern lässt. Topmodell ist der neue Range Rover TDV8 Autobiography, 114.100 Euro ruft Land Rover für ihn auf.

Fazit: der luxuriöseste Serien-Geländewagen

Mit dem neuen V8-Diesel wird Land Rover dem Anspruch, den luxuriösesten Serien-Geländewagen auf dem Markt zu haben, gerecht. Das Niveau von Verarbeitung, Fahrverhalten und Ausstattung kann sich auch problemlos mit aktuellen Luxusklasse-Limousinen messen. Der neue Diesel stellt außerdem wieder den nötigen Respekt-Abstand zum Land Rover Discovery her, dessen neuer Dreiliter-TDV6 dem bisherigen Achtzylinder-Diesel im Range Rover sehr nahe kam. Ein anderes Modell kann man sich künftig eigentlich sparen: Der Fünfliter-Kompressor-Benziner, der parallel im Range Rover angeboten wird, kann bei massiv höherem Verbrauch und deutlich höherem Preis objektiv betrachtet nicht vieles besser.

Technische Daten
Range Rover TDV8 HSE
Grundpreis89.100 €
Außenmaße4972 x 2034 x 1878 mm
Kofferraumvolumen994 bis 2099 l
Hubraum / Motor4367 cm³ / 8-Zylinder
Leistung230 kW / 313 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit210 km/h
Verbrauch9,4 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten