Renault Kangoo (2021)
Mit mehr Komfort und Platz wieder ein Gewinner?

Kurze Lebenszyklen waren nie Sache des Kangoo. Seit 1997 gab es nur zwei Generationen. Nummer drei schickt sich an, mit mehr Komfort in deren große Fußstapfen zu treten.

Renault Kangoo
Foto: Renault

Haben Sie auch diesen einen Freund. Den, der stets vollmundig seine Hilfe anbietet und dann nie Zeit hat, wenn ein Umzug droht oder das Gartenhäuschen gestrichen werden muss? Genau so einer ist der Kangoo nicht – und war es nie. Seit 1997 machte er sich in Gestalt von 4,2 Millionen gebauten Exemplaren nützlich, wobei es 2008 einen Modellwechsel gab. Neben dem normalen Kangoo gab es noch eine Langversion – und natürlich die Transporter, in denen der "Länger ist besser"-Gedanke in der nun dritten Generation weiterleben wird. Für den Kangoo selbst ist diese Spielart nicht mehr geplant. Variabel wie bisher, nur länger, breiter, feiner.

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Den Grund erkennt man beim Öffnen der Türen, die vorn ganz praktisch im rechten Winkel öffnen und hinten wie bisher als Schiebetür ausgeführt sind. Rund 20 Zentimeter mehr Länge und gut neun Zentimeter mehr Breite bescheren dem Kangoo ein sehr gutes Platzangebot mit üppigem Beinraum in der zweiten Reihe. Dank der über 1,8 Meter hohen Karosserie ist die Kopffreiheit wie bisher kathedralenhaft. Man muss sich tatsächlich strecken, um an die offene Ablage zu kommen, die sich oberhalb der Windschutzscheibe quer durch den Innenraum zieht. Wer neue Tricks in Sachen Variabilität erwartet, wird allerdings enttäuscht. Später im Jahr soll eine umklappbare Beifahrersitzlehne kommen, bis dahin bleibt es bei den asymmetrisch faltbaren Rücksitzen, die sich clever auf den Boden kauern und eine nahezu ebene Ladefläche ermöglichen. Auf die passen bis zur Gepäckraumabdeckung 519 Liter, maximal sind es mehr als 2.000 Liter. Das sollte passen und könnte dafür sorgen, dass ein Kangoo-Besitzer an Wochenenden immer was zu tun hat.

Renault Kangoo
Renault
Über 2.000 Liter Gepäck passen in den Renault Kangoo.

Sanfte Federung und weniger Geräusche

Freunde mit praktischen, geräumigen Autos werden ja öfter um Freundschaftsdienste gebeten. Doch Kangoo Numero 3 erschöpft sich nicht in Alltagsnützlichkeit, zu der auch die vielen, strategisch klug übers Auto verteilten Ablagen oder die vier Steckdosen und fünf USB-Slots zählen. Ja, der Hartplastikanteil ist hoch. Doch die Innenausstattung legt darüber den Charme der guten Formgebung, während das Cockpit mit bestens ablesbaren Instrumenten und einem großen Touchscreen für Bedienkomfort sorgt. Den Rest an Überzeugungsarbeit erledigt dann das Fahrerlebnis: sanfte Federung und weniger Geräusche.

Der neue Kangoo, in dessen Entwicklung Kooperationspartner Mercedes (Stichwort Citan) tief eingebunden war, fühlt sich beim Federungskomfort positiv dem grandiosen Hochdach-Vorgänger R4 F4 verpflichtet, und auch die Ohren können sich freuen. Und vom 1.3-Liter Benziner TCe 130 (Turbo, klar) ist nur wenig – und dann Gutes – zu hören. Bei schneller Fahrt fallen eher Windgeräusche auf. Man kann dem Kangoo vorwerfen, in schnellen Kurven Schlagseite zu zeigen und fast erschrocken zu untersteuern. Doch bald legt man diese Hast ab und folgt dem überzeugend vorgetragenen Rat des Kangoo, es doch bitteschön nicht so eilig zu haben. Viel Assistenz (zum Teil optional) gibt es, ein gefälliges Design und ordentliche Sitze auch. Das Motorenangebot wird nach und nach ausgebaut durch zwei weitere Diesel, einen Stromer mit 75 kW und preisgünstigere Ausstattungslinien. Da ist wohl auf lange Sicht kein Modellwechsel nötig.

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Fazit

Der Kangoo war immer einer dieser uneitlen Macher, die nicht auf der Showbühne glänzen, sondern im richtigen Leben. Die Neuauflage führt das fort – mit mehr Sicherheit und Komfort.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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