Seat Leon Xcellence im Fahrbericht
Facelift mit Exzellenz-Initative

Mit einem optisch dezenten Facelift geht der Seat Leon in die Verlängerung. Das erfolgreiche Kompaktklasse-Modell hält in der neuen Topausstattung viel Komfort und Luxus bereit.

Seat Leon Modelljahr 2017 Fahrbericht
Foto: Seat

Nein, heute keine Wortspiele mit französischen Filmtiteln, die hat der Leon ohnehin schon oft genug gehört. Stattdessen ein kurzer Szene-Applaus, denn alleine bis Oktober gaben in diesem Jahr bereits über 39.000 neue Leon-Besitzer ihrem kompakten Spanier das Ja-Wort. Bei Seat wissen sie also, was sie an ihrem mit Abstand meistverkauften Auto haben und gingen daher zur turnusgemäßen Modellpflege behutsam vor. Statt Facelift wäre das eher mit einem neuen Lidstrich und etwas Rouge auf den Wangen zu umschreiben, zumindest von außen. Das ist so tragisch jedoch nicht, denn auch im vierten Lebensjahr wirkt des Design des Leon noch knusprig-frisch und bleibt damit für viele Interessenten wohl einer der Kaufgründe. Aufgefrischt wurde an den entscheidenden Stellen: Scheinwerfer mit neuem Layout, geänderter Kühlergrill und dynamisierte Schürze. Das Ganze in zweifacher Ausfertigung, denn die FR-Modelle bekommen dank Wabengrill und frecherem Schürzenwerk ein eigenes Gesicht.

Unsere Highlights

Neuer Seat Leon: Üppig ausgestattet

Neu im Programm ist außerdem die gefahrene „Xcellence“ Ausstattungslinie (ab 22.840 Euro), die nur noch wenige Aufpreisextras zum ankreuzen übrig lässt. Ebenfalls Evo- statt Revolution war das Motto für die Renovierungsmaßnahmen des Innenraums. Am auffälligsten ist das neue, im Seat Ateca eingeführte Multimediasystem mit 8-Zoll-Bildschirm, das mit seinen integrierten Funktionen etliche Schalter aufs Altenteil geschickt hat. Dazu gesellen sich moderne Kommunikationselektronik mit Anbindung an alle wichtigen Mobiltelefon-Betriebssysteme, eine Ladeschale für entsprechend ausgerüstete Handys, aber auch die neue Mittelkonsole mit elektrischer Parkbremse.

Die Xcellence-Variante, Eingeweihten künftig durch die Chrom-Verzierung an den Scheibenrahmen erkennbar, fährt serienmäßig eine Menge LED-Technik auf. Nicht nur in Scheinwerfern und Heckleuchten, auch der Innenraum lässt sich mit der sparsamen Lichttechnik illuminieren, je nach Stimmung und Laune in verschiedenen Farben. Entschieden mehr als dieses verstellbare Ambiente-Licht tragen jedoch zwei andere Details zum Wohlbefinden der Xcellence-Käufer bei: Die aufwendiger gepolsterten Komfortsitze (von denen noch die Rede sein wird) und die erstmals unterhalb des FR erhältliche adaptive Fahrwerksregelung für faire 790 Euro Aufpreis.

TSI statt TDI

In heutigen Zeiten ist es nicht unvernünftig, den Dieselmotor zu hinterfragen, wozu der Leon auch eine entsprechende Antwort bereithält. Der Zweiliter-TDI verlangt nach einer Zusatzinvestition von immerhin 3.220 Euro gegenüber dem nur vier PS schwächeren 1.8 TSI-Benziner. Das dauert seine Zeit, um die Zusatzkosten wieder hereinzutanken. Noch mehr Stoff zum Grübeln bietet sich bei der Wahl des Getriebes – während der Diesel auf Wunsch das sechsstufige DSG mit Nasskupplung auffährt, kann der Benziner wegen des geringeren Drehmoments auf die Siebengang-DSG-Automatik zählen.

Der Erstkontakt mit dem Innenraum bringt wenig Überraschung hervor, Ambiente-Licht hin oder her. Routiniert, sachlich und ein bisschen spaßarm wirkend, ist der Spontangedanke: Mietwagen. Alleine die farbenfrohe Instrumenteneinheit, auf deren Volldigitalisierung noch bis 2018 gewartet werden muss, liefert ein bisschen Pep für die Augen. Den üppigen Ausstattungsumfang des Xcellence-Topmodells erkennt man nicht auf den ersten Blick, sondern erst beim flippern durch die Menüs mit den vielen, vielen Einstellmöglichkeiten.

Einstellbares Fahrwerk

Das empfehlenswerte DCC-Fahrwerk lässt sich ebenfalls über das Multimediasystem einstellen, neben den voreingestellten Fahrprofilen besteht auch die Möglichkeit, ein eigenes Setup abzuspeichern. Keine schlechte Idee, denn die vorgefertigen Einstellungen Sport/Comfort/Eco werden manchem Individualisten nicht in der Gesamtheit passen. Neben der Fahrwerksreaktion wird über das Seat Drive Profile-System schließlich auch die Lenkungsabstimmung und die Kennlinien für das Automatikgetriebe und die Gasannahme geregelt. Menschen mit weniger Tatendrang am Lenkrad werden mit der Comfort-Variante glücklich, doch straffere Lenkung und softeres Fahrwerk können eine reizvolle Alternative sein. Zum – im Comfort-Modus – ansehnlich schmeicheligen Fahrverhalten gesellen sich die neu aufgepolsterten Sitze, die einen nicht kleinen Teil zur Absorption von kleinen Straßen-Nickeligkeiten beitragen. Während die normale und besonders die Sport-Abstimmung den Seat Leon spürbar verhärtet, ist die komfortabelste Einstellung klar die alltagstauglichste.

Bei alledem bewahrt sich der aufgeladene Vierzylinder eine hintergründige Art. Sein ausreichender Arbeitswille im niedrigen Drehzahlbereich sorgt dafür, dass die Automatik im Bummelmodus bereits früh hohe Gänge einsortiert. Ein gewaltiger Kraftprotz ist der Motor trotz seiner Datenblatt-Leistung von 180 PS jedoch nicht. Es geht durchaus zügig vorwärts, allerdings ein bisschen emotionsarm. Allerdings kann so empfindenen Kunden ja durchaus geholfen werden – Anfang 2017 folgt der neue Seat Leon Cupra mit dann 300 PS, das dürfte spürbar lustiger werden.

Fazit

Mit ein bisschen Kosmetik an den richtigen Stellen, einer erweiterten Komfort-Ausstattung und neuen Assistenzsystemen ist der Seat Leon fit für die Verlängerung. Gegenüber den bisherigen Varianten ist speziell das DCC-Fahrwerk ein großer Fortschritt.