Toyota C-HR Hybrid-Crossover
Probefahrt im Plug-in-Hybrid mit 223 PS

Toyota schickt seinen kompakten Crossover in die nächste Runde. Den C-HR zeichnen weiterhin sein unangepasstes Design und mehrere Hybridvarianten aus – diesmal unter anderem mit Stecker. Wir haben bereits Platz genommen und schildern erste Fahreindrücke. Seit Januar 2024 kann bestellt werden.

Beim Einstieg in den Fond heißt es wie bei allen coupéhaften SUV: Kopf einziehen. Die Fondplätze sind recht bequem, die Bank ordentlich ausgeformt. Die gut ausgeformten GR-Sportsitze bieten einen sehr guten Seitenhalt und sind elektrisch einstellbar. Überraschenderweise stoßen selbst Großgewachsene nicht so schnell mit dem Kopf am Dachhimmel an. Die Beinfreiheit ist für diese Klasse ordentlich. Großzügig erscheint der tiefe Kofferraum, der über einen doppelten Ladeboden verfügt. Obwohl die Rücksitzlehne im Verhältnis 40:60 umklappt, wird der C-HR eher selten Sperriges transportieren – dafür flacht die wischerlose Heckscheibe einfach zu stark ab.

Unsere Highlights

Erste Fahrt im Plug-in-Hybrid

Ganz subjektiv macht sich der Eindruck breit, der Antrieb mit seinem Zweiliter-Atkinson-Benziner (152 PS) und den beiden Elektromotoren, die die schönen Namen MG1 und MG2 (zusammen maximal 120 kW stark) tragen, gingen etwas weniger aufgescheucht zu Werke als in anderen Toyota-Hybriden.

Des Rätsels Lösung: Im C-HR wurde eine Abstimmung gewählt, die den Benziner nicht mehr ganz so hochdrehen lässt. Dadurch wirkt der Antrieb deutlich gelassener, was einigermaßen gut zum Charakter des Crossover-Coupés passt. Zudem wurde die Gaspedal-Kennlinie neu abgestimmt. Überhaupt gestaltet sich die Ausfahrt im C-HR PHEV sehr entspannt. Dazu trägt auch das Fahrwerk bei, das größere Unebenheiten souverän verdaut. Das Ansprechverhalten auf kurze Anregungen fällt freilich etwas hölzern aus. Dabei bietet der Toyota fahrwerksseitig ein echtes Novum: Als erster Toyota verfügt der PHEV über die FSC-Dämpfersteuerung des Zulieferers ZF.

Kurz erklärt: Jeder der vier Dämpfer verfügt über ein frequenzabhängiges Modul, das die Zugstufendämpfung variieren kann. Bei schnellen, hochfrequenten Bewegung sorgte schwächere Dämpfkraft für besseres Ansprechen, bei langsamen niederfrequenten Anregungen steigt die Dämpfkraft, was unerwünschten Karosseriebewegungen entgegen wirkt.

Ob man das merkt? Jedenfalls wirkt der C-HR auch bei schnellerer Kurvenfahrt stabil und vertrauensbildend – wenngleich die Lenkung sich eher gefühlsarm zeigt. Ansonsten entspricht das Fahrerlebnis jenem im C-HR mit Vollhybrid.

Exterieur

Die Frontpartie mit ihrem Gittergrill in der Schürze und den riesigen sichelförmigen Scheinwerfern hat sich dagegen kaum verändert. Im vorderen farbigen Bereich fällt der schwarze Rand der Radhäuser auf, der sich farblich über die Schweller nach hinten zieht. Die großen Außenspiegel thronen weiterhin auf den Brüstungen der vorderen Türen und damit unterhalb der sich nach hinten verjüngenden Fensterpartie; dieses die Rundumsicht nicht gerade fördernde Feature kennen wir bereits vom Vorgänger. Im Gegensatz zum Prologue sitzen die Öffner der Fondtüren beim Serien-C-HR in ihnen und nicht dahinter; die Griffe schließen rundum bündig mit der Karosserie ab. Die flachen Leuchten befinden sich direkt unter der Heckscheibe und zeigen sich zentral durch den rot beleuchteten Modellschriftzug unterbrochen, der jedoch nur im Stand zu sehen ist.

Interieur

Innen präsentiert der neue Toyota C-HR viele wiederverwendete Materialien – zum Beispiel Sitzbezüge aus recycelten PET-Flaschen – und ein Armaturenbrett, dessen oberer Bereich in die vorderen Türen ausläuft. Hinter dem Lenkrad befindet sich ein 12,3 Zoll großes, über die Lenkradtasten personalisierbares, digitales Kombiinstrument, das gegen Aufpreis von einem Head-up-Display ergänzt wird. Hinzu kommt ein zentraler Infotainment-Touchscreen, der je nach Ausstattung acht oder ebenfalls 12,3 Zoll misst. Darunter sitzen die Bedienleiste für die Klimatisierung und einige weitere Funktionstasten. Es schließt sich die Mittelkonsole mit klassischem Getriebe-Wählhebel, Becherhaltern und Ablagefach unter der Armauflage an.

Das Panoramadach verfügt über eine infrarotreduzierende Beschichtung, die im Winter die Wärme im Innenraum hält und bei sonnigem Wetter eine Überhitzung verhindert – ein Rollo wird dadurch überflüssig. Die Ambientebeleuchtung bietet eine 64 Farben umfassende Palette, von denen 24 genutzt werden, um die Lichtstimmung im Cockpit automatisch an die Tageszeit anzupassen. Ein cloudbasiertes Navigationssystem gehört zur Serienausstattung, Smartphones lassen sich drahtlos über Android Auto oder Apple Carplay einbinden. Über die mit dem Auto verbundene Smartphone-App lassen sich einige Funktionen aus der Ferne steuern. Zum Beispiel die Klimatisierung und irgendwann auch die automatische Einparkfunktion, die anfangs jedoch nur von innen kommandiert werden kann.

Erster Check

Die versenkten Türgriffe schnellen schon beim Annähern hervor. Das Cockpit erinnert nur durch digitale Instrumente und den etwas reaktionsschwachen Infotainment-Touchscreen an die großen Brüder. Die Software ist mit dem neuen Toyota-Betriebssystem samt Sprachassistent auf dem neuesten Stand. Anders als im Prius kopiert die Europa-Abteilung nicht Peugeots i-Cockpit-Layout mit den weit zurückgesetzten Instrumenten. Viel mehr gibt es hier ein Head-up-Display. Das hilft der Übersichtlichkeit und erleichtert die Bedienung der zahlreichen Knöpfe auf dem Lenkrad. Die Mittelkonsole baut mit dem kurzen Wahlhebel, Fahrmodi-Schalter und EV-Knopf kompakt.

Toyota C-HR 2. Generation Clemens Hirschfeld
Toyota Motor Corporation
Der erste Qualitätseindruck stimmt, genau wie die Platzverhältnisse vorn, meint Clemens Hirschfeld.

Und der Qualitätseindruck? Der stimmt. Statt, wie bei Toyota üblich, alles mit hartem Plastik auszukleiden, verwöhnen weiche Kunststoffe, Alcantara und Leder samt farblich abgesetzten Nähten bei diesem Vorserienmodell. Nur im Fond findet sich klassenüblich vermehrt harter Kunststoff. Das Raumangebot zeigt sich als ausreichend, doch nicht üppig, ebenso die Laderaumgröße. Der Kofferraum ist sogar etwas kleiner, er fasst lediglich 350 statt 430 Liter. Der kleine Ausschnitt der Fondtüren erschweren den Zugang auf die Rückbank. Ablagen gibt es hier einige, auch wenn diese nicht besonders geräumig wirken: So kommen in den Türtaschen nur kleine Trinkflaschen unter. Immerhin passen in die induktive Ladeschale große Smartphones.

Fahrassistenzsysteme

Software-Updates lassen sich beim neuen Toyota C-HR over-the-air installieren. Auch solche für das bereits aufpreisfrei umfangreich bestückte Safety-Sense-Paket. Die Highlights darin: Eine Beschleunigungsunterdrückung, die eine plötzliche Betätigung des Gaspedals verlangsamt, wenn die Gefahr eines Zusammenstoßes mit einem vorausfahrenden Fahrzeug besteht, und der proaktive Fahrassistent. Damit bremst das Auto selbstständig ab, sobald die Fahrerin oder der Fahrer von Gaspedal geht – beispielsweise, wenn ein langsameres Fahrzeug vor dem C-HR unterwegs ist oder er sich einer Kurve nähert. Im zweiten Fall passt der Lenkassistent automatisch die Lenkkraft an. Optional bietet Toyota für den neuen C-HR einen Spurwechselassistenten mit Querverkehrswarner, eine Fahrerüberwachung und ein Matrix-LED-Fernlicht mit Kamerasteuerung an.

Vollhybrid mit zwei Leistungsstufen

Toyota bietet den neuen C-HR, der wie der neue Prius die TNGA-C-Plattform nutzt, ausschließlich mit Hybridantrieben an. Wer sich für einen Vollhybrid interessiert, kann aus zwei Leistungsstufen wählen. Die Variante mit 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner kommt auf 103 kW (140 PS), beschleunigt in 9,9 Sekunden von Null auf Hundert und ist maximal 170 km/h schnell. Das Zweiliter-Pendant erreicht 145 kW (198 PS) und ist gegen Aufpreis mit Allradantrieb erhältlich, bei dem bei Bedarf ein zusätzlicher E-Motor als Generator die Hinterachse zuschaltet und damit die Traktion optimiert. Damit lässt sich die Standardbeschleunigung zwei Zehntelsekunden schneller absolvieren (7,9 statt 8,1 Sekunden), während der Topspeed jeweils bei 180 km/h gedeckelt ist.

Plug-in-Hybrid mit 223 PS

Dritte und schnellste Option ist ein Plug-in-Hybridantrieb mit 164 kW (223 PS), der ebenfalls den Zweiliter-Benziner als Verbrenner-Part nutzt. Aus dem Stand erreicht er die 100-km/h-Marke bei Bedarf in 7,3 Sekunden; bei Tempo 180 ist aber auch bei ihm Schluss. Die Lithium-Ionen-Batterie soll genug Energie für 67 rein elektrisch zurückgelegte Kilometer speichern können, wobei sich die Rekuperation dreistufig verstellen lässt.

Dem C-HR-Fahrer stehen zudem vier Fahrmodi zur Verfügung. Beim Start ist immer der EV-Modus aktiv. Dann fährt der Wagen so lange rein elektrisch, bis der Energievorrat erschöpft ist. Dazu gibt es den Hybridmodus, bei dem das System bei höheren Leistungsanforderungen den Benziner dazu schaltet. Bei niedrigem Ladestand oder auf Fahrerwunsch kommt ein weiterer Hybridmodus zum Einsatz, bei welchem der verbliebene Ladestand konstant erhalten bleibt. Desweiteren steht ein Charge-Modus zur Verfügung, bei dem der Benziner die Batterie lädt, etwa um später in eine Zero-Emission-Zone einzufahren.

Und das beste daran: Um all das brauchen Sie sich – wenn Sie nicht wollen – gar nicht kümmern. Dann fährt der C-HR halt elektrisch, bis er selbsttätig in den Hybridmodus wechselt. An der Ladesäule tankt der Toyota übrigens einphasig, in rund zweieinhalb Stunden ist der Akku wieder voll. Serienmäßig sind Typ 2- und Typ 3-Ladekabel an Bord. Falls das Navigationssystem aktiv und die Batterie gut genug gefüllt ist, wechselt der PHEV-C-HR automatisch in den reinen Elektromodus, sobald er in eine Umweltzone einfährt.

Ein reiner Elektroantrieb bleibt wohl der Serienversion des bZ Compact SUV vorbehalten, der sich zwar in Sachen Design am C-HR anlehnt, aber deutlich größer daherkommt.

Zwei Einführungs-Sondermodelle

Fahrwerk, Bremsen und Lenkung zeigen sich im Vergleich zur ersten C-HR-Generation ebenfalls verändert, ohne dass Toyota bisher auf die Details eingeht. Das Räderwerk des Crossover misst je nach Ausstattung bis zu 20 Zoll. In diesem Format trägt sie beispielsweise die GR Sport Premiere Edition, die auch darüber hinaus exklusive Optikdetails und eine besonders umfangreiche Serienausstattung – zum Beispiel 360-Grad-Kamera und Head-up-Display – aufweist. Als Alternative steht zur Markteinführung die Lounge Premiere Edition bereit, die unter anderem Sitzbezüge aus veganem Leder, das Panoramadach und ein JBL-Soundsystem an Bord hat.

Preise und Marktstart

Seit Ende September 2023 kann der neue Toyota C-HR reserviert werden. Privatkunden, die die Online-Reservierung bis zum 30. November nutzten, erhielten einen Zubehör-Gutschein im Wert von 500 Euro. Der Grundpreis für den C-HR als 140-PS-Hybrid in der Ausstattung Flow liegt bei 34.990 Euro. In der Team-Deutschland-Variante kostet der 1,8-Liter-Hybrid ab 38.190 Euro, die Zweiliter-Version wird ab 40.190 Euro gelistet. Und der PHEV ist ab März zu Preisen ab 43.490 Euro zu haben. Das Modell Lounge Premiere ist nur als Zweiliter-Hybrid und ab 46.990 Euro zu haben. Die Version GR Sport Premiere startet als Zweiliter-Hybrid ab 48.990 Euro; in der Zweiliter-PHEV-Version werden wenigstens 50.490 Euro gefordert.

Die Entwicklung des Crossovers fand übrigens komplett in Europa statt, was nur konsequent ist: Außerhalb unseres Kontinents wird er künftig nicht mehr verkauft. Die Fertigung siedelt Toyota am Standort Sakarya in der Türkei an. Damit wird erstmals ein Plug-in-Hybrid-Modell der Marke in Europa produziert. Die Hochspannungs-Batterien werden ebenfalls in Europa montiert.

Umfrage
Hat Toyota den Elektroauto-Zug schon verpasst?
15447 Mal abgestimmt
Ja!Nein!

Fazit

Toyota hat zum Jahreswechsel 2023/2024 die zweite Generation des Crossover-SUV C-HR an den Start gebracht. Diese kommt mit Plug-in-Hybridantrieb und als klassischer Hybrid sowie mit weiterhin extrovertierter Formensprache zu uns. Dabei stimmt der erste Eindruck: Qualitativ hochwertig, funktional und mit bewährter Hybrid-Technik könnte er die Erfolgsgeschichte fortschreiben.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024

Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten